Wenn die Verkehrswende in Leipzig kommt, dann kommt sie von unten. Dann werden vor allem die jรผngeren Leipziger/-innen umsteigen und selbst handeln, und zwar so, dass sie mit ihrer Mobilitรคt das von den Alten demolierte Klima nicht noch weiter kaputtmachen. Und viele sind ja schon umgestiegen. Was auch das Leipziger Verkehrs- und Tiefbauamt wieder unter Druck setzt. Das hat jetzt โ testweise โ den ersten Parkplatz fรผr Lastenrรคder eingerichtet.
Nicht gerade zentral, sondern etwas versteckt: Das Verkehrs- und Tiefbauamt hat jetzt Leipzigs ersten Lastenfahrradparkplatz auf der Erich-Kรถhn-Straรe in Altlindenau eingerichtet. Weil der Einzelhandel rund um die Georg-Schwarz-Straรe einen hohen Bedarf fรผr entsprechende Stellplรคtze hat, hieร es: Aus eins mach drei โ auf der Flรคche eines bisherigen Autostellplatzes kรถnnen nun bis zu drei Lastenfahrrรคder sicher und komfortabel parken.Dazu wurde im Verkehrs- und Tiefbauamt eine neue Bauform des sogenannten Leipziger Bรผgels entwickelt, der mit nur 50 Zentimetern Lรคnge und einem Querholm das Anlehnen und sichere Anschlieรen von Lastenrรคdern ermรถglicht. Lastenrรคder benรถtigen mit bis zu 2,5 Metern Lรคnge und einer Breite von bis zu 80 Zentimetern andere Abstellvorrichtungen als normale Fahrrรคder. Die rechtliche Grundlage zur Anordnung der Beschilderung โ das Parken-Schild mit Zusatzzeichen Lastenrad โ wurde durch die Novelle der Straรenverkehrsordnung im April 2020 geschaffen.
Dieser Prototyp soll nach einem ersten Praxistest auch an anderen Standorten in Leipzig etabliert werden, kรผndigte das VTA am Donnerstag, 5. August, an. Die Festlegung von weiteren Standorten soll mit der begonnenen Fortschreibung des Radverkehrsentwicklungsplans erfolgen. Prรคferenz haben dabei Standorte des Einzelhandels, die bereits einen hohen Besucherverkehr mit Lastenradkunden hรคtten oder dies erwarten lassen. Zudem mรผssten ausreichend Flรคchen bereitstehen, die umgewidmet werden kรถnnten.
Nicht geeignet seien Lastenradparkplรคtze dieser Form in reinen Wohngebieten zum Abstellen von Lastenrรคdern vor der eigenen Haustรผr, schrรคnkt das VTA ein. Und ignoriert damit die simple Tatsache, dass Lastenrรคder bzw. Fahrrรคder mit Kinderanhรคnger in vielen Ortsteilen lรคngst Normalitรคt sind und gerade die jungen Eltern oft vergeblich nach einem Abstellplatz fรผr diese Rรคder suchen, die man eben nicht einfach durch den Hausflur schnell mal auf den Hof schieben kann.
Das verspricht noch eine heiรe Diskussion รผber den รผberfรคlligen Radverkehrsentwicklungsplan, der 2019 schon im Entwurf hรคtte vorliegen mรผssen und jetzt mit dreijรคhriger Verspรคtung erst 2023 zu erwarten ist. Die Frage ist da nur zu berechtigt: Wer bremst da eigentlich die ganze Zeit?
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