Viele Leipziger können sich den Besuch städtischer Kultureinrichtungen nicht (mehr) leisten. Auch nicht, wenn sie die „ermäßigten Ticketpreise“ nutzen, die es zumeist für Rentner, Erwerbslose, Schüler und Studenten gibt. Wenigstens für die 30.000 Leipziger Studierenden könnte man das ändern, stellen die Grünen im Stadtrat fest. Eine Chemnitzer Initiative hat sie auf die Idee gebracht.

Dort hat man jüngst ein Kulturticket für die Studierenden eingeführt und sie damit eingeladen, während ihrer Studienzeit die kulturellen Angebote der Stadt rege zu nutzen. Denn das schafft neue Bindungen. Vielleicht bleiben die jungen Leute dann gleich nach dem Studium da, fühlen sich richtig zu Hause.

Und so formuliert es auch die Grünen-Fraktion in ihrem Antrag: „Eine lebendige Kulturszene spielt bei der Wohnortwahl neben dem Arbeitsplatz eine wichtige Rolle auch für die Entscheidung, hier in Leipzig zu studieren. Ziel der Partnerschaft ist es, den Standort Leipzig im Bereich der Bildung und Wissenschaft, der Wirtschaft, der Stadtentwicklung und vor allem der Kultur gemeinsam zu stärken. So wirkt die Universität Leipzig u. a. als Impulsgeber und Wissenspartner für eine nachhaltige Stadtentwicklung.“

Und die Universität bringt viele junge Leute nach Leipzig, für deren Wohnortwahl nach dem Studium natürlich auch eine Rolle spielt, wie attraktiv sie das kulturelle Leben einer Stadt finden.

So sieht man es ja auch in Chemnitz, stellen die Grünen fest: „Als Beispiel für eine solche Partnerschaft sei hier die Stadt Chemnitz genannt. Dort haben ab dem Wintersemester 2016/17 Studierende der TU Chemnitz die Möglichkeit, aufgrund des Stadtratsbeschlusses vom 2. März 2016, das Semesterticket auch für den Eintritt in die kommunalen Kultureinrichtungen zu nutzen (Museen, Theater sowie das Opernhaus und die Robert-Schumann-Philharmonie). Das Kulturticket wurde in enger Zusammenarbeit mit dem StudentInnenrat der TU Chemnitz entwickelt.“

Was natürlich auch die Frage aufwirft: Wer soll das bezahlen?

Der Grünen-Vorschlag: „Die entstehenden Kosten des Kulturtickets sollten vorerst hälftig von der Stadt Leipzig und dem Studentenwerk der Universität Leipzig gedeckt werden. Danach sollten die Mehrkosten durch einen festen Betrag im Semesterticket enthalten sein und kostenlosen Zugang zu den oben genannten Kulturbetrieben ermöglichen. Dadurch soll der Zugang zu Kultureinrichtungen der Stadt Leipzig, vor allem auch für ausländische Studierende flexibler gestaltet und bequemer werden.“

Was dann natürlich weitere Verhandlungen braucht zwischen den Studierendenvertretungen und diesmal dann auch den Leipziger Kultureinrichtungen oder gar der Verwaltung selbst. Je nachdem, welche Möglichkeiten die Stadt sieht, den Finanzierungsanteil von städtischer Seite zu sichern.

Gleichzeitig bekäme man vollere Häuser, merken die Grünen noch an: „Zudem soll auch eine noch effizientere Auslastung der kulturellen Eigenbetriebe erreicht werden und die Menschen, die nach Leipzig zum Studium kommen, sich mit der Stadt besser identifizieren können.“

Viele Fliegen für eine Klappe.

Aber das geht natürlich nicht ohne Zustimmung der Betroffenen. Und das muss halt erst einmal geprüft werden, ob sie für so eine Idee überhaupt zu begeistern sind.

Und so lautet der zu beschließende Vorschlag:

„Die Stadtverwaltung prüft in Abstimmung mit der Universität Leipzig und weiteren Hochschuleinrichtungen Leipzigs (wie Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur) die Möglichkeit zur Einrichtung eines Kulturtickets für Studierende für die städtischen Kultureinrichtungen (Gewandhaus, Oper, Theater der Jungen Welt, Schauspiel Leipzig, Musikalische Komödie, städtische Museen und ausgewählte Kultureinrichtungen der Freien Szene) in Leipzig. Die Ergebnisse dieser Gespräche sollen bis zum IV. Quartal 2017 dem Stadtrat vorgelegt werden.“

Die neue LZ, seit Freitag, 16. Juni 2017 im Handel

Die Leipziger Zeitung Nr. 44: Über die Grenzen hinaus

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