Der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur möchte auf die Ausstellung „Verordnete Solidarität“ hinweisen, deren Erarbeitung er finanziell unterstützt hat. Sein Engagement und Interesse begründet Lutz Rathenow wie folgt: „Bei dem Thema zeigt sich wie aktuell Geschichtskenntnisse für die Gegenwart sein können. Die heutige Fremdenfeindlichkeit hat viele Ursachen, eine führt in die DDR-Zeit zurück. Erst durch Genauigkeit im Detail und kreative Umsetzungsformen wird Geschichte so lebendig, dass sie Lust auf ein Einmischen in die Gegenwart weckt und dem an einer Demokratieverbitterung leidenden Patchworkpopulismus punktuell eine konstruktiv aktive Haltung entgegensetzen kann.“

Die Ausstellung, die 15 Plakate umfasst, zeigt historische Ursachen von Fremden­angst, Frem­den­feindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus in Ostdeutschland, die bis heute nachwirken.

In den Blick genommen wird die von oben verordnete internationale Solidarität und die verfehlte Asyl- und Ausländerpolitik in der DDR. Die SED erklärte im Umgang mit Ausländern den proletarischen Internationalismus, die Völkerfreundschaft und die antiimperialistische Soli­darität zur Leitlinie. Doch entgegen der offiziellen Parolen waren enge Kontakte zwischen Ausländern und DDR-Bürgern nicht erwünscht. Hinter der Fassade der Weltoffenheit hegte die SED und ihre Sicherheitsorgane Misstrauen gegenüber Fremden. So geriet die viel beschworene internationale Solidarität in die Kluft zwischen ideologischem Anspruch und Realpolitik.

Außenpolitisch strebte die DDR nach diplomatischer Anerkennung und wirtschaftlichen Bezieh­ungen. Zigtausende Vertragsarbeiter wurden in die DDR geholt, um den Arbeitskräftemangel in der DDR zu beheben. Innenpolitisch galt ihr Aufenthalt als Zeichen der Solidarität. Politische Emigranten und ausländische Studenten kamen je nach außenpolitischer Lage in die DDR. Die Bevölkerung betrachtete die Fremden mit Skepsis. In Politik und Gesellschaft waren die Deutsche Nation und ihre tradierten Werte tiefer verwurzelt als der Internationalismus.

Gefördert wurde die Ausstellung mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und durch den Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Die Ausstellung ist ab 2. Februar 2017 beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, in der Außenstelle Leipzig, zu sehen. Darüber hinaus kann sie beim Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. gegen eine Schutzgebühr von 30 Euro bestellt werden: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. | Bernhard-Göring-Str. 152 | 04277 Leipzig

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

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Ich erlebe es in der Familie: Frieden, Völkerfreundschaft, internationale Solidarität, mit diesen Worten bin ich aufgewachsen, sie wurden von Eltern, Lehrern usw vorgebetet.

Wie sah es real aus? Die vietnamesischen Arbeiterinnen im Geflügelschlachthof waren stets unter sich, im Wohnheim, im Betrieb. Wurde eine schwanger musste sie heim oder abtreiben.
Ebenso erging es vielen anderen.

Und gerade von den eigenen Eltern weht heute der eiskalte Wind der Ausgrenzung herüber. Da ist nix mehr mit Völkerfreundschaft, da ist internationale Solidarität ein Fremdwort ebenso wie Solidarität mit Armen im eigenen Land. Es ist einfach nur traurig

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