Im vergangenen Jahr hat am Ende Dresden die Leipziger Stadtradler noch überflügelt und unter den mitradelnden Großstädten den Sieg eingefahren. Doch schon ein Jahr später ist in Dresden die Luft raus und Leipzig ist gerade dabei, sich den Titel der Stadtradelhauptstadt zu holen. Noch läuft das Rennen, zwei Tage lang können die teilnehmenden Mannschaften in Leipzig noch Kilometer sammeln.

Das Stadtradeln ist eine Kampagne des Klima-Bündnis e. V. und wird in Leipzig von der Stadtverwaltung Leipzig und dem Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V. organisiert. Mit der Leipziger Radnacht startete das Stadtradeln 2016 am 2. September, das die angemeldeten Teilnehmer noch bis zum Donnerstag, 22. September, in Atem hält.

Im Vorjahr ist Leipzig dabei knapp an der 1-Million-Kilometer-Marke gescheitert. Die eigentlich kein großes Ding ist. Wenn wirklich alle Leipziger, die in der Zeit mit dem Rad unterwegs sind, mitmachen würden in dem Wettbewerb, würde es die 1 Million schon am ersten Tag geben.

Da staunt man eher, dass sich andere Großstädte – trotz Teilnahme – im Vergleich sogar sehr zurückhalten. Nicht nur die Dresdner haben ja ihre drei Radelwochen schon absolviert – sie sind diesmal bei 795.767 Kilometern gelandet. Irgendwie hat ihnen wohl die Herausforderung aus Leipzig gefehlt.

Aber auch andere Großstädte landeten in diesem Jahr in Bereichen, die eher zeigen, wie schwer man sich tut, genug Radler auf die Räder zu kriegen. Vorneweg natürlich die Stadtpolitiker. Denn ursprünglich war ja alles auf sie zugeschnitten: Sie sollten im Stadtradeln vormachen, wie ernst sie es mit der Schaffung von fahrradfreundlichen Städten meinen. Deswegen sind diverse Stadträte-Radel-Teams in Leipzig traditionell dabei. Aber den richtigen Fetz veranstalten natürlich einige Mannschaften von städtischen Mitarbeitern, von Forschungsinstituten und einigen engagierten Unternehmen und Vereinen.

Leipzig nimmt den Wettbewerb tatsächlich als Ansporn – auch als Botschaft an die eigene Stadtspitze, den Ausbau des Radwegenetzes endlich mit aufgekrempelten Ärmeln voranzutreiben. Diese Stadt will Rad fahren. Da muss sich auch das Streckennetz deutlich verbessern.

Noch läuft der Wettbewerb in Leipzig. Der Kilometerstand am Montagmittag, 19. September, wurde mit 893.036 Kilometern angezeigt. Da wird der Vorjahresrekord wohl fallen – und die 1-Million-Kilometer-Marke gleich mit.

Von den teilnehmenden Großstädten hat bislang keine solche Kilometerzahlen gesammelt, wenn man von dem ganz speziellen Regionenwettbewerb zwischen dem Ruhrpott und der Region Hannover absieht, wo man sich deutlich über der Millionenmarke um den Titel der emsigsten Region balgt.

Richtig fleißig beim Kilometersammeln waren unter den größeren Städten bis jetzt Ingolstadt mit 795.946 Kilometern, München mit 769.720 Kilometern und Bielefeld mit 531.970 Kilometern. Einige Städte, die man zwingend erwarten würde im Wettbewerb, machen einfach nicht mit – man denke an Stuttgart, Dortmund, Potsdam oder Hamburg. Natürlich darf man auch Halle und Magdeburg vermissen. Köln ist noch am Kilometersammeln.

Leipzig ist eigentlich ein Beispiel, wie so ein freiwilliger Städtewettbewerb eine Stadt in Bewegung bringen kann und vor allem eine Idee voranbringt. Mal ganz abgesehen von den 500 Euro, die dabei auf die aktivsten Teams warten.

Alle Leipziger und Leipzigerinnen sind aufgerufen, über drei Wochen hinweg ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad zu erledigen und dabei möglichst viele Kilometer für ihr eigenes Team und ihre Stadt zu sammeln.

Vom Wettbewerb abgesehen geht das stärkste Zeichen natürlich nach innen.

„Mit der Leipziger Radnacht möchten wir gemeinsam ein starkes Zeichen für ein fahrradfreundliches und klimagerechtes Leipzig setzen“, sagte selbst Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal, der am 2. September die zehn Kilometer lange Rundfahrt über den Innenstadtring, die B2 und den Leipziger Süden zur Sachsenbrücke eröffnete. „Mit diesem besonderen Streckenverlauf wollen wir die Bedeutung des Radverkehrs für Leipzig zum Ausdruck bringen und alle einladen, unsere Stadt aus einer für Radfahrer eher ungewohnten Perspektive zu sehen.“

Selbst den Oberbürgermeister sieht man ja hin und wieder auf Radtouren mit Bürgern durch die Stadt fahren, manchmal auch bewusst auf Problemstrecken, wo die Verkehrsgestaltung noch hapert. Was sich noch nicht unbedingt in einem wirklich beherzten Radwegebau ummünzt. Aber in den vergangenen fünf Jahren hat es der Radverkehr – auch durchs Stadtradeln – geschafft, aus seinem einstigen Mauerblümchendasein in der Verkehrspolitik herauszukommen und neben ÖPNV und Autoverkehr ernster genommen zu werden.

„Vom einfachen Klapprad bis zum trendigen Transportrad mit Elektroantrieb – Leipzigs Fahrradkultur zeigt sich überall in der Stadt. Zusammen wollen wir die Straße erobern und die Freiheit des Radfahrens feiern“, sagte Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, zum Beginn des Stadtradelns und zur Radnacht, die jetzt zur Tradition beim Leipziger Stadtradeln wird.

„Die Radnacht im vergangenen Jahr war mit etwa 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein voller Erfolg. Dieses große Interesse zeigt, wie stark das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel in Leipzig an Bedeutung gewinnt“, stellte denn auch Nico Singer, Geschäftsführer des Ökolöwen fest. Ergebnis ist ein deutlicher Anstieg der Radfahrten am täglichen Verkehr der Leipziger.

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