WiR. werden 70 Jahre alt und daher hat das Theater der Jungen Welt, das älteste Kinder- und Jugendtheater in Deutschland, die nächste Spielzeit zur Jubiläumsspielzeit erhoben und WiR. zu seinem Spielzeitmotto gemacht. "Dieses Wir-Gefühl steht sowohl für uns als Theater, aber auch für die innige Verbindung mit unserem Publikum. In vielen Zuschriften lesen wir Theater der Herzen. Wir sind Familientheater, Volkstheater und Schule des Lebens."

Wir machen manchmal unbequem wollendes, kantiges, lauteres und dennoch häufig verblüffend poetisches, krasses, musikalisches, tänzerisches, träumendes – traumwandlerisches Theater. Wir sind in der Welt angekommen«, erläutert Intendant Jürgen Zielinski das Spielzeitmotto.

Elf Neuinszenierungen im TdJW, darunter zahlreiche Ur- und deutschsprachige Erstaufführungen, fächern die unzähligen Facetten dieses WiR. auf. Das TdJW möchte mit vielen offenen Formaten die Welt durch Theatermachen spielend erlebbar machen. Das Spielerische wird auch im Spielzeitheft deutlich, dass dieses Jahr aus drei verschiedenen Heften und einer Zeitung besteht, wobei jedes der Hefte eine besondere Ästhetik aufweist. So hat Illustrator Hannes Hirche die Publikation der Theaterpädagogik gestaltet.

Highlights der Saison

Vom 12. bis 15 Oktober beherbergt das TdJW das 7. Deutsche Kinder-Theater-Fest, auf dem sich das WiR. mit Kindertheatergruppen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum füllt. Am 6. November gibt es eine große Geburtstagsfeier und vom 25. bis 31. Januar findet die internationale Fachbegegnung »Grenzenlos« für Kinder- und Jugendtheaterexperten statt. Zur Buchmesse wird außerdem das Buch »70 Jahre Zukunft« erscheinen und am 4. Juni wird der Lindenauer Markt zum Marktplatz der Kulturen, einem Ort der Begegnung.

Premieren

Auch die neuen Inszenierungen kreisen um das WiR und schaffen ganz verschiedenartige Begegnungen. So bewegt die Revue »Abgefahren in Leipzig-West« sich musikalisch durch die Stadtgeschichte. Regie führt Tatjana Rese, die Musik stammt von Thomas Wolter, Premiere ist am 24. September. Ein Auftragswerk ist das Stück »Juller«. Jörg Menke-Peitzmeyer beschreibt darin auf Grundlage der Biografie des jüdischen Fußballers Julius Hirsch Mechanismen der Ausgrenzung. Unterstützer ist der Deutsche Fußball-Bund. Wieder dabei ist in dieser Spielzeit auch die Choreografin Heike Hennig, die zusammen mit der Dramaturgin Winnie Karnofka im Tanz-Theater-Projekt »Bräute« den Mythos der Braut interkulturell erkunden wird. Jörg Wesemüller wird die deutschsprachige Erstaufführung von »Rose Rose Rose« inszenieren. Ein Stück über ein pubertierendes Mädchen im Spannungsfeld zwischen Film Noir und Justin Bieber, gespielt von drei männlichen Schauspielern in verschiedenen Sprachen.

Im Zuge der Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie wird auch Regie-Absolventin Anna Vera Kelle eine deutschsprachige Erstaufführung in Szene setzen. In »Zwei im Dunkeln« treffen zwei Jugendliche, die eigentlich auf gegnerischen Seiten stehen, mitten im Krieg unerwartet aufeinander und begegnen sich ganz neu. Krieg spielt in »Jeanne d’Arc« eine Rolle, wobei sich Ulrich Hüni dem vielfach bearbeiteten Material neu annähert. In unserem Weihnachtsstück trifft William Shakespeare auf Franz Fühmann. Jürgen Zielinski setzt diese Variante von »Das Wintermärchen« in Szene. » Weihnachten bedeutet für uns, dass wir bereits traditionell sehr besondere Stoffe auf die Bühne bringen. Wir müssen nicht mit den großen Grimm-Märchen operieren. Wenn mal nicht Grimm draufsteht, steckt trotzdem wunderbares Theater drin«, so Zielinski. Ein Klassiker steht mit »Nosferatu« der neuen Kooperation mit der Moritzbastei an. Kai Festersen verlegt den Grusel als Schauspiel mit Puppen in den Gewölbekeller der ehemaligen Stadtfestung. Einen Klassiker der modernen Kinderliteratur bringt Milena Paulovics im Puppentheater auf die Bühne: »Der kleine Prinz«. Hier wird zudem eine Bearbeitung des Bilderbuches »Die große Wörterfabrik« zu sehen sein. Zum Sommertheater lädt das TdJW 2017 an den Zwenkauer See in die Lindenallee im ehemaligen Schlosspark Eythra zum großen gemeinsamen Picknick als krönenden Abschluss – damit das WiR. noch etwas größer wird.

Theaterpädagogik

Das Spielzeitmotto der Jungen Wildnis, der Theaterpädagogik des TdJW, ist »Stories of Zuhause«. Neben zahlreichen Theaterclubs, darunter auch die Fortsetzung des inklusiven »Club Melo« in Kooperation mit der Lebenshilfe Leipzig und den Theaterreportern in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur gibt es auch zahlreiche neue Formate. So werden die Leipziger Schülertheatertage um einen Showcase Kulturelle Bildung in der Grundschule erweitert. Ein besonderes Projekt stellt »Homestories« dar, ein Demokratie-Projekttag. Die teilnehmenden Schüler besuchen die Wohnung von Unbekannten und erforschen deren Leben. Unterstützt wird diese theatrale Intervention durch die LWB. Fortgesetzt werden auch in dieser Spielzeit die Familiensonntage, bei denen am Wochenende ein stückbegleitendes Programm zur Aufführung angeboten wird, und die Open-Stage »Welt trifft Wildnis«, die von einem Theaterclub organisiert wird.

Gastspiele

International stehen bereits mehrere Gastspiele fest: Das TdJW ist mit der zweiten Spielphase von »Out of the Box« in Israel unterwegs und ein Gastspiel in Südtirol steht fest auf dem Programm – weitere sind in Planung. Klar ist auch jetzt bereits, dass das TdJW mit Gastspielen in Minden, Wolfsburg und Wolfenbüttel präsent sein wird. »Wir sind dabei immer auch Botschafter für die Stadt Leipzig und trägt mit zum positiven Image der Stadt bei«, so Jürgen Zielinski. Mit »Crystal – Variationen über Rausch«, frisch ausgezeichnet mit dem Preis des Sächsischen Theaterreffens, ist das TdJW in Rahmenprogramm der Euro-Scene vertreten.

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