Mit Unverständnis hat das Rektorat der Universität Leipzig auf Pläne von Staatsminister Georg Unland reagiert, denen zufolge der Investitionsbedarf für Infrastrukturprojekte an der Alma mater lipsiensis wesentlich geringer sei als an den Technischen Universitäten des Freistaats. Mit diesem Argument hatte der sächsische Finanzminister am Donnerstag, 25. Oktober, begründet, die erwarteten Steuermehreinnahmen an den Hochschulstandorten Chemnitz, Dresden und Freiberg zu investieren.

Die Hochschulleitung mahnt eine Überarbeitung der Pläne an, denn an der Leipziger Universität besteht akuter Investitionsbedarf in Höhe von über 75 Millionen Euro.

In einem am 25. Oktober in der Leipziger Volkszeitung erschienenen Interview hatte Unland seine Pläne öffentlich gemacht, die für das Jahr 2012 erwarteten Steuermehreinnahmen in die Bildung im Freistaat zu investieren. Was an sich schon ein seltsamer Vorgang ist. Denn das Budgetrecht liegt eigentlich beim Sächsischen Landtag. Doch das Interview zeigte auch recht deutlich, wie stark mittlerweile alle wichtigen Entscheidungen, die mit Geld zu tun haben, im Finanzministerium zusammenlaufen. Hier werden die Kürzungsvorgaben definiert, hier wird entschieden, wer vom großen Kuchen etwas abbekommen soll – und wer nicht.Die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking, begrüßte die Entscheidung, die Überschüsse nun in Bildung zu investieren, ausdrücklich: “Es freut mich, dass der Finanzminister die Bedeutung der Bildung für die Zukunftsfähigkeit Sachsens sieht und Investitionen in diesem Sektor plant. Es ist auch richtig und wichtig, die Infrastruktur der Universitäten zu stärken. Nur so können diese national und international kompetitiv sein.”

Zugleich zeigte Schücking Unverständnis für die Pläne des Finanzministers, das Geld vor allem für den Ausbau der Infrastruktur an den Technischen Universitäten in Chemnitz, Dresden und Freiberg einzusetzen: “Es wundert mich sehr, dass der Staatsminister für den akuten Investitionsstau an der Universität Leipzig, der derzeit bei etwa 75 Millionen Euro liegt, keinen Handlungsbedarf sieht.”

In seinem Interview hatte Unland zwar auf Bedarfe in der Leipziger Medizin, der Theologie und Psychologie hingewiesen, die notwendigen Investitionen aber als “weitaus geringer” als an den Technischen Universitäten bezeichnet. Auch für den Kanzler der Universität Leipzig, Dr. Frank Nolden, ist das eine bemerkenswerte Rechnung: “Der Staatsminister weiß, dass allein für das Institut für Psychologie Investitionen in Höhe von 22 Millionen Euro dringend notwendig sind. Die Medizinische Fakultät meldet einen akuten Bedarf von ebenfalls rund 25 Millionen Euro. Hinzu kommen geplante Investitionen in der Theologie, der Veterinärmedizinischen Fakultät, am Institut für Meteorologie und für den Aufbau einer Life-Science-Bibliothek, die sich auf insgesamt 30 Millionen Euro summieren.”

Absehbar seien zudem schon jetzt Ausgaben für den Aufbau der Infrastruktur des nationalen DFG-Forschungszentrums Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Die Universitätsleitung fordert deshalb die Staatsregierung auf, ihre Planungen für die Verteilung der Steuermehreinnahmen zu korrigieren.

www.uni-leipzig.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar