Mittlerweile ist der fünfte Band von "Leipziger Brücken" erschienen. Die Broschüre, herausgegeben vom Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig, beschäftigt sich mit den Brücken über die Kleine Luppe, Nahle, Neue Luppe, Rote Luppe, Heuwegluppe und die Namenlose Luppe. "Es war ganz interessant, zu sehen, dass es sogar namenlose Flüsse geben kann", so Bettina Weil. Die junge Frau hat die Brücken in detektivischer Arbeit aufgespürt und kartographiert. In Stadtplänen sind diese nämlich ungenau verzeichnet.

Es galt die Faustregel: Je kleiner der Fluss, desto größer die Arbeit. Und so machte sich Weil selbst auf den Weg, alle Brücken zu finden, die über diese Flüsse führen. “Ich war oft mit dem Fahrrad im Wald unterwegs, um sie zu suchen. Viele sind in gar keinem Verzeichnis aufgetaucht”, erzählt Weil. Dies hat sie nun angelegt, zusammen mit einer genauen Karte und vielen historischen Abbildungen. Obwohl vom Amt für Statistik und Wahlen verlegt, finden sich in der Broschüre kaum Zahlen.

“Vielleicht noch die Seitenzahlen”, scherzt die Geisteswissenschaftlerin. Mit ihrer exakten Arbeit hat sie eine kleine aber feste Gemeinde von Interessierten versorgt. “In diesem Jahr habe ich einen Vortrag im Stadtgeschichtlichen Museum gehalten und der Saal war gut gefüllt”, berichtet Weil. Die erste Broschüre, über Brücken über Pleiße und Mühlpleiße, musste sogar zwei Mal nachgedruckt werden. “Die Auflagen sind zwar klein, also zwischen 500 und 600 Stück”, erzählt Ruth Schmidt, die Leiterin des Amtes für Statistik und Wahlen, “doch wir waren selbst überrascht.
Alle Mitarbeiter hatten sich ein Exemplar mitgenommen und als dann die erste Auflage ausverkauft war, haben wir diese wieder eingesammelt. Dann kam die zweite Auflage und das Spiel ging von vorn los.” Trotzdem dürfe man den Bedarf an Stadtgeschichte nicht überschätzen. “Das ist ein kleiner Kreis von Interessierten, der sich aber für die Details erwärmen kann. Da muss man schon jahrelang sehr genau arbeiten, um sich die Anerkennung zu verdienen”, sagt Schmidt.

Offensichtlich ist dies Bettina Weil gelungen. Sie plant nun den sechsten Band ihrer Reihe. “Dieser soll sich mit den Gräben in Leipzig beschäftigen”, sagt sie. Es geht also um Tunnelflüsse wie zum Beispiel die Zschampert. “Durch den Stadtbau ist da vieles verdeckt, das wird nicht einfach”, so Weil. Ihr schwebt eine Gesamt-Publikation vor. “Alle Ausgaben in einem Band, das wäre schon was.” Nicht nur für sie, sondern auch für die Fans der Stadtgeschichte.

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