Von Leipzig aus muss man sich einfach nur in die S-Bahn setzen und nach Halle fahren. Dann kann man sie dort im Landesmuseums für Vorgeschichte bewundern: die Himmelsscheibe von Nebra, die für Harald Meller, den Direktor des Landesmuseums, der Schlüssel zu einer ganzen Kultur ist, die vor 4.000 Jahre in Mitteldeutschland existierte. Und nun fliegt die Himmelsscheibe tatsächlich ins Weltall.

Der ESA-Astronaut Matthias Maurer wird am Sonntag, 31. Oktober, zur internationalen Raumstation ISS in den Weltraum aufbrechen. Im Gepäck wird er eine Kopie der Himmelsscheibe von Nebra haben. Sie ist nicht nur die älteste konkrete Darstellung des Himmels, sie belegt auch, dass in Mitteleuropa vor fast viertausend Jahren eine Kultur blühte, die nach den Sternen griff. Oder genauer formuliert: In dieser von höchster Handwerkskunst zeugenden Scheibe ihr Wissen über die Bewegungen der Gestirne festgehalten hat.

Die abenteuerliche Geschichte der Himmelsscheibe und ihrer Entdeckung haben Harald Meller, Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle an der Saale, in dem die echte Himmelsscheibe zu sehen ist, und der Autor und Historiker Kai Michel in ihrem Bestseller „Die Himmelsscheibe von Nebra“ geschildert, der 2018 bei Propyläen erschien.

In ihrem neuen Buch „Griff nach den Sternen“ (Propyläen) stellen sie die Welt der Bronzezeit in faszinierenden Bildern vor. Von Stonehenge bis Babylon, von Mykene bis nach Ägypten zeigen sie, wie Archäologen immer engere Kontakte zwischen den Kulturen aufdecken, und präsentieren die neuesten Erkenntnisse der Forschung rund um die Himmelsscheibe.

Auch über Matthias Maurers Begeisterung für die Himmelsscheibe berichten Meller und Michel. Sie zitieren den Astronauten mit den Worten: „An ihr kann ich erkennen, dass die Menschen schon vor 4.000 Jahren in den Himmel schauten und sich die gleichen Fragen gestellt haben wie wir.“

Während die Autoren im „Griff nach den Sternen“ nur vermuten konnten, dass der Astronaut eine Kopie der Himmelsscheibe mit ins All nimmt, sehen sie nun bestätigt, dass sich hier ein beeindruckender Kreis schließt: „So wie die Himmelsscheibe das uralte Verlangen der Menschen nach den himmlischen Sphären dokumentiert, zeigt die Weltraum-Mission ihrer Kopie, wie weit uns dieses Begehren gebracht hat.“

Den Start von Matthias Maurer kann man am Sonntagmorgen, 31. Oktober, am Bildschirm von ESA Web TV miterleben.

Nach seiner Rückkehr wird Matthias Maurer die ins All gereiste Kopie dem Museum in Halle übergeben, wo sie einen Ehrenplatz neben der originalen Himmelsscheibe von Nebra erhalten wird.

Aktualisierung: Wegen eines Sturms hat sich der Start des Raumfluges auf den Mittwoch verschoben. Näheres dazu in einer “Spiegel”-Meldung.

 

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