Zwischen 0 Uhr und 0:30 Uhr knallte es vergangene Nacht derart laut am ehemaligen technischen Rathaus in der Prager Straße, dass es nach ersten Angaben einiger Nutzer der sozialen Netzwerke noch in Reudnitz und Leipzig Zentrum zu hören gewesen sein soll. Gleichzeitig tauchten auf Twitter erste Gerüchte, aber auch Videosequenzen von einem Brand auf der Großbaustelle der CG Gruppe auf. Die Polizei ging noch vor Ort von Brandstiftung aus.

Hier, wo in dem langgestreckten Block knapp 300 Wohnungen und Geschäfte entstehen sollen, haben auf der Rückseite in der Nacht zum 3. Oktober zwei Autokräne und weiteres Baumaterial gebrannt. Polizeisprecher Alexander Bertram sprach bereits in einem ersten Statement vor Ort von Brandstiftung.

Von Zufall bei der Brandentstehung jedenfalls mochte Bertram nach Rücksprache mit den Feuerwehrkräften und den ersten eigenen Eindrücken gegen 3 Uhr vor Ort nicht mehr ausgehen, der Sachschaden sei hingegen noch nicht wirklich feststellbar.

Dass gleich zwei Kräne, welche an der Rückseite des ehemaligen Bürokomplexes stehen, Brandspuren aufweisen, ist für die Polizei ein Indiz für eine Attacke auf die Baustelle; dass der Bauträger selbst bereits mehrfach Ziel von Attacken war, ebenfalls. In diesem Fall eine beängstigende, was Dimension und mögliche Auswirkungen betrifft.

Aufgrund der polizeilich vermuteten Brandstiftung seien offenbar auch für Schweißarbeiten benötigte Gasflaschen explodiert – eine mögliche Erklärung für die von ersten Ohrenzeugen als mehrfach wahrgenommenen Knallgeräusche vor Ort.

Ab 1:50 Uhr vor Ort

Diese waren jedenfalls „lauter als ein Böller oder ähnliches“, tiefer, lauter und dröhnender, wie es auch bei den vor ihren Türen stehenden Anwohnern und einem bereits länger filmenden Journalisten heißt, welcher ganz in der Nähe übernachten wollte. Beim Eintreffen der L-IZ.de gegen 2 Uhr ist der anfangs mehrere Meter hohe Brand aufgrund der schnell eingetroffenen Feuerwehr unter Kontrolle, die Lage wirkt fast schon entspannt.

Dennoch sind ABC-Kräfte der Feuerwehr mit vor Ort, da beim Brand des Baumaterials Schadstoffe freigesetzt wurden, ein schwerer Löschnebel zieht über die weiträumig abgesperrte Prager Straße. Einige Gerüchte lösen sich auf, beide Kräne stehen noch, doch der Schaden dürfte trotz des raschen Eingreifens der Leipziger Feuerwehr beträchtlich sein.

Erste Erkenntnisse von Polizeisprecher Alexander Bertram, PD Leipzig vor Ort. Video: L-IZ.de

Überall stehen aufgeschreckte Anwohner auf der Straße herum, ein paar Alkoholika machen die Runde, später finden sie in einem von der LVB gestellten Bus ein wärmeres Plätzchen. Gänzlich evakuieren musste man sie jedenfalls nicht, gegen 3 Uhr kehren sie langsam in ihre Wohnungen zurück. Mittlerweile ist die Prager Straße wieder vollständig freigegeben.

Näheres zur Brandentstehung sollen nun die kriminaltechnischen Ermittlungen im Laufe des 3. Oktobers erbringen, vor Ort waren jedoch bereits Zivilbeamten auf der Suche nach eventuellen Tatverdächtigen unterwegs gewesen und hatten die Umgebung abgesucht. Verletzte gab es nach ersten Informationen keine. Ein etwaiges Bekennerschreiben liegt zur Stunde nicht vor, auch andere Gründe können derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Mehr Informationen zu den weiteren Vorgängen nach der Nacht hier auf L-IZ.de

Eindrücke am 3. Oktober ca. 2 Uhr vor Ort

Eindrücke vor Ort ab ca. 1:50 Uhr an der Prager Straße. Video: L-IZ.de

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