Carsten Rentzing wird neuer Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Sachsen. Die erforderliche Mehrheit von 40 Stimmen erhielt er erst nach sechs Wahlgängen. Sein stärkster Konkurrent, der Landesjugendpfarrer Tobias Bilz, erhielt im letzten Wahlgang 38 Stimmen. Der Pfarrer in Markneukirchen im Vogtland ist der Lieblingskandidat der konservativen Christen gewesen. Er selbst möchte nach seiner Wahl Brücken bauen.

“Einen fröhlich-lutherischen Bischof, der sich bemühen würde, die Klarheit des lutherischen Bekenntnisses als Grund auf dem wir stehen, zu bewahren und andererseits die große Weite, die in diesem Bekenntnis drinsteckt, in allen Bereichen des kirchlichen Daseins voll auszunutzen.” Das war in Leipzig seine Antwort auf die Frage, was für einen Landesbischof Sachsen bekommen würde, wenn die Wahl auf ihn fällt. Gerade konservative Christen schätzen Carsten Rentzing, der sich in der Vergangenheit kritisch zu den jüngeren Entwicklungen in der Landeskirche geäußert hatte. Vielen ist er als entschiedener Gegner von homosexuellen Partnerschaften in protestantischen Pfarrhäusern in Erinnerung.

In die Wiege gelegt wurde ihm der Weg zum Pfarramt nicht, sagt er. Er ist in einer frommen Familie aufgewachsen und daher auch mit den biblischen Geschichten. Allerdings blieb ihm als Jugendlicher die Welt biblischer Bilder zunächst fremd. Zum Theologiestudium kam er dann durch Menschen, die ihn angesprochen haben. Ihn beschäftigt die Frage, wie der Glaube weitertransportiert werden kann. Bei der Lösung von Problemen wie etwa der Überlastung von kirchlichen Mitarbeitern will er vor allem von den Aufgaben der Kirche her denken und weniger von den Strukturen her: “Dann wird klarer, dieses ist meine Aufgabe und jenes nicht mehr.” Einer sinkenden Mitgliederzahl in der Kirche möchte er durch eine Vertiefung im Glauben begegnen.

Dass seine Wahl in der Landeskirche umstritten ist, ist ihm bewusst. Nach der Wahl erklärte er: “Ich möchte all jenen, die mir ihre Stimme nicht geben konnten und vielleicht auch Sorgen mit meiner Wahl verbinden, signalisieren, dass ich für jeden in dieser Landeskirche ein offenes Ohr und ein offenes Herz haben werde.” Er sei nicht der Vertreter eines bestimmten konservativen Teils der Landeskirche. Andere hoffen, dass er genau dies ist. Das Ergebnis zeigt jedenfalls, dass die Lutheraner in Sachsen weiterhin tief gespalten sind. Rentzing wird am 29. August in der Dresdner Kreuzkirche in sein Amt eingeführt. Er ist Nachfolger von Landesbischof Jochen Bohl, der am gleichen Tag verabschiedet wird.

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Es gibt 2 Kommentare

Ich finde es auch erstaunlich, dass in der Landeskirche Sachsen Homophobie noch so weit salonfähig ist, dass damit ein Kandidat für das Bischofsamt sich nicht schon unwählbar macht. In meinem alten Heimatdorf (nicht in der Landeskirche Sachsen befindlich) gibt es schon den zweiten offen homosexuellen Pfarrer in Folge, sogar in eingetragener Partnerschaft…

Wann kommen Sie wieder in die Gegenwart zurück, liebe Synodale Sachsens? Sie waren schon mal weiter, viel weiter.

Herr Renzing lehnt nicht nur homosexuelle Paare im Pfarrhaus ab (das würde ja “nur” wenige Personen in Sachsen betreffen) sondern offenbart damit, dass er bereit ist in Kauf zu nehmen, Lesben und Schwule massiv zu verletzen. Nun hat die Synode ihn zum Bischof gewählt. Welche Botschaft sendet sie damit aus? Glaube sowie die sexuelle Identität sind grundlegende
Persönlichkeitsmerkmale. Wenn sie in Zukunft von Seiten des Bischofs als
schwer vereinbar dargestellt werden, ist das sehr verletzend.
Die Bischofswahl kann als Affront gegen homosexuellen Christinnen
und Christen aufgefasst werden. Schwule und lesbische Pfarrer/innen, Kirchenmusiker/innen und
Gemeindepädagogen/innen werden sich fragen, welche Zukunft sie in
Sachsen erwarten dürfen.

Der neue Bischof, Dr. Rentzing, präsentiert sich als “Brückenbauer”.
Wir hoffen, dass er dies ernst nimmt und beginnt, tatsächlich auch eine
Brücke in die
Richtung zu bauen, die er bisher nicht erreichen konnte. Denn: Als
Bischof repräsentiert Dr. Rentzing auch die, die seine theologischen
Positionen nicht teilen.
Als schwule und lesbische Christen und Christinnen werden wir die Arbeit
der Synode
und des gewählten Bischofs weiter begleiten und ggf. pro-testieren:
Zeugnis ablegen dafür, dass Gott Liebe ist und in der Liebe zu finden
ist – unabhängig vom Geschlecht, der Hautfarbe oder der Herkunft. Und
wir werden von unserer Kirche einfordern, dass sie sich stetig darum
bemüht, in ihrer Verkündigung und ihren Strukturen dem Anspruch der
Gottesliebe näher zu kommen.

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