In mehreren dutzend Städten in Deutschland wollen Frauen am 8. März auf die Straße gehen, um für ihre Forderungen zu demonstrieren und zu streiken: Gleichberechtigung, sexuelle Selbstbestimmung, legale Abtreibung und vieles mehr. In Leipzig rufen für diesen Tag gleich zwei Gruppen zu Demonstrationen auf. Dabei soll es Aufzüge aus allen Himmelsrichtungen geben.

Es waren wohl mehrere Millionen Spanierinnen, die sich im vergangenen März am Internationalen Frauentag dazu entschieden, nicht zur Arbeit zu erscheinen – sei es bezahlte oder unbezahlte in Form von privater Betreuung und Pflege. Unter dem Motto „Wenn wir stillstehen, steht die Welt still“ war es ihnen tatsächlich gelungen, zumindest Teile des Landes lahmzulegen.

Einen ähnlichen „Frauenstreik“ soll es dieses Jahr in Deutschland geben. Ein überregionales Bündnis ruft für den 8. März zu Streiks und Demonstrationen auf. Mittlerweile gibt es knapp 40 Ortsgruppen, unter anderem in Chemnitz, Dresden, Halle, Erfurt, Magdeburg und Jena. In Leipzig existieren sogar zwei davon: „Feministischer Streik Leipzig“ und „Frauenstreik Leipzig“.

Unterschiedliche Ansichten

Letztere hatten bereits im vergangenen November eine Stellungnahme zu dieser ungewöhnlichen Konstellation veröffentlicht. Darin ist von „teils sehr unterschiedlichen und auch widersprüchlichen Vorstellungen und Ansichten“ bezüglich „Inhalt, Form und Ausrichtung des Streiks“ die Rede. Ein zentraler Konfliktpunkt war offenbar der Name. Diese Ortsgruppe ruft nun von 12 bis 16 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz auf.

Der „Feministische Streik Leipzig“ hingegen plant mehrere Demonstrationen, die jeweils um 15 Uhr am Huygensplatz, im Rabet, am Südplatz und auf dem Lindenauer Markt beginnen sollen. Gemeinsames Ziel ist der Augustusplatz, wo um 17 Uhr die Abschlusskundgebung stattfinden soll. Im Rabet und auf dem Lindenauer Markt sind ab 11 Uhr zudem „Kieztreffen“ mit Frühstück und Mittagessen geplant.

Konkret ruft das überregionale Bündnis dazu auf, am 8. März nicht zur Lohnarbeit, in die Schule oder zur Ausbildung zu gehen, sich nicht um Hausarbeit zu kümmern und „andere nicht zu umsorgen und nicht für alle mitzudenken“.

Gegen Ausbeutung und Unterdrückung

Grundsätzlich richten sich die Streiks und Demonstrationen gegen Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen: „Wir werden tagtäglich mit verletzenden Witzen, Kommentaren, Übergriffen und körperlicher Gewalt klein gemacht. Unsere Arbeit wird geringgeschätzt und noch immer verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer. Nicht nur das, zu Hause übernehmen wir unzählige Stunden an Erziehungs-, Haushalts- und Pflegearbeit.“

Dazu kommen Forderungen nach einem straffreien Schwangerschaftsabbruch und sexueller Selbstbestimmung sowie Widerspruch gegen gesellschaftliche Schönheitsideale, rechte Parteien, die deutsche Asylpolitik und Mängel bei Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnraum.

In Leipzig stehen die Demonstrationen unter dem Motto „Für eine solidarische Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Rassismus!“ (Rabet), „Für sexuelle und körperliche Selbstbestimmung und Identität!“ (Südplatz), „Für die Aufwertung und gerechte Verteilung von Care-Arbeit!“ (Lindenauer Markt) sowie „Für eine gemeinsame und gerechte Organisierung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit!“ (Huygensplatz). Letztere ist als Fahrraddemo geplant.

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