Nach über 50 Jahren ist es aus und vorbei. Wie die Stadt Leipzig mitteilte, muss die Kettenbrücke im Leipziger Rosental per heutigem Freitag außer Betrieb genommen werden. Sie führte zwischen Froschteich und der Kleingartenanlage „Volksgesundung“ über die Parthe. Zur ewigen Erinnerung an dieses besondere Bauwerk hat die LZ eine letzte Überquerung im Video festgehalten.

Im Jahr 1973 war die Hängebrücke im Rosental errichtet worden. Über die Jahrzehnte ist nun allerdings der Korrosionsschutz an der aus Stahlbauteilen bestehenden Haupttragkonstruktion verschlissen. Das wiederum führte zu starken Querschnittsschwächungen. Die Tragfähigkeit der Brücke ist daher nicht mehr verlässlich gegeben. Das haben die Untersuchungen bei der regulären Hauptprüfung ergeben, die anschließend auch statisch bewertet worden waren.

Die Kettenbrücke musste also der Sicherheit wegen gesperrt werden. Damit sie nicht dennoch heimlich vom ein oder anderen Passanten zur schnelleren Überquerung des Flüsschens genutzt wird, wird sie auch gleich abgebaut. Der städtische Bauhof entfernt den Brückenbelag sowie die Hängekonstruktion.

Die Tage der Hängebrücke im Rosental sind gezählt, sie ist ab 24. Oktober 2025 gesperrt. Foto: Jan Kaefer

Wer nun im Rosental die Parthe überqueren will, muss einen Umweg in Kauf nehmen. Die nächsten Möglichkeiten bieten sich nördlich via Heuweg/ Zum Wackelturm und südlich via (verlängerter) Herloßsohnstraße, die zwischen den Kleingartenvereinen „Westgohliser Gartenkolonie 1921“ und „Am Rosenthal“ hindurchführt und in der Nähe des Wackelturms ins Rosental mündet.

Die Hoffnung darauf, dass die alte Hängebrücke in absehbarer Zeit durch eine modernere Variante ersetzt werden könnte, scheint momentan gering. Zwar waren in den vergangenen Jahren bereits Planungen für einen Ersatzneubau angeschoben worden, doch fehlt dafür nun schlicht das Geld. „Aufgrund der aktuellen Haushaltslage mussten die Bauvorhaben aber neu priorisiert werden, sodass für einen Neubau derzeit keine Mittel zur Verfügung stehen“, heißt es dazu aus dem Dezernat Stadtentwicklung und Bau.

Um aber den kleinen Hauch von Abenteuer, den das Passieren der wankenden Hängebrücke stets mit sich brachte, für die Ewigkeit zu bewahren, haben wir am letzten offiziellen Betriebstag die Überquerung für sie im Bewegtbild konserviert. Viel Vergnügen, und schön festhalten!

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Es gibt 4 Kommentare

Klingt vielleicht sehr naïv, “Darjeeling SFTGFOP1”, aber warum eigentlich besteht Ihrer Meinung nach die tiefdüstere Aussicht, daß bald “noch ganz andere Sachen wegbrechen”? Und was könnte dagegen unternommen werden? Oder bleibt nur die Kombi aus Zuschauer- und Betroffenenrolle?

Ein Offenbarungseid ist es, aber vor Allem für den Bund und Länder, die den Kommunen eine “Aufgabe” nach der anderen überhelfen, aber sich bei entsprechender Finanzierung “vornehmen zurückhalten” oder die Kommunen kaputt sparen. Und das wird demnächst noch schlimmer, da werden noch ganz andere Sachen wegbrechen. Dagegen ist die Merseburger nur ein Fliegenschiß.

Tatsächlich ist diese traurige Außerbetriebnahme, auf die Sie dankenswerterweise aufmerksam machen, eine Art Offenbarungseid für unsere Stadt. Da hat das gute Stück ein gutes halbes Jahrhundert sein urtümliches Rasseln ertönen lassen (ich hatte mal eine kurze Zeit die Parzelle 333 in der “Volksgesundung” – was für ein Name!) und genoß vermutlich auch eine Art Bestandsschutz. Damit ist es nun leider aus. Was würde denn ein Ersatzbau in Hängebrückenbauweise gekostet haben? 100k€ schiene mir hochgegriffen. Anstatt irgendwas schwer Bemühtes als “Kleine feine Merse” zu basteln, schiene mir hier doch ein klar vorzuziehender Einsatzgrund von Geldmitteln im höheren fünfstelligen Bereich vorzuliegen.

Es ist wirklich ein großes Problem, dass die Brücke nicht ersetzt wird.
An der Stelle machen sich viel zu viele Regularien und die Haushaltslage bemerkbar. Die Brücke ist eine essentielle Verbindung in den Gartenverein, aber vor allem in die herausragende Lokalität Parzelle 22.

Ein Stück weiter wurde für viel zu viel Geld eine viel zu große Brücke gebaut. Im Abtnaundorfer Park wird eine Minibrücke aufgrund utopischen Anforderungen für mehr als eine Millionen ersetzt.
An so einer wichtigen Stelle wie hier, gibt es dann aber wieder keine Haushaltsmittel, was enttäuschend ist.

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