Im großen Trubel um den 200. Jahrestag der Völkerschlacht, der im Oktober begangen wird, geht ein Fest in Leipzig beinah unter, das mittlerweile eine schon erstaunliche Tradition hat: das Körnerhausfest rings ums Körnerhaus in der Huttenstraße in Großzschocher. Am Samstag, 7. September, findet nun schon das 17. von 14 bis 23 Uhr statt.

“Das Wetter ist prima”, freut sich Ralf Hiller vom Bürger- und Förderverein Körnerhaus e.V. Der Verein startete das Körnerhausfest noch zu einer Zeit, als das ehemalige Gutsgärtnerhaus nichts als eine abrissreife Ruine war. Schon in DDR-Zeiten hatten einige engagierte Mitstreiter sich bemüht, diesen Zeitzeugen des Jahres 1813 zu erhalten. Mit der Körner-Geschichte hat das Haus auch noch eine eigene Legende, die man andernorts in Leipzig nicht wieder findet.

Erbaut wurde es 1734 / 1735, ist also als Zeitzeuge in der selben Liga zu finden wie das Schillerhäuschen in Gohlis.
In den Fokus der Geschichte trat es am 18. Juni 1813, als Bauern im Waldstück “Die Schönen” den schwer verwundeten Dichter und Lützower Jäger Theodor Körner fanden und im Anbau des Gutsgärtnerhauses vorübergehend in Sicherheit brachten, bevor der Verwundete per Kahn auf der Elster zu Dr. Wendler nach Leipzig verfrachtet wurde. Schwer verwundet worden war Körner bei Kitzen, als die Lützower Jäger von Franzosen und Württembergern zusammengehauen wurden. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt außerhalb des von preußischen Truppen kontrollierten Gebietes, wo sie sich nach dem Waffenstillstandsvertrag von Pläsitz (4. Juni) nicht mehr aufhalten durften.

Körner gehörte schon zur Zeit der Befreiungskriege zu den Ikonen dieser Kämpfe. Auch in der aktuellen Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums “Helden nach Maß” wird der junge Dichter gewürdigt – als einer der “Glorreichen Hasardeure”. Mit seinem Reiterlied “Lützows verwegene Jagd”, das er im April bei einem Aufenthalt der Lützower in Leipzig auf dem Schneckenberg verfasste, schrieb er eines der bekanntesten Lieder der antinapoleonischen Kriege. Der kurze Aufenthalt der Lützower in Leipzig hatte auch die Franzosen, die nach ihnen wieder einzogen in die Stadt, stark beeindruckt: Am 20. Juni 1813 ließ der französische Gouverneur von Leipzig, Arrighi de Casanova, den Belagerungszustand über die Stadt verhängen, nachdem etliche Leripziger einem Lützower Parlamentär zugejubelt hatten.
Aus den historischen Quellen ist nicht klar ersichtlich, wer da jubelte – einigen wohlhabederen Bürgern schien der Jubel augenscheinlich suspekt. Aber das rigide Handeln Arrighis zeigt auch, wie sehr die Stimmung im Sommer 1813 schon am Kippen war. Grund für das Auftauchen des Lützower Parlamentärs waren natürlich die nach der Schlacht bei Kitzen gefangenen Lützower, die auf der Pleißenburg inhaftiert waren.

Theodor Körner kam ja dann nach seiner Genesung doch noch bei einem Gefecht bei Gadebusch, wo die Lützower einen französischen Transport überfielen, ums Leben. An der Völkerschlacht nahmen die Lützower nicht teil.

Mit dem Körnerhausfest nutzt der Förderverein natürlich auch jedes Jahr die Gelegenheit, die Fortschritte bei der Sanierung des Hauses zu zeigen. Denn das geschieht alles aus eigener Kraft und eigenem Fleiß. Mittlerweile ist das Körnerhaus ein richtiges Kleinod geworden, in dem man nicht nur die “Körnerstube”, sondern auch den einstigen Karzer des Dorfes mit den restaurierten Wandkritzeleien besichtigen kann. Erstmals gezeigt wird diesmal auch ein kleines Bild eines Malers mit dem Namen Schirrmeister, das just im 200. Jahr der Völkerschlaht auftauchte und die über die Furt über die Weiße Elster nach Großzschocher einrückenden Franzosen zeigt.

Zum Körnerhausfest gibt es auch wieder das traditionelle Biwak mit Darstellern in den Uniformen der Napoleonzeit – feste Gäste seit Jahren sind natürlich die Lützower. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist hat wieder die Schirmherrschaft übernommen. Wolfgang Tiefensee, der im Leipziger Süden um das Direktmandat für die SPD kämpft, hat sein Kommen zugesagt. Es gibt wieder ein Salutschießen und gegen 19 Uhr den beliebten Lampionumzug durch Großzschocher. Und überm Lagerfeuer hängt der Kessel mit Soljanka für alle Hungrigen.

www.koernerhaus-leipzig.de

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