Im Frühjahr gab es zwar den Wechsel im Amt des Sächsischen Kultusministers. Die Meldungen aus dem Ministerium versprechen seitdem wieder gewaltige Fortschritte in der Absicherung des Schulunterrichts. Auch genug Lehrer solle es kurzfristig zu Schuljahresbeginn geben. Doch in einem Positionspapier, das jetzt zum Schuljahresbeginn vorgelegt wird, listet die SPD-Fraktion im Landtag auf, dass durch die Hauruckaktionen eigentlich kein Problem geklärt ist.

“Viele Eltern und Schülerinnen und Schüler haben es in den letzten Wochen und Monaten vor Beginn des neuen Schuljahres schmerzhaft zu spüren bekommen: Das Schulsystem in Sachsen wird immer weiter ‘verdichtet’, um bei steigenden Schülerzahlen mit weniger Lehrern den Unterricht aufrecht zu erhalten”, stellt die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Eva-Maria Stange, fest. “So wurden Klassen und Kurse in der gymnasialen Oberstufe zusammengelegt und damit immer mehr Klassen mit 28 und mehr Schülerinnen und Schülern geschaffen. Eltern konnten ihre Kinder nicht an der gewünschten Grund- oder weiterführenden Schule einschulen und müssen nun lange Fahrzeiten und höhere Kosten auf sich nehmen. Betroffen sind in großem Maße auch Berufsschülerinnen und Berufsschüler, die mitten in der Ausbildung nach dem 1. oder 2. Ausbildungsjahr die Ausbildungsschule wechseln müssen und somit für die Ausbildungsbetriebe und die Schülerinnen und Schüler erhebliche Mehraufwendungen notwendig sind.”

So steigen die Schülerzahlen laut Statistischem Landesamt bis 2021/22 weiter an. Bis zum Jahr 2019/20 werden es ca. 20.000 Schülerinnen und Schüler mehr in Sachsens Schulen sein als im Schuljahr 2011/12. Betroffen sind vor allem die Großstädte, in denen die Schülerzahlen deutlich schneller und stärker ansteigen, als in der Fläche des Landes.”Auch wenn die Staatsregierung mit dem vorgelegten Doppelhaushalt 2013/14 zunächst von dem 2010 geplanten Stellenabbau kurzzeitig Abstand nimmt – allerdings nur mit einer Perspektive bis 2014/15 (!) – wird sich das erst mit dem Schuljahr 2013/14 leicht bemerkbar machen. Mit Beginn des neuen Schuljahres 2012/13 erreichen die Lehrerstellen ihren Tiefpunkt mit unter 27.100 (2011/12 waren es 27.595 Stellen) Stellen, trotz bereits deutlich steigender Schülerzahlen (2011/12 waren es 373.100 an den öffentlichen Schulen; 2012/13 werden es bereits 374.760 sein)”, rechnet die SPD vor.

Erst ab Januar 2013 bis Ende des Schuljahres im Sommer 2013 werde es einen leichten Anstieg auf 27.231 Lehrerstellen geben. Das sind dann aber immer noch 364 Lehrerstellen weniger als im Vorjahr bei einem Schülerzuwachs von 1.660 Schülerinnen und Schülern.

Das jahrelange Ignorieren der “Lehrerlücke” macht sich Jahr um Jahr stärker bemerkbar.

Mit Seiteneinsteigern will das Kultusministerium den Unterricht dennoch abgedeckt bekommen. Doch selbst Schulleiter fehlen immer öfter. “Offenbar wollen auch immer weniger Lehrkräfte für diese perspektivlose Bildungspolitik der Staatsregierung Verantwortung als Schulleiter übernehmen”, stellt die SPD-Fraktion fest. “So werden 244 Schulen in Sachsen ohne Schulleiterinnen und Schulleiter bzw. Stellvertreterinnen und Stellvertreter das Schuljahr beginnen. Besonders betroffen sind Grundschulen und Mittelschulen, aber auch große Berufliche Schulzentren. Schulleiter müssen immer mehr Verantwortung bei geringer Anerkennung übernehmen. Das kann nicht funktionieren. Wer eigenverantwortlich handelnde Schulen will, muss auch die Arbeit der Schulleiter ordentlich honorieren und Verwaltungsvorschriften deutlich eindampfen.”

Aber auch die Lehrer selbst werden in Sachsen deutlich geringer honoriert als in anderen Bundesländern. Die Eingruppierung soll sich auch im Doppelhaushalt 2013/14 nicht ändern. “Viele junge Lehrerinnen und Lehrer verlassen Sachsen, weil sie in anderen Bundesländern deutlich besser bezahlt werden”, kritisiert die SPD-Fraktion. “Aber auch die Lehrer, die mehr als 30 oder 40 Jahre im Dienst sind und längst ihre Qualifikation nachgewiesen haben, bekommen erneut keine Chance, wenigstens auf dem gleichen Niveau wie ihre Kollegen in Brandenburg oder gar Bayern eingruppiert zu werden.”

Das Positionspapier als PDF zum download.

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