Personen und Ereignisse, Traditionen, Bauwerke und anderes Erinnerungswürdiges, mehr oder minder in Vergessenheit geraten oder unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung – sie stehen im Mittelpunkt dieser Serie. Diesmal in „Memoria“: Ein Melodien-Erfinder, dessen Erfolgslaufbahn vor knapp vierzig Jahren begann. Die Melodien sind allseits bekannt – doch ihre Schöpfer kaum. Nun, dieses Schicksal teilen viele Komponisten in Vergangenheit und Gegenwart.

Wobei es durchaus spannend sein kann, etwas mehr zu erfahren. Zum Beispiel über Heiner Lürig – einige seiner Musikschöpfungen sind vielen vertraut.

Eine Begegnung, die alles verändert

Es ist eine Begegnung im Jahr 1985, die schicksalhaft wird: Da ist der aufstrebende Musiker, der seine Gitarre perfekt beherrscht – und eine Begabung für einprägsame Melodien mitbringt. Und da ist der talentierte, sprachgewandte Liedermacher mit dem Streben nach dem bundesweiten Durchbruch – doch auf dem Weg dahin klemmt es bislang musikalisch.

An jenem 1. März 1985 begegnen Heiner Lürig und Heinz Rudolf Kunze einander erstmals. Und sie bündeln von nun an ihre Talente – zum beidseitigen Vorteil.

Der Rest ist Geschichte: Heinz Rudolf Kunze wird deutschlandweit bekannt mit „Dein ist mein ganzes Herz“ – das Lied wird sein Riesenhit, sein Markenzeichen. Die Erfolgsmelodie stammt von Heiner Lürig. Die Lürig-Kunze-Bilanz seitdem: mehr als 1.000 gemeinsame Konzerte (bis 2002, als Lürig sich aus Kunzes Begleitband „Verstärkung“ ausklinkt), viele erfolgreiche Musik-Alben, mehrere gemeinsame Musical-Produktionen.

Heiner Lürig, musikalischer Genius an Kunzes Seite, ersinnt mit „Alles was sie will“, „Mit Leib und Seele“ und „Aller Herren Länder“ weitere Meilensteine. Melodien, die mit Kunzes Texten zu Hits werden. Für zahlreiche weitere Titel stammen die Kompositionen von ihm.

Auch heute als Produzent aktiv

Auch für andere Künstler hat Lürig komponiert – so etwa für Herman van Veen und Reinhard Mey. Mit Tino Eisbrenner ist er jahrelang musikalisch im „Hausboot“ unterwegs.

Lürig ist nach wie vor als Produzent aktiv. Gern erinnert er sich an seine Zeit in namhaften Studios Europas und der USA: Wisselord Studio Hilversum, Air Studios London des Beatles-Produzenten George Martin, Galaxy Studios Mol sowie Gateway Mastering Studios Portland.

Heute arbeitet Heiner Lürig im Wohnort Fritzlar im eigenen Studio, wo auch Filmmusik entsteht oder die Musik für die ebenfalls erfolgreichen vier Lürig-Kunze-Musicals nach Shakespeare-Werken. Seit 2023 veröffentlicht er eigene, selbstproduzierte Lieder, bei denen er als Sänger zu hören ist.

Im Studio sowie auf der Konzert- und Musical-Bühne schätzt Lürig den engen und direkten Kontakt zu allen Akteuren. Er hat Erfahrungen bis hin zum „Musical Director“ einer Band mit zehn Musikern. Lürig: „Am liebsten arbeite ich im großen Team zusammen: mit Autoren, Musikern und Theatermachern. Immer so, dass das Ganze gelingt.“

Wer 1954 zur Welt gekommen ist, nullt im Jahr 2024 zum siebenten Mal. Wenn es so weit ist: Herzliche Gratulation – und Chapeau!

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