Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge hat das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der Polizei bei den Ermittlungen zu Übergriffen auf sorbische Jugendliche einen ersten Erfolg erzielt. Demnach wurden sieben PEGIDA-Anhänger und Flüchtlingsfeinde gefasst, die verdächtigt werden, an gezielten verbalen und tätlichen Angriffen auf junge Sorbinnen und Sorben beteiligt gewesen zu sein.

Dies kommentiert Kathrin Kagelmann, Lausitzer Abgeordnete und Sprecherin für sorbische Angelegenheiten der Fraktion Die Linke: Angriffe auf die gewachsene Kultur der Sorben, die im östlichen Sachsen und in Brandenburg ihr angestammtes Siedlungsgebiet haben, bestürzen mich. Deshalb freue ich mich, dass es inzwischen erste Ermittlungsergebnisse des OAZ im Zusammenhang mit Straftaten gegen Sorben gibt, die im Herbst letzten Jahres angezeigt wurden. Wenig überraschend ist auch, aus welchem Umfeld die Verdächtigen stammen: Sie sind bei Nazidemos, bei ausländerfeindlichen Protesten gegen das Asylheim im Bautzener “Spreehotel” und – wen wundert’s, möchte man fragen – auch bei “PEGIDA” aufgefallen.

Neu sind solche Übergriffe auf die slawische Minderheit in der Lausitz nicht. Neu ist allenfalls die Dimension der Gewalt. Es scheint ein unheilvoller Zusammenhang zu bestehen zwischen der Eskalation von Gewalt gegen Sorben und den “Gida”-Bewegungen, die seit einem halben Jahr eine weit verbreitete diffuse Angst vor allem Fremden auf Straßen und Plätze tragen. Daran docken Neonazis mit ihrer fremdenfeindlichen, menschenverachtenden Ideologie gern an. Deshalb kann ich dem Domowina-Vorsitzenden David Statnik nur beipflichten, wenn er zum Schluss kommt, dass Sorbinnen und Sorben angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation der Lausitz als “Sündenböcke” herhalten müssen. Dieses Schicksal teilen sie mit Geflüchteten, die auch außerhalb der Lausitz für Probleme verantwortlich gemacht werden, für die sie keinerlei Schuld trifft.

Die Sorben wissen – nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen ihrer eigenen Geschichte – um ihre besondere Verantwortung in der aktuellen gesellschaftlichen Debatte um Flüchtlingspolitik und die Entwicklung einer gelebten Willkommenskultur, die mehr ist als ein notwendiger politischer Reflex auf Proteste vor Flüchtlingsheimen. Mit einer Resolution solidarisieren sich die Delegierten der 17. Hauptversammlung der Domowina ausdrücklich mit Asylsuchenden und Flüchtlingen und fordern Toleranz. Die kurze Stellungnahme ist mehr als eine Randnotiz: Sie ist die notwendige und mutige Antwort eines kleinen Volkes, das über Jahrhunderte gegen alle Widrigkeiten und Angriffe seine slawische Sprache und Kultur zu bewahren wusste.

Angriffe auf Sorben: Alter Hass in neuen Kleidern
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/angriffe-auf-sorben-alter-hass-in-neuen-kleidern-13509759.html

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