Kultur funktioniert auch unter Corona-Bedingungen – wenn man ein paar simple Regeln einhält. Das hat das Modellprojekt Kultur // Reallabor Leipzig bestätigt. Und wenn das mit immer neuen Virusvarianten so weitergeht, wird es den einzig möglichen Weg zeigen, Kultur mit Publikum wieder möglich zu machen. Denn nach den 17 Veranstaltungen konnte keine Infektion nachgewiesen werden.

Zwischen dem 26. Mai und dem 27. Juni 2021 fanden im Rahmen des Modellprojekts Kultur // Reallabor 17 Veranstaltungen in neun verschiedenen Kulturorten Leipzigs mit über 1.000 Gästen statt. Vom Kabarett über Clubnächte bis zum Kinderkonzert wurden alle Events durch Forschende und Wissenschaftler/-innen des Universitätsklinikums Leipzig, des Max-Planck-Instituts Leipzig sowie das St. Georg Klinikum wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Die über 1.000 Besucher/-innen mussten sich vor dem jeweiligen Kulturgenuss auf COVID-19 testen lassen und an einer Befragung teilnehmen. Auch bei den Tests eine Woche nach den jeweiligen Veranstaltungen wurden keine Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen.

95 Prozent der Befragten gaben an, sich sehr gut (68 %) oder gut (27 %) über die Corona-Schutzmaßnahmen informiert gefühlt zu haben. Außerdem schätzten 97 Prozent die Hygienekonzepte der Häuser als sicher (36 %) oder sehr sicher (61 %) ein. 87 Prozent bewerteten das Gesamtkonzept des Modellprojekts Kultur // Reallabor als praktikabel (27 %) und sehr praktikabel (60 %).

„Wir freuen uns über den positiven Verlauf des Modellprojektes Kultur // Reallabor. Wir haben Erkenntnisse darüber gewonnen, wie eine große Bandbreite an Kulturveranstaltungen einfach und sicher durchgeführt werden kann“, sagt Tobias Loy, Projektkoordinator/Vorstand Kreatives Leipzig e. V.

„Dass wir sogar zeigen konnten, wie Tanzveranstaltungen ohne Maske und Abstand sicher funktionieren können, war ein wichtiger Schritt. Der Spielball liegt jetzt bei der Politik. Die Konzepte sind vorhanden und erprobt. Jetzt müssen diese auch für den normalen Veranstaltungsbetrieb gestattet werden.“

Und Steffen Kache, Projektkoordinator/Vorstand LiveMusikKommission, ergänzt: „Für uns Clubbetreibende zeigt dieses Modellprojekt eine Möglichkeit auf, auch in einer Pandemie den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ich bin stolz darauf, dass die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig, dem Max-Planck-Institut, dem Klinikum St. Georg und der Universitätsklinik Leipzig sowie dem Team der Distillery und nicht zuletzt unserer Gäste Früchte trägt. Das gibt der gesamten Kulturbranche eine Perspektive und Handlungsspielraum.“

Die wissenschaftliche Sicht auf das Projekt bringt Dr. Tomislav Maricic, Head of Genome Editing am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie zum Ausdruck, wenn er sagt:

„Es freut mich, dass wir keine Hinweise darauf finden konnten, dass die beiden Partys in der Distillery zu einer massiven Ausbreitung des Virus geführt haben. Um die wirklichen Stärken und Schwächen unseres Testansatzes zu zeigen, müsste man das Projekt im Herbst noch einmal durchführen, wenn die Inzidenz viel höher ist als bei den ersten beiden Partys. Eine Aufgabe der Wissenschaft ist es, die Gesellschaft zu
unterstützen, und es war großartig zu sehen, wie drei lokale wissenschaftliche Einrichtungen in Leipzig die Kultur vor Ort unterstützen.“

Und Dr. med. Stephan Borte, PhD, Chefarzt des Medizinischen Zentrallabors am Klinikum St. Georg Leipzig, betont: „PCR-basierte Lolli- und Gurgel-Tests sollten mehr Bedeutung in der Absicherung von Kulturveranstaltungen im Herbst und Winter bekommen. Auch in Schule und Kita sind ähnliche Projekte gut machbar und sollten eingesetzt werden, um Schließungen zu vermeiden.“

Das Modellprojekt Kultur // Reallabor wurde unter den Vorgaben der Sächsischen Corona-Schutzverordnung, mit Unterstützung der Stadt Leipzig durch das Dezernat Kultur sowie Kulturamt, dem Amt für Statistik und Wahlen und den Branchenverbänden LiveKommbinat Leipzig e. V., Leipzig+Kultur und Kreatives Leipzig durchgeführt.

Beteiligt haben sich mit Live-Veranstaltungen die academixer, die Cammerspiele, Die VILLA, die Distillery, der Kulturhof Gohlis, die Moritzbastei, das Schauspiel Leipzig, der Thomanerchor mit der Thomaskirche und das WERK 2.

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Keine Kommentare bisher

Mich würde mal interessieren, wie die Ergebnisse aus dem “Studien”-Konzert mit irgendwem von August letzten Jahres in der Leipziger Arena aussehen. Es wurden da kontrolliert drei verschiedene Szenarien gestellt, die Teilnehmer sollten im Nachgang untersucht werden auf Infektionen mit SARS-CoV-2. Habe davon nie mehr was gehört, auch die olle Gugl weiß nichts zu berichten.

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