Im Bundestagswahlkampf ging es – wenn man die Plakatfluten betrachtete – fast nur um Migration und „Frieden“. Rechte Parteien dominierten die Themensetzung. Mit den tatsächlichen Herausforderungen unserer Zeit hatte das wenig zu tun. Daran erinnern jetzt auch Fridays for Future, die am 9. Mai neue Forderungen an die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD veröffentlichten. Denn weitere vier Jahre Vertrödeln beim Klimaschutz kann sich Deutschland nicht leisten.

Angesichts brennender Wälder, Wasserknappheit und immer neuer Temperaturrekorde stellte die Bewegung die Forderungen für die ersten 100 Tage Amtszeit von Schwarz-Rot unter dem Motto „Welt brennt, Zeit rennt“ auf einer Pressekonferenz vor dem Bundeskanzleramt vor.

„Während offensichtlichster Handlungsbedarf besteht, haben wir einen Wahlkampf, eine Wahl und einen Koalitionsvertrag erlebt, der genau diese Realität völlig auszublenden scheint. Ein Blick in den Koalitionsvertrag, und man bekommt das Gefühl, diese Koalition würde auf einem anderen Planeten leben. Diese neue Regierung muss in den ersten 100 Tagen beweisen, dass sie anders kann, als sie sich im Wahlkampf präsentiert hat. Der klimapolitische Neustart muss jetzt beginnen“, erklärte Carla Reemtsma von Fridays for Future.

Die Forderungen von Fridays for Future richten sich auf drei zentrale Bereiche. Die Bewegung fordert eine Stärkung des Klimaschutzgesetzes und damit eine Wiedereinführung verbindlicher Sektorziele, eine Überarbeitung der Kraftwerksstrategie, um 100 % Erneuerbare Energien und damit den Gasausstieg bis 2035 einzuleiten sowie Sofortprogramme für Verkehr und Gebäude, die beiden Sektoren, die seit Jahren immer wieder Klimaziele reißen.

Kritik übt die Bewegung insbesondere an den Plänen der Regierung für neue Gasbohrungen und den Bau neuer Gaskraftwerke, wie von der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche angekündigt.

„Um die 1,5-Grad-Grenze aus dem Pariser Abkommen einzuhalten, darf es weltweit kein einziges neues Kohle-, Öl- oder Gasprojekt mehr geben. Es wird Zeit, aus dem Gasrausch zu erwachen und sich der Realität zu stellen – auch für Katherina Reiche, deren aktuelle Pläne für neue Gaskraftwerke komplett in die falsche Richtung gehen.

In einer Welt, die bereits 1,6 Grad heißer ist, bedeutet Verantwortung übernehmen, der Klimakrise mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten. In den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit muss die Regierung zeigen, dass sie der physikalischen, sozialen und wirtschaftlichen Realität der Klimakrise gerecht wird“, sagt Franziska Wild von Fridays for Future.

Doch während FFF Druck machen, die Klimaziele von Paris endlich ernst zu nehmen, setzt die neue Wirtschaftsministerin erst einmal auf neue Gaskraftwerke, wie z.B. der „Spiegel“ am 9. Mai berichtete. Gerade konservative Regierungen in Deutschland neigen dazu, vereinbarte Ziele immer wieder aufzuweichen und hinauszuschieben.

Fridays for Future kündigten deshalb schon einmal an, ihre Forderung in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung mit 100 Protestaktionen in diesem Zeitraum zu unterstreichen.

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Es gibt 5 Kommentare

Aber das Wort “User” nehmen Sie einfach so in den Mund oder was Sie als solchen bezeichnen!

Zu einer ironisch gebrochenen Verwendung des Wortes Frieden bin ich unter keinen Umständen in der Lage, lieber User “Sebastian”. Habe da was auch immer auf Wahlplakaten gestanden.

Ich möchte es auch ablehnen, die Probleme atmosphärische Erwärmung über die Friedensproblematik zu stellen, oder überhaupt gegeneinander zu stellen. Und wenn ich die Forderungen von FFF an die Bundesregierung lese, weiß ich, daß diese niemals erfüllt werden werden, schon gar nicht schnell. “Dreckige Heizungen”? Ineffektive bestimmt, aber doch nicht dreckige, wenn ich mal an den sagenhaften Hausbrand von vor 40 Jahren denke. Das, was FFF fordert, geht nicht schnell, und wird auch nicht schnell eingeleitet werden, da ist die Gesellschaftsordnung vor, mindestens. Bahnausbau? Ich gucke mir die Strecke nach Chemnitz an und denke an S21, und weiß, daß das Kind im Brunnen liegt und nicht wieder rauskommt. FFF bleibt an der Oberfläche und atmet weiter den Geist von Aktionismus.

Der Artikel setzt nun mal Prioritäten. Der absehbar durch den Menschen gemachte Klimaweltuntergang stellt solch lächerlichen Themen wie Migration und Frieden natürlich vollständig in den Schatten. Der Artikel hängt jetzt über meinem Schreibtisch in einem goldenen Rahmen, dass ich das ja nie vergesse.

Angesichts des nicht aufrichtig gemeinten Friedenswillens einiger Wahlkämpfender (m7w7d) finde ich die Anführungszeichen hier genau richtig, ehrlich gesagt.

Ist das Ihr Ernst, lieber Autor, das Wort Frieden in Anführungszeichen zu setzen? Gern hätten Sie das mit einem absurden Wort wie Spezialoperation machen können. Aber mit Frieden?

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