Wer hätte 2019 daran gedacht, dass sich ein Jahr später die gesamte Welt im Ausnahmezustand befindet, weil ein Virus sich über den Globus verbreitet? Ich ehrlicherweise überhaupt nicht. Für das Jahr 2020 hatte ich ganz andere Pläne. Aber durch das Coronavirus stellte sich unser ganzes Leben auf den Kopf: Mit Kontaktbeschränkungen, Schul- und Geschäftsschließungen oder Veranstaltungsverboten wurde das öffentliche Leben massiv runtergefahren.

Im Bundestag habe ich über die größten milliardenschweren Hilfen für die Menschen und die Wirtschaft in der Geschichte unseres Landes entscheiden müssen und an einer gesetzlichen Grundlage mitgewirkt, die zeitweilige, aber tiefgreifende Verbote für die Menschen in Deutschland zur Folge hatte. Im Verlauf der Pandemie mit seinen Wellen aus hohen und niedrigen Inzidenzen, Öffnungen und Schließungen kam mit der Impfthematik eine weitere belastende Frage hinzu, die Deutschland stärker spaltet, als ich es für möglich hielt.

Mir macht dieser Riss durch die Gesellschaft Sorgen. In vielen Gesprächen höre ich sowohl befürwortende als auch ablehnende Argumente über die unterschiedlichsten Corona-Maßnahmen. Das ist prinzipiell gut, weil zu einer lebhaften Diskussion der Austausch von unterschiedlichen Meinungen dazugehört.

Allerdings ist die abnehmende Bereitschaft, sich andere Argumente anzuhören, besorgniserregend. Das muss ich immer mehr feststellen. Das verfestigte Schwarz-Weiß-Denken lässt bei vielen keine andere als die eigene Meinung mehr zu. Das trennt die Menschen immer mehr voneinander. Die Haltung zu ungeimpften Mitbürgern ist hier der jüngste trennende Faktor.

Zeitung
Die letzte LZ des Jahres 2021, Nr. 97 Titelblatt. Foto: Screen LZ

Ich träume davon, dass wir diese Spaltung überwinden. Dass wir zueinander finden und gemeinsame Faktoren leben, statt trennende Faktoren zu schaffen. Dass wir Menschen nicht wegen eines bestimmten Gesundheitsstatus aus dem gesellschaftlichen Leben ausschließen. Ich träume von offenen Geschäften, vollen Stadien, schönen Urlaubserlebnissen in den Bergen oder am Strand und gut besuchten Gaststätten. Für alle Bürger. Ich wünsche mir für die Kinder offene Schulen und Horte, für die Jugendlichen offene Clubs und viele Freizeitmöglichkeiten.

Für die Erwachsenen träume ich von einem Alltag, der den aus heutiger Sicht liebgewonnenen Zeiten des Jahres 2019 ähnelt. Für die Alten wünsche ich mir viel Kontakt zu ihren Liebsten, frei von Ängsten, frei von beschränkenden Maßnahmen. Ich träume davon, dass wir unseren Gegenübern wieder ohne Maske begegnen können und deren Mimik und Gestik wahrnehmen. Ich wünsche mir, dass wir mit Corona leben, ohne unachtsam zu werden. Es wäre toll, wenn dieser Traum in Erfüllung geht.

Mehr aktuelle Träume auf L-IZ.de, in der Coronakrise 2021 und aus den letzten Jahren

„Wenn Leipziger/-innen träumen: Corona – das war einmal!“ erschien erstmals am 17. Dezember 2021 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 97 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar