Lange schien es so, als würden Sachsens Hochschulen allein bleiben mit dem Kummer der 1.042 Stellen, die sie bis 2020 streichen sollen - obwohl die Studierendenzahlen seit Jahren auf Rekordhoch sind, etliche Studiengänge überlaufen, Hörsäle überfüllt, Prüfer überlastet. Doch der Wind dreht sich. Auch die Junge Union Leipzig will den Kürzungskurs der sächsischen Landesregierung nicht mehr mittragen.

Sie fordert von der Sächsischen Staatsregierung ein Umdenken in Sachen Hochschulfinanzierung. Denn eines ist nach den Beschlüssen zur Abwicklung der Theaterwissenschaften und der Klassischen Archäologie an der Uni Leipzig klar geworden: 24 Stellen jedes Jahr kann eine Universität nicht dadurch zusammenkratzen, dass sie überall irgendwie “überflüssige” Personalstellen streicht. Wenn sie die Arbeit in der Mehrzahl der Institute nicht gefährden will, muss sie einzelne Institute ganz schließen. Und jedes ist ein Schnitt ins Fleisch. Denn gerade die kleinen Fächer sind oft einzig in der mitteldeutschen Hochschullandschaft.

Und das wirkt auch wieder auf den Ruf der ganzen Universität zurück. Die vom Freistaat geforderten Stellenkürzungen setzen die Zukunft der Universität Leipzig als Volluniversität aufs Spiel, stellt Markus Walther, Kreisvorsitzender der Jungen Union Leipzig, fest.

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Er selbst hat an der Universität Leipzig Jura studiert und ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und freiberuflicher Dozent, kennt also das Innenleben der Alma Mater aus eigenem Erleben. Das Kürzungsprogramm aus Dresden halten er und die Junge Union Leipzig für falsch.

“Die Universitätsleitung in Leipzig wird in eine unmögliche Position gebracht”, sagt Markus Walther. “In der Öffentlichkeit entsteht der Eindruck, als ob das Rektorat der Uni Leipzig in eigener Verantwortung Personal kürzt und Institute schließt. Zu dem Personalabbau hat sie aber 2010 der Landtag gezwungen. Die Uni kann nur Schadensbegrenzung betreiben.”

Der Leipziger Jugendverband der CDU weist außerdem auf die Folgen der Kürzungen hin. “Solide Staatsfinanzen sind wichtig, und die Uni Leipzig hat jeden vernünftigen Spielraum für Einsparungen zu nutzen”, so Markus Walther weiter. “Aber bei den Stellenstreichungen geht es um eine Dimension, bei der das Profil der Uni Leipzig als Volluniversität mit naturwissenschaftlichen, geistes- und sozialwissenschaftlichen und medizinischen Fähigkeiten aufs Spiel gesetzt wird. Nachhaltig ist das nicht.”

Nach Ansicht der JU Leipzig muss der Freistaat umdenken: “Die Staatsregierung und der Landtag haben jederzeit die Möglichkeit, die Kürzungen auf ein verantwortbares Maß zu beschränken. Wenn die Staatsregierung echte Hochschulautonomie will, dann muss sie dafür auch die finanziellen Voraussetzungen schaffen”, so Markus Walther abschließend.

www.ju-leipzig.de

www.uni-leipzig.de/~rcds/wp/

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