Reichen denn die Behandlungskapazitäten in Sachsen, wenn auch hier die Corona-Pandemie voll zuschlägt? Das wollte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Susanne Schaper, gleich zu Anfang wissen, bevor die ganzen Ausgangsbeschränkungen in Kraft traten. Allein von der Berichterstattung der F.A.Z., dass „die Krankenhäuser in Deutschland für den Fall einer SARS-Cov2-Epidemie gerüstet“ seien, wollte sie sich nicht beruhigen lassen.

Sozialministerin Petra Köpping hat ihr schon am 19. März geantwortet. Aber die Zahlen sind weiterhin aktuell, auch weil Sachsen – anders als derzeit Bayern – nicht zu den Schwerpunktregionen der Epidemie in Deutschland gehört.

Susanne Schaper hatte auch nach allen verfügbaren Krankenhausbetten im Fall einer Ausbreitung der Epidemie gefragt. Danach gäbe es in Sachsen „21.915 in den somatischen Fachgebieten“, antwortete ihr die Sozialministerin.

Aber das sind eigentlich nicht die Bettenkapazitäten, um die es in der Covid-19-Pandemie geht. Denn für die meisten Infizierten ähnelt der Krankheitsverlauf dem einer normalen Grippe. Sie kurieren es zu Hause in Quarantäne aus und nicht im Krankenhaus.

Ins Krankenhaus kommen nur die schweren Fälle, in denen das Virus auch auf die Lunge übergreift und dafür sorgt, dass die Betroffenen schwere Atemprobleme bekommen. Aber in diesem Fall sind dann die Betten in Intensivstationen wichtig.

Dazu teilte Petra Köpping mit: „Zum Stand 12. März 2020 steht im Freistaat Sachsen folgende Zahl von Beatmungsplätzen zur Verfügung: In sächsischen Allgemeinkrankenhäusern, in denen die Behandlung schwerer respiratorischer Symptome möglich ist, stehen insgesamt 947 reguläre sowie 157 zusätzlich ausrüstbare Beatmungsplätze zur Verfügung. Darüber hinaus werden in sächsischen Fachkrankenhäusern, in denen die Behandlung schwerer respiratorischer Symptome möglich ist, 247 reguläre sowie 44 zusätzlich ausrüstbare Beatmungsplätze bereitgehalten.

Diese stehen jedoch vorwiegend für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit bestimmten, anderen Krankheitsarten zur Verfügung, wie z. B. in den Herzzentren sowie den Fachkrankenhäusern Neurologische Frührehabilitation Phase B. Außerdem existieren insgesamt 23 reguläre sowie 2 zusätzlich ausrüstbare Beatmungsplätze in Krankenhäusern, die angeben, dass in diesen keine Behandlung schwerer respiratorischer Symptome möglich ist.“

Das heißt: Es geht vor allem um die „947 regulären sowie 157 zusätzlich ausrüstbaren Beatmungsplätze“, insgesamt also 1.004 Betten.

Deutschlandweit gibt es rund 16.000 solcher Betten. Am 10. April waren davon 2.204 Plätze belegt, also rund 14 Prozent. 1.810 Patient/-innen mussten beatmet werden.

Vielleicht noch wichtig: 2.475 Patient/-innen haben die Intensivstation mittlerweile auch wieder verlassen. Der Großteil konnte tatsächlich gerettet werden, 733 Corona-Patienten auf Intenvistationen sind gestorben, was nach dem Robert-Koch-Institut rund 30 Prozent ausmacht.

Wenn man davon ausgeht, dass 4,1 Prozent aller Personen, die eine Covid-19-Infektion aufweisen, in intensivmedizinische Behandlung müssen (4.679 von 113.525 bestätigten Fällen am 10. April), davon aber nur rund die Hälfte auch aktuell in Intensivbetreuung ist, dann kämen auf Sachsen derzeit mit seinen 3.402 bestätigten Fällen (10. April) rund 70 Patient/-innen in Intensivbehandlung.

Die Kapazitäten sind also noch lange nicht ausgereizt. Einige Krankenhäuser wie die Leipziger Uni-Klinik haben ja deshalb auch Patienten aus anderen Ländern aufgenommen, um dort bei der Entspannung der Lage zu helfen.

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