Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten mit feurigem Pathos die Bücher von ihnen verfemter Autorinnen und Autoren auf dem Berliner Opernplatz. Öffentlich demonstrierten sie, wie sie Menschlichkeit und Humanismus verachteten. Seit einiger Zeit wird auch diskutiert, ob es vergleichbare Bücherverbrennungen auch in Leipzig gab. Doch in dieser Form gab es sie nicht, auch wenn es wichtig ist, immer wieder daran zu erinnern, was diese martialischen Bücherverbrenner da verbrannten an bis heute aktueller Literatur. Radio Blau nimmt sich am Montag des Themas an.

Am Montag, 10. Mai, sendet Radio Blau von 19 bis 22 ein Uhr Programm im Gedenken an die Bücherverbrennungen von 1933. In „Aktuell“ gibt es unter anderem ein Interview mit der Stadtbibliothek Leipzig und deren Projekt zur Kenntlichmachung der damals betroffenen Bücher. Und in der Sondersendung um 20 Uhr lesen Hörer/-innen und Sendungsmacher/-innen Ausschnitte aus Werken, die damals diesen Taten zum Opfer fielen. Dazu spielt Radio-Blau-Redakteur Peter Eichler Musiker/-innen, die als „entartet“ gebranntmarkt oder in die Emigration oder den Tod gedrängt wurden.Eine wirklich komplette Liste der verbrannten Bücher gibt es nicht. Oft erweiterten lokale Nazi-Gruppen die offizielle Liste noch um weitere Autor/-innen, deren humanen Geist sie verachteten.

Wie systematisch die Nationalsozialisten vorgingen, das Lebendigste aus der deutschen Literatur zu entfernen, schildert Sören Flachowsky in „Zeughaus für die Schwerter des Geistes“, in dem er schildert, wie die staatlichen Instanzen Bibliotheken, Verlagssortimente und die Bestände der Deutschen Bücherei „bereinigten“.

Auf der sogenannten „Schwarzen Liste“ allein aus der schönen Literatur standen so unsterbliche Autoren wie Jaroslaw Hasek, Stefan Zweig, Heinrich Mann, Alfred Kerr und Alfred Döblin, Kurt Tucholsky und Erich Kästner, Erich Maria Remarque und Bertolt Brecht, Ernest Hemingway und Joachim Ringelnatz.

Man merkt schon bei Lesen, wie sie allein mit dieser Aktion versuchten, der deutschen Literatur alle Lebensfreude und allen Humor auszutreiben. Faschismus ist immer auch ein Angriff auf das Herz und den Geist eines Volkes, auf die Besten der Besten, die auch 90 Jahre später noch mit Freude und Gewinn gelesen werden können.

Es tut gut, immer wieder daran zu erinnern, welche Autor/-innen und Bücher das sind und sie in Bibliotheken immer wieder aufs Neue zu entdecken.

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