„Eure Treue rührt mich, gleichzeitig wird sie mir auch langsam etwas unheimlich“, begann am 7. Februar Prof. i.R. Dr. Rüdiger Lux den Universitätsgottesdienst in der Nikolaikirche, der sonntags um 11:15 Uhr stattfindet. Grund für die Einleitung: die Kirche war voll. Zum zehnten Mal fand die Leipziger Narrenpredigt statt. 2012 gab es dafür den deutschen Predigtpreis. Thema war diesmal der Sachse Unglaub mit Trabant und einer teuflischen Geschichte.

Ein Orgelvorspiel mit der berühmten Anfangssequenz aus dem Film „Odyssee im Weltall“ machte klar: In diesem Gottesdienst wird es um epochale Ereignisse gehen. Universitätsorganist Daniel Beilschmidt griff leidenschaftlich in die Tasten, begleitet von der Tuba, die Nikolai Kähler spielte. Dr. Rüdiger Lux predigte. Er ist emeritierter Professor für Altes Testament. „Von Martin Luther habe ich gelernt, dass es besser ist, mit dem Tintenfass nach dem Teufel zu werfen als ihn an die Wand zu malen. Das hat nur einen Nachteil: man muss nachher frisch tapezieren“, führt er am Beginn des Gottesdienstes ins Thema ein: „Über den Teufel wird nicht mehr gepredigt. Hat sich der Schurke denn wirklich erledigt?“ Klar, könnte man zunächst antworten, gerade hier in Leipzig.

Schließlich scheint hier die Aufklärung ganze Arbeit geleistet zu haben. Alte Mythen sind zerstört: „Die Wissenschaft ist euer Gott, Ihr kniet vor ihr. Handy und Computer, sie sind König.“ Probleme bereitet manchmal allenfalls das unkontrollierte Schicksal, das den scheinbar sicheren Fakten einen Strich durch die Rechnung macht. So stiftet der Dissident unter den Engeln weiterhin Verwirrung: „Heut schleicht der Unhold durch Leipzig-Grünau.“

Dort trifft er Herrn Unglaub, der morgens mit Zahnschmerzen erwacht und zunächst versucht, die Schmerzen mit Schnaps und mit Rum zu besiegen, weil es ja sein letzter Zahn ist. Seine Frau Rosamunde führt ihn aus dem falschen Teufelskreis: „Hör auf zu fluchen. Du solltest lieber den Doktor besuchen.“ Das tut er dann auch. Der Doktor macht sich ans Werk und verspricht, die Ruine zu sanieren: „Es holte der Doktor den Bohrer von Bosch, das Licht in den Augen von Unglaub erlosch. Unter den Handwerkern war er ein Kenner. Wir schaffen das, sprach Dr. Wurzel. Was die Kanzlerin kann, kann ich schon lange. Heinz Unglaub, sei nicht so bange.“

Dr. Rüdiger Lux predigt. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel
Dr. Rüdiger Lux predigt. Foto: Ernst-Ulrich Kneitschel

Die Mischung aus regionalen Alltagsbezügen und Seitenblicken auf aktuelle politische Floskeln kommt gut an, wie sich am Lachen und Klatschen der Gemeinde zeigt. Die Kunstfigur Heinz Unglaub, die schon in den vergangenen Jahren durch die Predigt führte, wird mit seinem Trabant humorvoll durch die Wirrungen von DDR-Jugend, Wende und verlorenen Träumen geleitet. Immer dabei sind die treue Rosamunde und der Mops. Da macht es dann auch nichts, dass das Jahreslos genau dann zum Treffer wird, als Unglaub es bereits abgegeben hat. Ein teuflisches Schicksal, das aber den Sachsen nicht erschüttern kann.

Die Orgel beschließt den Gottesdienst mit dem Satirischen Tanz aus dem Ballett „Der Bolzen“ und schließt damit den heimhandwerklichen Kreis. Die Besucher verlassen begeistert die Kirche und freuen sich bereits jetzt auf die nächste Leipziger Narrenpredigt.

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