Schwerste Vorwürfe treffen einen Mann, der sich seit Donnerstag vor dem Landgericht verantworten muss. Mehrfach soll der 35-Jährige seine Freundin massiv bedroht, gewürgt und am Ende sogar vergewaltigt haben. Offenbar entkam sie ihm nur durch Glück.

Geht es nach der Anklageschrift, wurde Anna S. (33, Name geändert) am 9. Mai 2018 durch ein regelrechtes Martyrium getrieben. Ihr Freund Christian L. (35), von dem sie sich nach Jahren einer „eheähnlichen Beziehung“ trennen wollte, habe die Frau am späten Abend in ihrer Markkleeberger Wohnung massiv mit einem Messer bedroht und ihr einen Kopfstoß versetzt.

Er werde sie „in die Klapse bringen, sie fertigmachen, sie werde sterben“, habe er ihr angekündigt und auf ihren Fluchtversuch mit den Worten „Das kannst du vergessen, jetzt hier wegzukommen“ reagiert, so die Ermittlungen.

Gegen 23 Uhr habe er seiner Lebensgefährtin, nachdem er vorgeblich Reue bekundet hatte und gehen wollte, plötzlich ein großes Messer an den Hals gedrückt und sie aufgefordert, sich mit Zigarette und entblößtem Unterleib auf die Couch zu setzen. In Todesangst habe Anna S. sich dem Befehl gefügt und auch die folgende Vergewaltigung über sich ergehen lassen. Es sei ihm um Strafe und Erniedrigung gegangen, warf Staatsanwältin Franziska Rüdiger dem Angeklagten vor.

Chance zur Flucht genutzt

Kurz vor Mitternacht habe Christian L. seine Freundin nach dem Geschlechtsakt gezwungen, ihm mit den zwei gemeinsamen Kindern zu einer nahen Kleingartenkolonie zu folgen und sie erneut heftig bedroht, falls sie es wage, um Hilfe zu rufen. Das Handy und die Schlüssel habe er bei sich gehabt. Erst als Christian L. in der Laube einschlief, gelang Anna S. die Flucht.

Der erschreckende Gewaltausbruch war offenbar nicht der erste Ausfall des gelernten Sozialassistenten. Schon seit längerem habe es in der etwa zehnjährigen Beziehung des Paares gekriselt. Ende 2017 soll der Beschuldigte Anna S. mit beiden Händen gewürgt haben, im April 2018 packte er sie laut Anklage am Hals und drückte sie gegen eine Fensterscheibe.

Bei einem Schuldspruch wegen besonders schwerer Vergewaltigung, Nötigung und Körperverletzung drohen Christian L., der seit 11. Mai in Untersuchungshaft sitzt, mehrere Jahre hinter Gittern. Nach Verlesung der Anklage unterbrach der Vorsitzende Richter Jens Kaden bereits die Verhandlung, um Möglichkeiten einer Verständigung der Prozessparteien auszuloten.

Dadurch könnte dem mutmaßlichen Opfer eine Aussage erspart bleiben. Zum äußeren Tatablauf gebe es nicht allzu viel zu streiten, deutete Strafverteidiger Ingo Stolzenburg an. Möglicherweise folgt demnach zu einer der nächsten Sitzungen ein Geständnis seines Mandanten.

Das Verfahren vor der 6. Strafkammer wird am 15. November fortgesetzt.

 

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