Am Sonntag, dem 3. März, ist der Internationale Tag des Artenschutzes. Zu diesem Anlass übergibt das Naturkundemuseum Leipzig stolze 6.000 digitale Datensätze von Schnecken- und Muschelarten an das Rote-Liste-Zentrum des Bundesamtes für Naturschutz. Diese Daten haben einen hohen Wert für die Wissenschaft und sind Grundlage für Naturschutzmaßnahmen. Erinnerung auch an eine Zeit, als die Leipziger Gewässer voller Muscheln waren.

„Der Schutz und die Erhaltung der Artenvielfalt sind von zentraler Bedeutung für das Gleichgewicht der Natur. Als Naturkundemuseum stellen wir mit unseren Sammlungen wertvolle Daten bereit und unterstützen damit den Schutz bedrohter Arten“, sagt Museumsdirektor Dr. Ronny Maik Leder mit Blick auf den Internationalen Tag des Artenschutzes am 3. März.

Was Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung des Naturkundemuseums Leipzig sehen, ist nur ein kleiner Ausschnitt des überwältigenden Schatzes, der sich hinter den Kulissen von Museen verbirgt. Die wissenschaftlichen Sammlungen von Naturkundemuseen liefern unverzichtbare Informationen für den Schutz wildlebender Arten. Die Sammlungen umfassen oft viele Individuen der gleichen Art, darunter auch Belege zu Arten, die bereits ausgestorben sind.

Jeder Beleg der Tiere und Pflanzen wird mit Fundort und –datum dokumentiert. So können Forscher/-innen sowie Naturschutzexpertinnen und –experten immer nachsehen, welche Art an welcher Stelle zu welcher Zeit vorkam. Daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse und Maßnahmen ableiten, zum Beispiel unter welchen Veränderungen eine Art verschwand und wo die Einrichtung von Schutzgebieten sinnvoll ist.

Wundersame Weichtiere: Schnecken und Muscheln

Auch wer sie nicht mit wissenschaftlichem Anspruch erkundet, sammelt sie gern: Muschelschalen und Schneckengehäuse. Es gibt sie in den faszinierendsten Formen und Farben, unterschiedlichen Größen und mit vielfältigen Mustern. Schnecken und Muscheln, die zu den Mollusken gehören, spielen eine entscheidende Rolle in verschiedenen Ökosystemen und sind oft ein wichtiger Indikator für deren Gesundheit.

In Deutschland ist sie stark gefährdet und in Sachsen vom Aussterben bedroht: die Quendelschnecke (Candidula unifasciata), Beleg von 1918, Foto: Naturkundemuseum Leipzig
In Deutschland stark gefährdet und in Sachsen vom Aussterben bedroht: die Quendelschnecke (Candidula unifasciata), Beleg von 1918, Foto: Naturkundemuseum Leipzig

Die hier bearbeitete historische Molluskensammlung des Naturkundemuseums Leipzig enthält Belege von 175 Schneckenarten und 22 Muschelarten, darunter auch seltene Arten wie die Bachmuschel (Unio crassus), die aufgrund ihrer hohen Ansprüche an Wasserqualität und Fließverhalten stark gefährdet ist. Die in den letzten Jahren akribisch überprüfte und digitalisierte Sammlung liefert wichtige Informationen über die Verbreitung, Lebensräume und Bestandsentwicklung verschiedener Molluskenarten in der Region.

Ehrenamt als wichtige Säule in der Sammlungsarbeit

Ohne ehrenamtliche Unterstützung wäre die umfangreiche Erfassung dieser Daten nicht möglich gewesen. Frank Borleis, Bürgerwissenschaftler am Naturkundemuseum Leipzig, bearbeitet in seiner Freizeit die historische Molluskensammlung des Hauses. Durch sein Wissen und seine Erfahrung gilt er als einer der Experten für Schnecken und Muscheln der Region.

Für sein Engagement erhielt er 2022 die Auszeichnung „Ehrenamt in der Kultur“ des Sächsischen Staatsministeriums für Kultur und Tourismus. Citizen Science und Ehrenamt sind wichtige Säulen in der Sammlungsarbeit und im Naturschutz, denn darin stecken oft unschätzbare Expertise und Fleiß.

„Dieser Datenaustausch ist ein wunderbares und gelungenes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und dem Naturschutz und unterstreicht die essenzielle Rolle von Museen als Datenschatz. Auf diese Weise fördern wir das gemeinsame Ziel, die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur zu bewahren“, sagt Dr. Ronny Maik Leder.

Das Rote-Liste-Zentrum

Das Rote-Liste-Zentrum koordiniert im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz die Erstellung der bundesweiten Roten Listen der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Sie zeigen den Gefährdungsgrad der darin erfassten Arten und den Handlungsbedarf im Artenschutz auf.

Mehr über das Rote-Liste-Zentrum und die veröffentlichten Roten Listen finden sich auf der Homepage des Zentrums.

Jährlich am 3. März wird weltweit auf den Erhalt und die Bedeutung der Artenvielfalt aufmerksam gemacht. Der Tag des Artenschutzes hat seinen Ursprung in dem am 3. März 1973 unterzeichneten Washingtoner Artenschutzübereinkommen.

https://naturkundemuseum.leipzig.de/

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