Es ist etwa 21 Uhr, als am heutigen 12. April 2023 ein in der Uhrzeit ungewöhnlicher Polizeieinsatz in der Bornaischen Straße in Leipzig Connewitz startet. Nicht unbemerkt von Passanten und Anwohner/-innen dringen Beamte in ein Haus ein, kurz darauf wird mindestens eine Person herausgeführt, die ersten solidarisieren sich mit dem Betroffenen, es kommt zu Rangeleien mit der Polizei. Kurz darauf der Abtransport Richtung Polizeidirektion Dimitroffstraße, wo sich aktuell eine Solidaritätsdemo entwickelt.

Der Anruf bei der Einsatzstelle der Polizei bringt auch keine weitere Erkenntnis über den Grund der abendlichen Festnahme(n). Ebenfalls unklar ist anfangs, ob nicht sogar zwei Personen von der Polizei-Aktion am heutigen Abend betroffen sein könnten. Ersten Informationen kurz nach der Maßnahme nach handelt es sich um eine minderjährige Person und eine, welche angeblich wegen eines Vollstreckungshaftbefehls in Gewahrsam sei. Dies würde auf ein nicht gezahltes Bußgeld hinweisen.

Klar ist aber, sie sind in der linken Szene vernetzt, ob die Festnahme etwas damit zu tun hat, nicht. Neben den Personen, die unterdessen von der Bornaischen Straße aus zur Polizeidirektion gekommen sind, haben sich weitere eingefunden, welche die ersten Meldungen auf Telegram wahrgenommen haben.

Unter ihnen auch Jurist und Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek, der bereits mit einer inhaftierten Person sprechen konnte und den Vollstreckungshaftbefehl gegenüber LZ bestätigen kann. Der oder die Minderjährige soll bei der Festnahme eine Panikattacke erlitten haben, heißt es derzeit vor der Polizeiwache an der Dimitroffstraße.

Vor Ort wurde für die etwa 15 anwesenden Menschen ebenfalls vor wenigen Minuten eine Spontanversammlung angemeldet, Polizeibeamte haben vor der Wache Stellung bezogen. Gegen 22:10 Uhr ist gerade die erste Person wieder aus dem Gewahrsam entlassen worden.

22:30 Uhr: Zufällig in der PD gelandet

Bei der bereits aus dem Gewahrsam entlassenen Person, welche die Panikattacke hatte, handelt es sich offenbar um einen etwas makabren Fall von Zufall.

Die gegen sie erhobenen Vorwürfe entstanden allesamt erst bei der Razzia gegen den anderen Festgenommenen, als die Person zufällig auch in der Nähe der Wohnung war. Angefangen bei „Sachbeschädigung wegen eines Graffito“ im oder am Haus während die Festnahme lief, über „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ und „Sachbeschädigung“, da die Person im Polizeiwagen gegen die Innenwand geschlagen haben soll.

Die zweite festgenommene Person soll ersten Informationen nach auch noch in dieser Nacht entlassen werden. Die Spontan-Demonstration an der Polizeidirektion umfasst nun etwa 35 Personen.

Durch die Entlassung der ersten Person und der Information, dass auch die zweite inhaftierte Person noch in dieser Nacht wieder auf freien Fuß gesetzt werden soll, hat sich die Stimmung vor Ort merklich entspannt. Man wartet nun nur noch darauf, dass sich das zweite Mal die Tür der Polizeidirektion öffnet und danach wieder Ruhe einkehrt.

Nachtrag: Bei der eigentlichen Festnahme handelt es sich um eine weibliche Person, gegen welche eine vollziehbare Vollstreckung aus 2020 wegen nicht gezahlter Buß- und Strafgelder vorlag.

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