Man kann nur die Daumen drücken, dass das so auch gefeiert werden kann: Am 1. Oktober 1021 wurde der Merseburger Dom in Anwesenheit des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde geweiht. Nach der Grundsteinlegung im Jahre 1015 – dem Jahr der Ersterwähnung von Leipzig – und nur sechs Jahren Bauzeit erhielt Merseburg eine der bedeutendsten Kathedralbauten Deutschlands: den Merseburger Kaiserdom.

Zum 1.000-jährigen Weihejubiläum widmen die Vereinigten Domstifter ihrem Jubilar ein ganzes Festjahr unter dem Motto „Geweiht für die Ewigkeit“. Ausstellungen, Sonderführungen, Konzerte und Festveranstaltungen laden das ganze Jahr über nach Merseburg ein und würdigen den Dom als bedeutende Wirkstätte deutscher Geschichte, in dem sich die Jahrhunderte immer wieder kunstvoll verewigen sollten.

Die Geschichte des Merseburger Doms

Der Merseburger Dom St. Johannes und St. Laurentius gilt als eine der bedeutendsten Kathedralbauten Deutschlands und war Lieblingsort des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaars, Heinrich II. und Kunigunde. Kein geringerer als Bischof Thietmar von Merseburg, einer der berühmtesten Chronisten des Mittelalters, legte am 18. Mai 1015 den Grundstein zum Bau des Doms. Bei der Weihe am 1. Oktober 1021 war Kaiser Heinrich II. persönlich anwesend und ließ der Merseburger Kirche große Geschenke zuteil werden.

Die im Dom und in den angrenzenden Kapellen präsentierten Altarretabel, sakralen Plastiken, Epitaphe und Gemälde sind von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung und künstlerischer Qualität. Hervorzuheben ist die Grabplatte Herzog Rudolfs von Schwaben, der 1080 als Gegenkönig Heinrichs IV. fiel. Seine, Ende des 11. Jahrhunderts geschaffene, Grabplatte ist die älteste europäische Bildnisgrabplatte aus Bronze. Auch die im 13. Jahrhundert erbaute Vorhalle enthält mit einem romanischen Taufstein aus dem 12. Jahrhundert und dem von der Werkstatt des Naumburger Meisters geschaffenen Grabstein des Ritters Hermann von Hagen besonders erlesene Kunstwerke.

Kaiser Heinrich II. Foto: Vereinigte Domstifter / F. Matte
Kaiser Heinrich II. Foto: Vereinigte Domstifter / F. Matte

Ein bedeutendes Zeugnis frühromanischer Baukunst ist die Krypta (zwischen 1015 und 1042). Sie ist eine der ältesten, weitgehend unverändert erhaltenen Hallenkrypten und zählt mit ihrer Gesamtanlage und wegen der feinteilig gegliederten Pfeiler zu den schönsten in Mitteldeutschland.

Über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist der Merseburger Dom auch wegen der zwischen 1853 und 1855 von Friedrich Ladegast geschaffenen Orgel. Hinter ihrem barocken Prospekt verbergen sich 5.687 Pfeifen. Damit gehört die Merseburger Ladegast-Orgel zu den größten und klangschönsten romantischen Orgeln in ganz Deutschland. Alljährlich im September locken die Merseburger Orgeltage zahlreiche Musikfreunde aus ganz Europa in den Dom.

Im Kapitelhaus, eines der schönsten spätgotischen Gebäude Deutschlands, sind wertvolle Gewänder, Urkunden und Kunstwerke zur Geschichte Merseburgs im 15. und 16. Jahrhundert zu sehen. Im Obergeschoss befinden sich die Merseburger Domstiftsbibliothek und das Domstiftsarchiv mit einem Bücher-und Quellenfundus aus über 1.200 Jahren. Der Terrassengarten des Kapitelhauses verzaubert jeden Besucher und lädt zum Verweilen und Entspannen ein.

Die Südklausur beherbergt in der Schatzkammer, im Handschriftengewölbe und im Zauberspruchgewölbe wertvolle Stücke des Merseburger Domschatzes. Besondere Anziehungskraft haben dort die Merseburger Zaubersprüche, die als Faksimile der Handschrift aus dem 10. Jahrhundert präsentiert werden.

Sie gelten als das älteste Schriftzeugnis heidnischen Ursprungs in althochdeutscher Sprache. Ebenfalls in den Räumen der Klausur befindet sich das Europäische Romanik Zentrum als An-Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Hier wird die Erforschung und Präsentation der Romanik interdisziplinär am authentischen Ort betrieben und durch Vorträge und Publikationen vorgestellt und erlebbar gemacht.

Das Festjahr 2021

Zum 1.000-jährigen Weihejubiläum widmen die Vereinigten Domstifter ihrem Jubilar ein ganzes Festjahr unter dem Motto „Geweiht für die Ewigkeit“. Ausstellungen, Sonderführungen, Konzerte und Festveranstaltungen sollen das ganze Jahr über nach Merseburg einladen und würdigen den Dom als bedeutende Wirkstätte deutscher Geschichte, in dem sich die Jahrhunderte immer wieder kunstvoll verewigen sollten.

Geschichtsträchtige Stücke aus dem Merseburger Domschatz und Domstiftsarchiv laden zu einer Zeitreise zurück ins Weihejahr 1021 ein. Die Zeitreise beginnt im Januar 2021 mit dem Jahr-1000-Schatz des 20. Jahrhunderts. Monat für Monat geht es mit den Jahr-1000-Schätzen ein weiteres Jahrhundert zurück, um bis Oktober das Weihejahr 1021 zu erreichen.

Der Wappensaal im Kapitelhaus. Foto: Vereinigte Domstifter / F. Boxler
Der Wappensaal im Kapitelhaus. Foto: Vereinigte Domstifter / F. Boxler

Durch die Jahr-1000-Schätze werden entscheidende Entwicklungen der 1.000-jährigen Domgeschichte greifbar. Dies zeigt sich bereits im Januar zum Ausstellungsbeginn: Die Ausstellungsstücke des 20. Jahrhunderts führen die Zäsuren der Weltkriege und Diktaturen, die auch Merseburg nicht unberührt ließen, vor Augen.

Dokumente wie ein Verzeichnis der luftschutzsicher aufzubewahrenden Archivalien aus dem Jahre 1941, aber auch persönliche Erinnerungen wie ein detailreiches Dom-Fotoalbum des Merseburgers Joachim Thörmer aus dem Jahre 1964, das bis heute die vollständigste Dokumentation des Doms in Fotos darstellt, werden ausgestellt.

Im Laufe des Festjahres können sich die Besucher auf zahlreiche wertvolle wie auch verblüffende Jahr-1000-Schätze freuen. So werden beispielsweise für das 11. Jahrhundert Urkunden Heinrichs II. zur Domweihe zu sehen sein. Außerdem zeigen wir seltene Archivalien wie die Merseburger Bischofschronik (16. Jahrhundert) oder die aufwendig gestaltete Sachsenspiegelhandschrift (14. Jahrhundert).

Auch einzigartige Schätze wie ein seltenes Reliquienkästchen aus Elfenbein (13. Jahrhundert) aus einer arabischen Werkstatt auf Sizilien können besichtigt werden. Die Jahr-1000-Schätze werden durch Sonderführungen, Vorträge und Lesungen ergänzt.

Da die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie für 2021 noch nicht abzuschätzen sind, werden sich die Ausstellungszeit und die begleitenden Veranstaltungen notfalls terminlich an die Maßnahmen anpassen.

Das zentrale Werk in der Ausstellung „Thietmars Welt“: Thietmars Chronik

Das zentrale Werk in der Ausstellung „Thietmars Welt“: Thietmars Chronik

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