Eigentlich handelt es sich beim Jakobsweg um ein Netz von Routen, die in Frankreich zusammenführen und ihr Ziel im Wallfahrtsort Santiago de Compostela haben. Hape Kerkeling beschreibt die letzten 600 Kilometer in Spanien in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“: „Dieser Weg ist hart und wundervoll. Er ist eine Herausforderung und eine Einladung. Er macht dich kaputt und leer. Restlos. Und er baut dich wieder auf. Gründlich.“ Der Verlauf in Mitteldeutschland orientiert sich an der alten Via Regia, jener Handelsstraße, die seit dem Mittelalter bekannt ist. Als ökumenischer Pilgerweg wird die Wanderroute seit 2003 neu belebt. Auf der kompletten Länge werden Pilgerherbergen bei Kirchengemeinden, Klöstern, Begegnungsstätten und Familien angeboten.
Die 30 Pilger, die am Mittwoch singend durch Leipzig zogen, kamen aus Litauen. Das Gepäck transportiert ein Bus. Doch gelaufen wird selbst. Pfarreien und Bistümer am Weg sind informiert, dass Pilger kommen. So auch die Pfarrei St. Georg, Gohlis. So gibt es für die Gruppe Salate und Bratwürste. Geschlafen wird in zwei Räumen des Pfarrhauses auf dem Boden mit Decken und Kissen. Viele der Teilnehmer sind älter, ein paar Studenten sind auch dabei. Sie verstehen die monatelange Tour durch Europa als Weg der Selbsterkenntnis und der Begegnung mit Gott. Das große Thema der Pilgerreise ist der Frieden in Europa und in der Welt.
Diesen sehen gerade die Litauer aktuell in Gefahr, nachdem Medien gemeldet haben, dass Rußland prüfe, ob die Unabhängigkeit der Balten legal ist. Unter der Leitung von Reiseleiter Gintaras Naudziunas und dem geistlichen Vater Bruder Vincentas Tamosauskas OFM war die Gruppe am 5. Mai in Litauen aufgebrochen. 13 Tage war man in der Heimat unterwegs. Anschließend ging es 36 Tage durch die polnischen Bistümer. Am 23. Juni traf die Gruppe in Deutschland ein. Hier wird man 32 Tage unterwegs sein. Nach 50 Tagen in Frankreich erreichen die Pilger am 13. September Spanien. Dort sind es dann nochmal 34 Tage bis zum Ziel.