Wirksame Jugendhilfe muss sich nach den Bedarfen ihrer Adressat*innen richten. Jugend ist die Zukunft der Gesellschaft - „Jugend ist Mehrwert“! Welchen Wert messen wir Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft bei?

Eine Stadt, die sich mit dem Label der „Familienfreundlichkeit“ schmückt, die stolz ist auf eine stetig wachsend Bevölkerung und die damit einen zunehmenden Anteil junger Menschen verzeichnet, beschreibt diesen Wert zwangsläufig durch die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für das Aufwachsen junger Menschen.

Dazu gehören u.a. eine gute Infrastruktur der Regelsysteme wie Schulen und Kitas und das Vorhalten bedarfsgerechter Angebote zur Unterstützung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen, unabhängig ihres sozialen oder ökonomischen Status (jenseits sogenannter Pflichtaufgaben).

Das klingt gar nicht mal so schwierig, zumal wir in Leipzig den vermeintlichen Vorzug haben, dass wichtige kommunale Positionen von Persönlichkeiten besetzt sind, die jugendpolitischen Sachverstand und entsprechende Erfahrungen besitzen: unser OBM hatte jahrelang den Posten des Sozialdezernenten inne, und der jetzige Dezernent für Soziales war Professor an der hiesigen Fachhochschule für Sozialwesen und hat zukünftige SozialarbeiterInnen ausgebildet.

Man sollte also meinen, dass es ihnen möglich ist, im Rahmen der jährlichen Haushaltsdiskussion mit dem Kämmerer die entsprechenden Argumente für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe aus fachlicher, wissenschaftlicher und natürlich auch demokratischer Perspektive einzubringen.

Zumal es sich bei diesem Leistungsbereich zumindest fiskalisch bei einem Gesamthaushalt von 1,9 Mrd. Euro um einen doch eher marginalen Posten handelt (14 Mio im Jahr 2019). Es wäre also ein Leichtes, die durch Statistiken, Fachpläne und Qualitätsstandards beschriebenen Bedarfe zu finanzieren und damit zum einen seinen eigenen kommunalpolitischen Zielen gerecht zu werden, zum anderen aber auch den jungen Menschen zu signalisieren: ihr seid uns wichtig!

Stattdessen werden alle sachlichen und fachlichen Grundlagen, aber auch Stadtratsbeschlüsse, schlicht ignoriert und ein jährliches Gezerre um einen im Gesamthaushalt geradezu winzigen Betrag entfacht, um am Ende auf Druck des Stadtrates dann doch zumindest einzulenken.

An dieser Stelle setzt bei uns absolute Ratlosigkeit ein: Worum geht es da eigentlich? Das Geld kann es nicht sein, wenn es doch offensichtlich keine Probleme bereitet, dem Bereich „Erzieherische Hilfen“ mal eben so im November eines laufenden Jahres einen Nachschlag von zuletzt 15 Mio. auszugeben, nachdem dort bereits 100 Mio. regulär bewilligt waren.

Was ist so schwer daran zu verstehen, dass eine gute präventive Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendförderung vielen Familien und vor allem den Kids eine Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen ersparen könnte und damit nicht nur ein besseres Aufwachsen dieser Kinder ermöglichen würde, sondern auch noch das Stadtsäckel entlasten könnte.

Dieses Argument sollte doch einen Kämmerer überzeugen, abgesehen von dem absurden personellen und auch finanziellem Aufwand für Proteste, Petitionen und Anträge und deren Überarbeitung für die Träger, Politiker und nicht zuletzt die Verwaltung selbst, um zu einer annähernd bedarfsgerechten Förderung zu kommen.

Also worum geht es? Ich denke, insbesondere die Kinder und Jugendlichen haben eine Antwort verdient, denn auch das zeugt von Respekt und Wertschätzung.

Infos zur Thesen-Aktion: Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens hat der Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V. einen Kalender mit 25 Thesen aus der Praxis zusammengestellt. Diese beziehen sich auf aktuelle Gegebenheiten und Entwicklungen in Gesellschaft und Jugendarbeit, auf die die Streetworker des Vereins in ihrer täglichen Arbeit stoßen. Die Thesen sollen zum Nachdenken und zur Diskussion anregen – und im Idealfall den Anstoß für einen Veränderungsprozess geben.

Mehr Infos zur Mobilen Jugendarbeit Leipzig e.V.:
www.kuebelonline.de

These #5: Mobile Jugendarbeit ist ein wichtiger Katalysator für Vernetzung

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