Weltoffenheit bezeichnet die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen. Als alte Messestadt hat Leipzig historisch immer schon ein starkes Interesse daran gehabt, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen. Insofern ist es wohl kein Zufall, dass der verschuldete Flüchtling Friedrich Schiller in Gohlis Freunde fand, die ihn aufnahmen - zumindest für einen Sommer. In drei Veranstaltungen macht der Bürgerverein Gohlis den Begriff Weltoffenheit erlebbar.

Begegnung von Religionen und Kulturen ist harte Arbeit. Ernsthafte Begegnung verändert den Blick auf den anderen und sich selbst. In Gohlis gibt es Menschen, die sich darauf einlassen. Seit bekannt wurde, dass die muslimische Gemeinschaft Ahmadiyya im Stadtteil eine Moschee bauen will, gab es Bemühungen, den Kontakt mit den neuen Nachbarn aufzubauen. Auch die L-IZ hat immer wieder Hintergründe beleuchtet. Ein interreligiöser Dialog entstand. Dafür gibt es vielfältige Vorbilder. Dieser Dialog fand zumeist ohne Öffentlichkeit statt. Beteiligt sind die evangelischen Gemeinden im Norden der Stadt, die katholische Pfarrei St. Georg in Gohlis, die Reformierten am Ring, die Israelitische Religionsgemeinde und die Ahmadiyya-Gemeinde. Nun wollen die Akteure des Dialogs zu einem Interreligiösen Dankfest zusammenkommen. Man weiß um die Unterschiede der Religionen, aber man kennt auch die gemeinsame Basis, auf der eine Begegnung möglich ist und die breit genug ist, um daran anzuknüpfen. Der gemeinsame öffentliche Auftritt geschieht an der Friedenskirche in Gohlis. Kulinarische Spezialitäten und Informationen zu den Gemeinden werden angeboten – Sonntag, den 27. September ab 14:00 Uhr auf dem Gohliser Kirchplatz.

Der zweite Gohliser Beitrag zur Interkulturellen Woche hat durch die Ereignisse der letzten Wochen zusätzliche Aktualität bekommen. Die Initiative “Weltoffenes Gohlis” hatte bei ihrer Entstehung neben dem Moscheebau die geplante Erstaufnahmeeinrichtung an der Max-Liebermann-Straße im Blick. Inzwischen gibt es mehrere Erstaufnahmeeinrichtungen im Leipziger Raum. Umso drängender ist die Frage, in welcher Haltung den Flüchtlingen begegnet werden kann. Die Installation “Denk mal! im öffentlichen Raum für Demokratie, Nachbarschaft und Toleranz” soll darauf eine Antwort geben. Unter Anleitung des Künstlers Joachim R. Niggemeyer haben Flüchtlinge gemeinsam mit Gohliser BürgerInnen und SchülerInnen an der Entstehung eines Objektes aus Holz mitgewirkt. Niggemeyer war 1992 bis 2009 Kommunikationstrainer. In seiner Kunst klingt dieser Beruf noch nach: “Ich lese zwischen den Zeilen des alltäglichen Lebens, höre intensiv zu und übersetze diese Texte in Gemälde, mache sie “sichtbar, erlebbar, nachvollziehbar”. Dem Betrachter bietet sich (m)eine Sicht des Real- und Surrealismus.” Am 28. September 2015 um 16:30 Uhr findet an der Georg-Schumann-Straße / Ecke Lützowstraße die feierliche Einweihung statt. Nicht weit davon wird die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinschaft entstehen.

Der dritte Weg der Begegnung von Kulturen erfolgt über die Musik. Drei Musiker spielen am 30.09.2015, 20:00 Uhr, in der Friedenskirche. Sie beschreiten eigene Wege zwischen Folk, Weltmusik und Liedermacherei. Dave Alley aus Neuseeland gilt als exzellenter Liveperformer. Gemeinsam mit Jon Sanders sowie dem Geiger und Gitarristen Toni Geiling zeigt er die fantastischen und verblüffenden Wege, die Musiker heute beschreiten können. Die drei Musiker treffen sich trotz der weit voneinander entfernten Wohnorte jedes Jahr zu etwa 30 Konzerten in Neuseeland oder Europa. Der Leipziger Auftritt ist Teil ihrer Continental drift Tour 2015.

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