Leipzig bekommt eine neue Literaturshow. Diesmal von zwei Frauen initiiert, die es aus Eifel und Rheinland ins „sächsische Exil“ verschlagen hat, die sich in Leipzig aber pudelwohl fühlen und ab Januar einmal im Monat spannende Gegenwartsliteratur auf die Bühne im Neuen Schauspiel Leipzig in Lindenau holen wollen. Also eine richtige Show für alle, die junge und spannende Gegenwartsliteratur mögen.

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Während sich Heinrich Heine beim Gedanken an sein Heimatland einsam im Bett herumwälzte, schlagen sich Isabelle Lehn und Rebecca Maria Salentin, zwei schreibende Rheinländerinnen im sächsischen Exil, gerne die Nächte um die Ohren.

Aber nicht allein: Einmal im Monat holen sie ab Januar Gegenwartsliteraten auf die Bühne des Neuen Schauspiels und mixen Fusel, Fakten und Fiktion zu einem hochprozentigen Literaturcocktail. Unter Mithilfe des Publikums werden schwarzweiße Deutschlandbilder kräftig übermalt, vielfältige Heimatbegriffe diskutiert und die aktuellen Neuerscheinungen der Gäste vorgestellt und verlost.

Und die beiden Moderatorinnen sind keine Unbekannten.

Die gebürtige Eifelerin Rebecca Maria Salentin lebt seit 2003 in Leipzig, wo sie 2009 das Sommercafé „ZierlichManierlich“ in einem alten Zirkuswagen am Wagnerhain eröffnete, weil es der rheinischen Frohnatur am Schreibtisch zu einsam war. 2018 verkaufte sie das Café wieder, weil sie die Idee hatte, zu Fuß von Eisenach nach Budapest zu laufen und dummerweise einen Buchvertrag über diese Wanderung unterschrieb. Bisher sind von ihr die Romane „Hintergrundwissen eines Klavierstimmers“ (Schöffling & Co.) und „Schuld war Elvis“ (C.Bertelsmann) erschienen.

Isabelle Lehn, schreibende Rheinländerin, lebt seit 2007 als freie Autorin in Leipzig. Die promovierte Rhetorikerin ist Fachfrau für die Verbreitung von Fakten, Fake und Fiktion. Ein weiterer Schwerpunkt: Schwarze Pädagogik, nachdem sie über zehn Jahre lang am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studierte, lehrte und zur Schriftstellerausbildung in der DDR forschte. Aus ihrem Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“ (Eichborn) las sie 2016 beim Ingeborg-Bachmann-Preis. Ihr zweiter Roman „Frühlingserwachen“ (S. Fischer) erscheint im Frühjahr 2019.

Weihnachten muss man nun freilich erst einmal überstehen – und auch die Heiligen Drei Könige.

Am 9. Januar geht es dann los in der Lützner Straße 29.

Den Auftakt zur literarischen Heimatkunde macht am 9. Januar um 20 Uhr der Hamburger Autor Saša Stanišić, der 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren wurde und seit 1992 in Deutschland lebt. Sein Debutroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ wurde in 31 Sprachen übersetzt. Mit seinem Bestseller „Vor dem Fest“, der von einem Dorf in der ostdeutschen Provinz erzählt, erwies sich Stanišić als großer Beobachter und die vielleicht originellste Stimme einer literarischen Heimatgeschichtsschreibung.

Bei „Die schlecht gemalte Deutschlandfahne“ liest er aus seinem neuen Band „Herkunft“, zu dem er schreibt: „HERKUNFT – ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung.“

Showpremiere mit Saša Stanišić ist am Mittwoch, 9. Januar 2019, 20 Uhr im Neuen Schauspiel, Lützner Straße 29.

Weitere Termine für die neue Literaturshow sind am 13. Februar, 13. März und am 10.April.

Eine Muntermacher-LZ Nr. 61 für aufmerksame Zeitgenossen

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