Die Männer des SC DHfK Leipzig haben das Minimalziel „Klassenerhalt“ seit einer Weile geschafft und könnten die Saison in Ruhe auslaufen lassen. Doch das würde dem Charakter der körperkulturellen Handballer kaum entsprechen. Sie wollen weiterhin Punkte sammeln und mehrere Tabellenplätze gutmachen. Durch den dritten Auswärtssieg in der Saison – GWD Minden wurde 26:24 (12:16) bezwungen – konnten sowohl Wetzlar als auch Stuttgart im Klassement überholt werden.

Das aktuelle Bundesligaspiel in der Kampa-Halle in Minden hätte auch anders ausgehen können. Zwar besaßen die grün-weißen Sachsen den besseren Start, sie lagen gleich mehrere Male zwei Treffer vorn, 1:3, 2:4, 3:5, doch dann stockte ihr Angriffsspiel. So wurden einige Chancen vergeben und technische Fehler fabriziert. Coach André Haber versuchte der Mannschaft mit seinen zwei Auszeiten (kurz hintereinander) zu helfen, er wollte mit neuen Spielern auf der Platte neue Impulse setzen und wechselte auch Julius Meier-Siebert und Oliver Seidler ein, doch die Maßnahmen verpufften.

Grün-Weiß Dankersen nutzte die gegnerischen Schwächen gnadenlos aus. Sie kamen durch den schnellen Kevin Gulliksen ins Konterspiel, der außerdem von der rechten Außenposition traf und traf und traf. Der norwegische Nationalspieler erzielte vor der Pause sieben Tore und sorgte beinahe im Alleingang dafür, dass die Mindener die Auseinandersetzung innerhalb zehn Minuten drehten und folgerichtig mit 11:6 Toren vorn lagen.

Den Gastgebern schien alles zu gelingen. Der Pausenstand lautete 16:12, der Spielstand vor dem letzten Drittel der Begegnung 20:15. „Wir hätten unsere Überlegenheit noch besser ausspielen und deutlicher führen müssen!“ schätzte Frank Carstens, der Trainer des Tabellenelften, ein. Allerdings ließen seine Männer das mögliche 21:15 liegen.

Stattdessen schaffte Patrick Wiesmach per Konter das 20:16, erzielte Philipp Weber, der vorher einen Angriff überhastet abgeschlossen hatte, bei angezeigtem Zeitspiel das eminent wichtige 21:20 (aus einheimischer Sicht). Plötzlich gelangen den Sachsen fünf Treffer in Folge, drehte insbesondere Maciej Gebala auf. Der polnische Kreisläufer avancierte mit seinen sieben Toren zum besten Schützen und schweißte „nebenbei“ die Abwehr zusammen. Außerdem konnten auch Torwart Milos Putera, der dann mit einem Gegenspieler zusammengestoßen war, und René Villadsen der Mannschaft mit mehreren Paraden helfen.

Die Spieler, die Trainer und alle anderen Anhänger durften mit der Leistung der Sachsen in den letzten zwanzig Minuten der Begegnung sehr zufrieden sein. Geschäftsführer Karsten Günther: „Das Kollektiv hat wieder funktioniert.“ Andreas Rojewski besorgte den Ausgleich. Patrick Wiesmach und Maciej Gebala schafften das vorentscheidende 22:25. Denn den Mindenern gelangen in der letzten Viertelstunde ganze drei Treffer. So endete das Bundesligaspiel 24:26. Aufgrund der enormen Steigerung konnten die Leipziger letztendlich einen völlig verdienten Auswärtssieg feiern. Spielbericht: Leutzscher Welle

Andre Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):

“Für mich war das heute unfassbar. Wir haben zwei Halbzeiten gesehen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Wir waren gut vorbereitet und wussten, was auf uns zukommt, aber in der ersten Halbzeit ist von den Dingen, die wir uns vorgenommen hatten, fast gar nichts gelungen. Dass es nur mit 16:12 in die Pause geht, hat uns sogar noch geschmeichelt. Was wir dann in der zweiten Halbzeit gedeckt haben, war salopp gesagt schon eine Messe.

Da haben wir nur acht Gegentore zugelassen, gegen ein Team, das eigentlich viele Tore macht. Darauf bin ich sehr stolz. Aufgrund der Verletztensituation mussten wir heute viel wechseln, aber das hat unserer Abwehr und unserem Angriff in der zweiten Halbzeit keinen Abbruch getan. In dieser Saison war es bei uns oft eine Frage des Selbstvertrauens und der Mentalität und man hat heute gesehen, welche Mentalität in dieser Mannschaft steckt.“

Frank Carstens (Trainer GWD Minden):

“Ich bin etwas entsetzt, oder besser gesagt schockiert, dass wir in der zweiten Halbzeit all die Dinge, die in der ersten Halbzeit funktioniert haben, nicht mehr für uns nutzen konnten. Da muss man in der Saisonendphase mehr Killerinstinkt an den Tag legen, doch das hat uns heute gefehlt. Unser Gegner hat uns heute alle Chancen eingeräumt, dieses Spiel zu gewinnen. Natürlich hat Leipzig eine hohe Qualität, dass haben sie in der zweiten Halbzeit gezeigt und darum ist der Sieg für den SC DHfK auch verdient. Aber wir hatten uns das ganz anders vorgestellt und darum überwiegt heute die Enttäuschung.“

GWD Minden – SC DHfK Leipzig 24:26 (16:12)

Torschützen Minden: Gulliksen (7), Rambo (5), Zvizej (4), Korte (2), Michalczik (2), Doder (1), Gullerud (1), Mansson (1), Padshyvalau (1)
Torschützen SC DHfK: Gebala (7), Weber (4), Esche (3), Rojewski (3), Semper (3), Wiesmach (3), Pieczkowski (2), Binder (1)

Zeitstrafen: Minden 4 Min, Leipzig 8 Min
Siebenmeter: Leipzig 1/1, Minden 3/4

Zuschauer: 2754 Handballfans in der Kampa-Halle

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