Vor dem Landgericht hat am Freitag die Verhandlung gegen den Mörder von Jasmin K. (19) begonnen. Die junge Frau war am 7. Juni in den frühen Morgenstunden von einem Bekannten vergewaltigt und getötet worden. Sebastian S. (24) äußerte sich beim Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen.

Das Medieninteresse ist groß. Der Andrang riesig. Als die 1. Strafkammer um kurz nach 9 Uhr den Schwurgerichtssaal 115 betritt, sind alle Zuschauerplätze besetzt. Viele junge Leute nehmen Anteil. Die Getötete hatte offensichtlich einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Ihre Eltern, die an dem Prozess als Nebenkläger teilnehmen, sind dagegen nicht persönlich anwesend.

Sebastian S. sieht mitgenommen aus, als ihn die Wachtmeister in Handschellen vorführen, sein Gesicht bedeckt er mit einem Briefkuvert. Mit wackelnder Stimme gibt er seine Personalien zu Protokoll: 24 Jahre, ledig, deutscher Staatsangehöriger, arbeitslos. Die Anklage nimmt der Verbrecher regungslos, mit leicht gesenktem Blick und gefalteten Händen zur Kenntnis.
Am Dienstag feierte der Angeklagte seinen ersten Geburtstag hinter Gittern. Ein Zustand, an den S. sich wird gewöhnen müssen. An seiner Schuld bestehen keinerlei Zweifel. Die Beweise sind erdrückend. Den Mord hat S. wenige Tage nach der Tat eingeräumt. Unklar ist allerdings der genaue Tathergang.

Fest steht, dass Jasmin ihren Mörder und einen weiteren Freund von der Diskothek “Blue” in Frohburg im Auto ihrer Mutter mitgenommen hat. Nachdem dieser das Fahrzeug verlassen hatte, bat Sebastian S. in der Ortschaft Elbisbach um eine Pinkelpause. Jasmin stoppte an einer Pipeline. Ihr Begleiter verließt das Fahrzeug kurz, stieg wieder ein und nahm Jasmin unverhofft in den Schwitzkasten. Mit der Faust schlug er seine Bekannte heftig ins Gesicht, sodass diese lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Die Anklage spricht von einem Bruch der Kieferhöhle und des Jochbeins. Jasmin verlor das Bewusstsein.

Mehr zum Thema:

Tot nach Disko-Besuch: Jasmins Mörder ab nächsten Freitag vor Gericht

Jasmin K. war auf dem Heimweg …

Mordfall Jasmin: Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben

Die Leipziger Staatsanwaltschaft hat …

Mordfall Jasmin: Hauptverdächtiger gesteht – Motiv weiter im Dunkeln

Überraschende Wende im Mordfall Jasmin …

Anschließend fuhr Sebastian S., der keinen Führerschein besessen hat, mit dem Auto zu seiner Wohnung in dem Frohburger Ortsteil Hopfgarten. Im Wohnzimmer vergewaltigte er die immer noch regungslose Frau. Anschließend erdrosselte er Jasmin mit dem Trageriemen ihrer Handtasche. Ein Versuch, Auto und Leichnam in einem nahegelegenen Weiher zu versenken, misslang. Bevor er das Weite suchte, stahl der Gewalttäter Jasmins Geldbörse, Armreif und Armbanduhr. Am Pfingstmontag entdeckten Spaziergänger das Auto. Jasmin war zu diesem Zeitpunkt als vermisst gemeldet worden. Die Polizei suchte bereits nach der jungen Frau.

Mögliche Antworten auf die Frage, warum Jasmin in jener Nacht sterben musste, fielen heute nicht. Sebastian S. äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Verteidiger Rainer Wittner möchte für seinen Mandanten erst am nächsten Verhandlungstag eine Erklärung abgeben. Zeugen waren keine geladen. Ein vorläufiges Gutachten des Psychiaters Hans-Ludwig Kröber attestiert dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit. Sebastian S. droht lebenslange Haft. Das Gericht hat bis zum 30. Januar insgesamt neun Verhandlungstage anberaumt.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar