Ein Thema, das Autoren immer wieder umtreibt, ist das manchmal so schwere Sich-Behaupten in einer Gesellschaft, die immer wieder in Gefahr ist, in diktatorische Verhältnisse abzugleiten. Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Diktaturen. Ein Thema, mit dem sich das Buch "Oh Du, geliebter Führer. Personenkult im 20. und 21. Jahrhundert" aus dem Links Verlag beschäftigt. Am Sonntag wird es Thema in der Runden Ecke.

“Honig der Welt”, “Neuer Bonaparte” oder “Vom Himmel geboren” – so ließen und lassen sich Diktatoren wie Nicolae Ceausescu, Kaiser Bokassa oder Kim Jong Un huldigen. Elogen werden gedichtet, Hymnen komponiert, gigantische Denkmale in Berge gehauen, Zehntausende versammeln sich, um einen Menschen exzessiv als “Vater”, “Führer” oder “Ewigen” zu feiern. Der politische Personenkult treibt bizarre Blüten.

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In totalitären Regimes übertüncht er verbrecherische Abgründe und festigt eine Einpersonenherrschaft. Doch gibt es Personenkult auch unter anderen politischen Umständen, man denke nur an die Begeisterung für das britische Königshaus. Das Buch stellt mehr als 20 Personen der Zeitgeschichte und den teilweise absurden Kult um sie vor. Hitler und Stalin ebenso wie Mao und Kim Il Sung oder Gaddafi und Khomeini werden thematisiert. Wie kann es geschehen, dass Millionen Menschen sich einem System der Alleinherrschaft fügen? Was sind das für Persönlichkeiten, um die ein Kult bis zur Lächerlichkeit getrieben wird? Wie erklärt sich die paradoxe Mischung aus Charisma, Verehrung und Unterwerfung einerseits sowie Verachtung, Brutalität und Größenwahn andererseits? Welcher Mechanismen bedient sich der Personenkult und wie haben sich diese im Laufe der Jahrzehnte und unter dem Einfluss der modernen Medien geändert? All diesen Fragen gehen die Autoren in ihren Beiträgen nach.

Vorgestellt wird das Buch am Sonntag, 16. März, um 11:30 Uhr in der BStU-Außenstelle Leipzig (Dittrichring 24). Es liest der Herausgeber Dr. Thomas Kunze, die Moderation übernimmt Verleger Dr. Christoph Links.

www.bstu.de

Michael Oertel mit seinem EDDING-Roman “Ich mach’ mir Angst”

Einer, der seinen Wunsch zur Selbstbehauptung nicht nur in der Diktatur gefährdet sieht, ist der Leipziger Autor Michael Oertel. Am heutigen Freitagabend geht er wieder mit seinem EDDING-Roman “Ich mach’ mir Angst” in die Offensive.

“Wenn der Topf aber nun ein Loch hat …” und die Bar noch keinen Namen, dann heißt sie “Bar ohne Namen”, wobei dann die Frage ist, ob das nicht schon ein Name ist. “Ich verwundere mich immer wieder über Bilder mit der Unterschrift ?Ohne Worte’. Genau genommen sind es gar zwei! Egal. Wer Lust und Laune hat, der sollte sich am Freitag, 14. März, um 20:30 Uhr in der oben genannten ?Bar ohne Namen’ in der Hedwigstraße 4 einfinden”, lädt Oertel ein. “Dort lese ich eben genau zu dieser Zeit mit meinem Herrn Professor, der gerade als Invalide gilt, aus dem weltweit ersten EDDING-Roman ?Ich mach’ mir Angst’ (erschienen im Lychatz-Verlag Leipzig) … es wird wie immer nachdenklich und gleichermaßen heiter unterhalten. Dies bei leckeren Snacks und Getränken, die erworben werden können. Im Anschluss an die Lesung wird es Zeit zur Begegnung, zum Gespräch und natürlich zum Erwerb von Büchern, handsigniert natürlich, geben.”

www.michaeloertel.com

“Casanova & Brockhaus in Leipzig”

Keine Angst um seine Identität hatte ein gewisser Casanova, als er dereinst Leipzig besuchte. Und weil er darüber auch noch sehr intim und ausführlich geschrieben hat, kann man seinen Spuren auch folgen.

“Literarisch Reisen” ist dieses Jahr wieder auf der Buchmesse in Leipzig (Halle 5, Stand E305) und veranstaltet am Samstag, 15. März, um 18:30 Uhr im großen Renaissancesaal im Alten Rathaus die Lesung “Casanova & Brockhaus in Leipzig”.

Der Autor und Veranstalter Dr. Ansgar Bach erzählt die spannende Geschichte von Casanovas erstem Besuch in Leipzig zur Herbstmesse 1766 über den Ankauf und die Herausgabe der berühmten Memoiren durch F.A. Brockhaus (1821) bis zum “Untergang” des Verlages Brockhaus in Leipzig im Jahr 2009 mit anschließendem Verkauf der Originalhandschriften des einzigartigen Schriftstellers, Lebenskünstlers und Liebhabers an den Staat Frankreich.

www.literarisch-reisen.de

Lars Jacobs “Stauffenberg. Eine Ästhetik des Widerstands”Ein Buch, in dem Geschichte knistert, präsentiert in diesem Jahr der Leipziger Plöttner Verlag. Drei junge Männer, Brüder, im Bann eines Dichters. Der jüngste, Claus von Stauffenberg, wird am 20. Juli 1944 das Attentat auf Adolf Hitler begehen. Zehn Jahre hat er dem “Führer” als Offizier gedient – und sich am Ende gegen ihn gewandt. Doch zuvor, seit 1923, war er zehn Jahre lang Mitglied im elitären Kreis des Dichters Stefan George. Die Lehren und die Lyrik des “Meisters”, wie ihn seine Anhänger nennen, bleiben auch für Claus von Stauffenberg bestimmend – bis hinein in die Verschwörung und die Ausführung des Attentats. In erfundenen Szenen und Dialogen, basierend auf den historischen Ereignissen, folgt das Theaterstück den verschlungenen und geheimen Pfaden, die vom dichterischen Wort zur politischen Tat führen. Es entfaltet sich das Drama einer Ästhetik des Widerstands.

Lars Jacob wurde 1968 in Braunschweig geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in München und promovierte anschließend in Köln mit einer Arbeit zur Erkenntnistheorie im modernen Roman. Nach seinem Studium trat er eine Stelle als Redakteur in der ARD-Programmdirektion an, wo er bis heute beschäftigt ist. 2000 erschien sein Porträtband »apropos Marlene Dietrich« im Verlag Neue Kritik Frankfurt a. M. Für den Bayerischen Rundfunk schrieb er zahlreiche 90- und 60-minütige Radio-Features zu verschiedenen Themen der Literatur- und Musikgeschichte, so u. a. über das mythische Denken bei Claude Lévi-Strauss und Richard Wagner, die Bedeutung der Musik im Werk Hans Henny Jahnns, über Stimmextreme in der Musik und Literatur oder über Zeitkonzepte in der experimentellen Musik.

Die Lesung zum Buch findet am Freitag, 14. März, um 19:00 Uhr im BüroCafé Tiefensee (Zentralstraße 1) statt.

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