Wenn im UFO Leipziger Messe die Buchmesse läuft und das Lesefest „Leipzig liest“ ins ganze Stadtgebiet lockt, dann lohnen sich auch die kleinen Abschweife. Denn Buch ist mehr als nur Schmöker, Bestseller oder Pageturner. Ein paar Tipps, wo man in den nächsten Tagen noch abschweifen kann.

Ab 18. März zum „Totentanz“ ins Tapetenwerk

Das „EreignisDruckgraphik“ ist ein langfristiges Ausstellungsprojekt des BBK LEIPZIG e. V. mit dem Ziel, sich fortwährend einen Überblick über die regionalen, nationalen und internationalen Entwicklungen in den vielfältigen Bereichen zeitgenössischer Druckgraphik zu verschaffen. Mit dem „EreignisDruckgraphik 8“ erfolgt erstmalig eine thematische Schwerpunktlegung.

Den „Totentanz“ – ein häufig verwendetes Motiv sakraler Kunst als Projektionsfläche profaner Botschaften – finden wir bis in die Gegenwart hinein in vielfältigster Gestalt. Gerade jetzt greifen zahlreiche Künstler dieses Thema auf und betiteln ihre Werke entsprechend. Die Bandbreite der vertretenen Positionen reicht von der Anklage gegen Macht, Gewalt, Willkür, Brutalität und Krieg bis hin zu subjektiver Trauerarbeit.

Aus 316 internationalen Bewerbungen hat eine fünfköpfige Fachjury aktuelle, auch mehrteilige Arbeiten von 33 KünstlerInnen aus Estland, Frankreich, Italien, Japan und Deutschland für die Ausstellung ausgewählt. Die bewusste Mischung aus traditionsbewusstem graphischem Handwerk und ungewöhnlichem Experiment verspricht wieder eine spannende Ausstellung.

Vernissage für die Ausstellung ist am Freitag, 18. März, 20:00 Uhr im Tapetenwerk, Halle C01, Lützner Straße 91. Begrüßung: Christiane Werner, Vorstand BBKL e. V. Eröffnung: Dr. Thomas Glöß, Dipl.-Graphik-Designer/Kunsthistoriker, Leipzig.

Ausstellungsdauer: 19. März bis 9. April 2016, Öffnungszeiten: Mi–Sa 14–18 Uhr, Sonderöffnungszeiten zur Buchmesse: Sa, 19. März: 14–20 Uhr (Buchmessesonntag geschlossen)

Am 18. März zum literarischen Spaziergang durch Stuttgart in die Weingalerie

„Der Ma soll no meh läsa!“ – Das hat die Tochter Gottlob Heinrich Rapps (1761-1832), angesehener Bürger der Stadt Stuttgart und erfolgreicher Handelsmann, ausgerufen, als Johann Wolfgang Goethe im Hause der Eltern aus seinen Werken las.

Das Buch „Glückliches Stuttgart, nimm freundlich den Fremdling auf!“ ist in zweifacher Hinsicht eine Überraschung: Der Autor, Wolfgang Chur, in Stuttgart geboren und dort aufgewachsen, nach Abitur und Bundeswehr Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Nürnberg, war Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und ist derzeit u. a. Mitglied des Kuratoriums der Robert Bosch Stiftung. Er schreibt in diesem Buch so gut, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Und dann die Stadt selbst: Keine schwäbisch-biedere Handelsstadt, sondern in Tat und Wahrheit eine echte literarische Entdeckung.

Der Seume-Verlag stellt das Buch gemeinsam mit der Weingalerie Leipzig in der Dufourstraße 28 am Donnerstag, 18. März, um 20:00 Uhr vor. Wie immer bietet die Weingalerie passende (in diesem Falle: württembergische) Weine und einen kleinen Imbiss an, den man für die Pause im Voraus bestellen kann.

Am 19. März zur „Muldental“-Lesung in die Delitzscher Straße

Am Samstag, 19. März, stellt Daniela Krien ihr Buch „Muldental“ um 18 Uhr im Kultur-Labor in der Delitzscher Straße 3 vor. Sie folgt der Einladung des Landtagsabgeordneten Holger Mann (SPD) zur Lesereihe „Leipzig liest“ während der Leipziger Buchmesse. Nach der Lesung und einem kurzen Gespräch wird es die Möglichkeit geben, Fragen an die Autorin zu stellen und die vorgestellten Ausschnitte zu diskutieren.

Das „Muldental“ mit seinen alten Alleen und den halbverlassenen Dörfern ist nur auf den ersten Blick idyllisch. Daniela Krien lotet die dahinterliegenden Abgründe der ostdeutschen Provinz in zehn Kurzgeschichten aus und beschreibt Menschen, deren Hoffnungen und Pläne nach der Wende erfüllt oder betrogen wurden.

Daniela Krien, geboren 1975, ist Leipziger Autorin. Ihr erster Roman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ erschien im September 2011.

Der Eintritt ist frei. Um eine kurze Anmeldung unter info@holger-mann.de bzw. (0341) 12 48 818 wird gebeten.

Am 18. März zum Diktatoren-Interview in die Runde Ecke

Der in Berlin geborene Dirk Brauns stellt seinen neuen Roman zusammen mit dem durch das Fernsehen beliebten Schauspieler Hendrik Duryn vor. Hendrik Duryn ist bekannt durch Serien wie zum Beispiel „Tatort“, „Alarm für Cobra 11“ oder „Der Lehrer“.

Das Buch „Wir müssen dann fort sein“ ist ein packender Roman, in dem es ums Ganze geht – ein Buch von enormer dunkler Kraft und Schönheit und zudem spannend wie ein Krimi, obwohl er ganz anderen Genregesetzen folgt. Der Leser begibt sich auf eine Reise in Vergangenheit und Gegenwart der postsowjetischen Hinterlassenschaften in Deutschland und im Osten Europas. Oliver Hackert, Korrespondent für eine deutsche Zeitung in Weißrussland, erhält die Chance, seit Langem das erste Interview mit dem berüchtigten Diktator des Landes zu führen – berüchtigt dafür, dass er seine Konkurrenten und Kritiker verschwinden lässt. Schnell wird Hackert allerdings klar, dass dafür eine Gegenleistung von ihm erwartet wird: Er soll einen Informanten verraten.

Dirk Brauns lebte lange in Minsk und später als Korrespondent der Berliner Zeitung in Peking und Warschau. Für „Wir müssen dann fort sein“ hat er intensive Recherchen im Milieu exilierter Weißrussen betrieben. Entstanden ist ein vielschichtiger Roman, der auf meisterhafte Weise Elemente des Politthrillers mit aktuellen Ereignissen verknüpft, der seinen Protagonisten aufs Spannendste in politische und private Konflikte stößt.

Vorgestellt wird das Buch am Freitag, 18. März, 19:30 Uhr, im Haus der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), Außenstelle Leipzig, Dittrichring 24 (Runde Ecke). Der Eintritt ist frei.

Am 18. März zu Carl Philipp Emanuel Bach ins Bach-Archiv

Am Freitag, 18. März, 20 Uhr, gibt es im Bach-Archiv Leipzig, Thomaskirchhof 15, die Veranstaltung „Carl Philipp Emanuel Bach im Spannungsfeld zwischen Tradition und Aufbruch“.

Vorgestellt wird dabei ein Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Das Akademie-Vorhaben Bach-Repertorium widmet sich der intensiven Erforschung der thüringisch-sächsischen Musikerfamilie Bach. Die Ergebnisse einer internationalen Tagung anlässlich des Jubiläumsjahrs von C. P. E. Bach 2014 bilden einen Meilenstein in der Geschichte der Bachforschung und werden nun in Buchform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Bach-Archiv Leipzig und der Georg Olms Verlag laden im Rahmen von „Leipzig liest“ für den 18. März zu einer Buchvorstellung mit Musik.

Am 19. März: Julius Fischer wandert in die DZB

Julius Fischer: Die schönsten Wanderwege der Wanderhure. Cover: Voland & Quist
Cover: Voland & Quist

Zum Lesefest „Leipzig liest“ lädt die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) in diesem Jahr den Poetry-Slammer, Autor und Musiker Julius Fischer ein. Sein Buch „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“ erscheint pünktlich zur Leipziger Buchmesse in Brailleschrift. Statt auf der Slam-Bühne zu stehen oder mit „The Fuck Hornisschen Orchestra“ und seinem Bandpartner Christian Meyer durch Deutschland zu touren, wird der Autor am 19. März um 16 Uhr in der DZB sein und aus seinem Erzählband vorlesen.

Darin geht es um Anekdoten aus seiner Jugendzeit, ironische Alltagsbeobachtungen und witzige Betrachtungen über banale und komische Lebenssituationen. Mit viel Satire und Komik schildert er, wie peinlich Junggesellenabschiede sein können, was passieren kann, wenn einem beim Kauf eines Flachbildschirms der Hund des Freundes wegstirbt und wie es ist, wenn einer immer Dinge verschenkt, die er gerade doppelt besitzt. Und da er sein in Brailleschrift produziertes Buch selbst nicht lesen kann, hilft ihm Anja Lehmann, die das Buch Korrektur gelesen hat. Sie sind herzlich eingeladen, dem Vorleseduo zu lauschen.

„Leipzig liest“ mit Julius Fischer und Anja Lehmann am 19. März um 16 Uhr in der DZB.

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