In der Auseinandersetzung um die Öffnungszeiten der Deutschen Nationalbibliothek ist weiterhin keine Lösung in Sicht. Im Mai läuft die von der Deutschen Nationalbibliothek gewährte Übergangsphase mit einer nur halb verkürzten Öffnungszeit aus. Wenn es keine neue Regelung gibt, wird die DNB am Deutschen Platz ab Juni erst ab 10 Uhr ihre Türen öffnen.

Aus diesem Grund veranstalten der PromovierendenRat der Universität Leipzig und die Bürgerinitiative “Offene DNB” am Freitag, 17. Mai, eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema. Unter dem Titel “Nutz(er)loses Wissen? Die DNB zwischen Sparzwängen und Nutzerfreundlichkeit” wollen die Initiatoren die unterschiedlichen Akteure an einen Tisch bringen und die Chancen zum Erhalt längerer Öffnungszeiten diskutieren.

Im Februar war bekannt geworden, dass die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig eine starke Einschränkung ihrer Öffnungszeiten durchsetzen will. Kommentarlos stand es auf der Website der DNB zu lesen. Erst der Protest vieler Leipziger Nutzer machte das Thema öffentlich. Die bisher 79 Wochenstunden Lesezeit sollen um 11 Wochenstunden verringert werden, was eine Kürzung um rund 14 Prozent bedeutet. Nach Protesten Ende Februar räumte die DNB eine dreimonatige Übergangszeit ein, in der zunächst nur rund die Hälfte der geplanten Kürzung umgesetzt wurde. Ende Mai läuft diese Übergangsregelung aus und es sollen weitere Kürzungen erfolgen. Die Bürgerinitiative “Offene DNB” setzt sich dagegen für nutzerfreundliche Öffnungszeiten der DNB ein.

In den zurückliegenden Wochen suchte die Bürgerinitiative das Gespräch mit der Leitung der Deutschen Nationalbibliothek, dem Kulturstaatsministerium als der obersten Aufsichtsbehörde der DNB sowie mit verschiedenen Mitgliedern des Verwaltungsrats und weiteren Politiker_innen. Vor allem die Leipziger Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Feist (CDU), Dr. Barbara Höll (Die Linke) und Wolfgang Tiefensee (SPD) unterstützen die Initiative in ihren Bemühungen um den Erhalt der Öffnungszeiten der DNB in Leipzig und sind ihrerseits in Kontakt mit verschiedenen Verantwortlichen. Trotz dieser Bemühungen konnte bisher keine einvernehmliche Lösung gefunden werden, da die Bibliothek von ihrem Anliegen, in Leipzig täglich zwei Stunden Öffnungszeit zu kürzen, nicht abgerückt ist.
Aus Sicht der Bürgerinitiative sind die von der DNB angeführten Gründe für die Kürzungen in Leipzig nicht klar benannt und wirken widersprüchlich. Die der Entscheidung angeblich zugrunde liegenden Nutzungsstatistiken entpuppten sich als fragwürdige und stichprobenartige Erhebungen. Nutzerwünsche wurden ausschließlich in Frankfurt am Main ermittelt. Die in der Leipziger Bibliothek seit Anfang März durchgeführten Zählungen widersprechen zudem diesen früheren Erhebungen. Eine im April durchgeführte Fragebogenaktion der DNB kritisiert die Initiative als in der Sache nicht geeignet und wegen ihrer Methode manipulierbar.

“Die Aktivitäten der DNB lassen die Vermutung zu, dass eine bereits getroffene Entscheidung nachträglich legitimiert werden soll”, meinen die Initiatoren der Bürgerinitiative.

Die Podiumsdiskussion am 17. Mai findet im Felix-Klein-Hörsaal im neuen Paulinum der Universität am Augustusplatz statt und beginnt um 17:30 Uhr. Neben der Bibliotheksleitung sind auch ein Vertreter des Kulturstaatsministeriums sowie weitere Mitglieder des Verwaltungsrats der DNB und mehrere Bundestagsabgeordnete eingeladen. Ihre Teilnahme zugesagt haben bereits Wolfgang Tiefensee, Dr. Barbara Höll und Dr. Thomas Feist.

Informationen zu bisherigen Aktivitäten der Initiative findet man auf:

www.forschungsgruppe-soziales.de/?q=aufruf
www.forschungsgruppe-soziales.de

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