Bewegt euch, Leute! So ungefähr kann man den Antrag der SPD-Fraktion lesen, den diese am 11. Mai ins Verfahren gegeben hat: "Bewegungsparcours in jedem Stadtbezirk errichten". Die Genossen haben sich die Auswertung der Bürgerumfrage von 2013 augenscheinlich genau durchgelesen. Da kam nicht nur das Übergewicht der Leipziger vor.

Da wurde auch – was das Sportdezernat immer mal wieder abfragen lässt – nach der Art des Sports gefragt, den die Leipziger so treiben. Wenn sie welchen treiben – die meisten tun es nämlich nicht. Und einer der Gründe, warum sie es nicht tun, ist nun einmal der Zustand vieler öffentlicher Anlagen. Beziehungsweise deren Nichtexistenz. Denn die Zahl der öffentlich zugänglichen Sportplätze ist überschaubar. Auf Rad- und Joggingwegen läuft man sich oft genug schon gegenseitig über den Haufen, von der Qualität vieler Wege ganz abgesehen. Mit den möglichen Joggingstrecken sind zwar 73 Prozent der Befragten zufrieden (beim Bauzustand sind es noch 63 Prozent), bei sportgeeigneten Radwegen sinkt die Zufriedenheit auf 43 Prozent (Bauzustand 48 Prozent).

Tja, und wo die Stadt seit Jahren mit viel Phantasie für die Kinder immer neue, sportliche Spielplätze baut, wird offensichtlich, dass entsprechende Angebote für Erwachsene fehlen. Auch wenn tatsächlich 31 Prozent der 2013 Befragten solche Fitness- und Bewegungsparcours entdeckt haben müssen, sonst wären sie ja nicht damit zufrieden gewesen. Aber mit diesen 31 Prozent lagen die vorhandenen Bewegungsparcours eindeutig am Ende der abgefragten Liste.

Also wäre doch die Stadt in der Pflicht, in den Ortsteilen solche Parcours anzulegen, befand die SPD-Fraktion und beantragte: “Die Stadt Leipzig wird beauftragt, ein Konzept für das Errichten von Bewegungsparcours in jedem Stadtbezirk, als Baustein im Sportprogramm 2016 bis 2024, aufzustellen. Das Errichten von Bewegungsparcours in jedem Stadtbezirk kann hierbei auch im Zusammenhang mit der Umgestaltung, Sanierung und/oder Erweiterung von bereits bestehenden Spielplätzen geplant werden. Insbesondere sollten auch Fördermöglichkeiten und die Einwerbung von Sponsoring-Mitteln mit geprüft werden. Bei der Gestaltung der Bewegungsparcours sind Bürger und Sportvereine mit einzubeziehen.”

Ganz, ganz früher, manch älterer Auenwaldwanderer wird sich noch daran erinnern, gab es so einen Bewegungsparcours mit Erklärungstafeln sogar direkt im südlichen Auenwald entlang der Wege. Die kleinen Adi-Männlein auf den Schildern ließen sofort an die gewaltige Sport-Begeisterung im Land der Olympiasiege denken. Hier wurden – heimlich im Wald – die Olympiasiege herbeigeschwitzt, die die DDR einst weltberühmt gemacht haben. Doch die Parcours-Stationen sind verschwunden. Die grauhaarigen Leipziger turnen jetzt an diversen Absperrgeländern, Bänken und Bäumen. Man sieht ihre Verzweiflung.

„Bewegung ist für alle Altersgruppen wichtig. Über Bewegungsparcours kann Sport problemlos in den Alltag integriert werden. Dabei auch die ältere Generation in den Blick zu nehmen, ist wichtig, denn Bewegung leistet einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung von Erkrankungen, wie Alzheimer, die vor allem im höheren Alter auftreten. Gesundheitsfördernde Angebote gehören deshalb auch zur kommunalen Gestaltungsaufgabe“, findet Christopher Zenker, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Sportausschusses im Stadtrat.

Es geht also auch um unsere älteren Mitbürger, die eindeutig etwas weniger Sport treiben als die jungen. Wobei man nie weiß, was Menschen meinen, wenn sie das Kreuz bei “seltener” setzen. Denn mindestens einmal die Woche treiben 47 Prozent der 50- bis 64-Jährigen Sport, bei den 65- bis 84-Jährigen sind es 46 Prozent. So viel doller sind die 36- bis 49-Jährigen da mit 52 Prozent auch nicht. Nur die 19- bis 34-Jährigen treiben mit 60 Prozent etwas häufiger Sport.

Aber auch für Claus Müller, seniorenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sind die Bewegungsparcours vor allem ein Thema für die ältere Generation: “Gerade auf die motorischen Anforderungen der älteren Generation sind die Sportgeräte in Bewegungsparcours optimal ausgerichtet. Aber auch Kinder können auf den Geräten ihren Gleichgewichtssinn trainieren. Ein Bewegungsparcours ist damit Bewegungs-, Gesundheits- und Entwicklungsförderung in einem. Er ist außerdem ein ausgezeichneter Treffpunkt der Generationen – ein Aspekt, der vor dem Hintergrund des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnt. – Bewegungsparcours werden im Freien aufgestellt und stellen ein wohnortnahes und kostenfreies sportliches Angebot dar. In Leipzig gibt es bereits zwei dieser Bewegungsparcours. Beliebt sind solche Parcours vor allem im asiatischen Raum, aber auch in Europa und Deutschland findet diese Art der sportlichen Aktivität immer mehr Anklang.”

Was natürlich mit dem wachsenden Anteil älterer Leipziger zusammengehört. Wer im Alter nicht zum Dauerpflegefall werden will, muss sich bewegen. Vielleicht sind die Chinesen mit ihren zünftigen Sportübungen in jedem Park tatsächlich ein Vorbild. Denn das Fithalten in höheren Lebensjahren bekommt man nun einmal nicht beim Arzt gekauft, das muss man sich selbst organisieren. Und möglicherweise lernt man dabei auch noch Leute kennen, mit denen das Balancieren auch noch Spaß macht.

Oder um den SPD-Antrag noch einmal zu zitieren: Der Bewegungsparcours wäre “ein ausgezeichneter Treffpunkt der Generationen – ein Aspekt, der vor dem Hintergrund des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnt.” So kann man das natürlich auch sagen.

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Also wäre doch die Stadt in der Pflicht, in den Ortsteilen solche Parcours anzulegen, befand die SPD-Fraktion und beantragte: “Die Stadt Leipzig wird beauftragt, ein Konzept für das Errichten von Bewegungsparcours in jedem Stadtbezirk, als Baustein im Sportprogramm 2016 bis 2024, aufzustellen.

Hört denn dieser Irrsinn nicht auf. Oder sind die Parcours für die Mitglieder der SPD gedacht, die sich politisch verirrt haben und nun einen Bewegungsausgleich suchen, welcher auch noch mit Steuergeld bezahlen werden soll. Sicher wären dann auch Mitglieder anderer Parteien auf diesen Bewegungsparcours gern gesehen Gäste.

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