Am 27. Januar, dem 74. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, erinnert die Stadt Leipzig an die Opfer des Nationalsozialismus. In diesem Jahr stehen die mehr als 200.000 Menschen im Mittelpunkt des Gedenkens, die den nationalsozialistischen Krankenmorden, beschönigend „Euthanasie“ genannt, zum Opfer fielen. Die Stadt Leipzig bittet auch in diesem Jahr alle interessierten Bürgerinnen und Bürger am 27. Januar an die Gedenkstätte Abtnaundorf (Theklaer Straße/Höhe Heiterblickstraße). Hier beginnt um 11 Uhr die Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig.

Für die Fahrt nach Abtnaundorf und zurück zum Neuen Rathaus stellt die Stadt kostenlos Busse bereit, die 10:30 Uhr am Neuen Rathaus (Rathausvorplatz) starten.

Am 18. April 1945 wurde am Ort der heutigen Gedenkstätte in Abtnaundorf von Gestapo, SS und Volkssturm eine Baracke des ehemaligen Außenkommandos des KZ Buchenwald mit 300 eingeschlossenen Häftlingen in Brand geschossen. Mehr als 80 von ihnen kamen dabei um oder starben später an ihren schweren Verletzungen. An die Gräueltat, die als „Massaker von Abtnaundorf“ in die Dokumente des Nürnberger Militärtribunals einging, erinnern seit 1958 ein steinerner Obelisk und seit 2018 eine Installation des Leipziger Künstlers Harald Alff.

Nach Ansprachen von Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie von Imke und Gesine Oltmanns, Angehörige der von den Nationalsozialisten ermordeten Gertrud Oltmanns, und Gebeten werden am Gedenkort Blumen niedergelegt und eine Schweigeminute gehalten. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgt der Chor der Diakonie am Thonberg „ThonKunst“.

Zurück im Neuen Rathaus wird Oberbürgermeister Burkhard Jung gemeinsam mit Vertretern der Stadtratsfraktionen Kränze vor der Gedenktafel für die ermordeten Stadtverordneten in der Oberen Wandelhalle niederlegen. Gegen 12:30 Uhr wird in der Unteren Wandelhalle der Film „Riebeckstr. 63“ der Kinder- und JugendKulturWerkstatt JOJO gezeigt, der sich mit der Geschichte des Gebäudekomplexes im Nationalsozialismus beschäftigt.

Anschließend führt Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller, Universität Leipzig, in die Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet: Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ein. Die Schau kann bis zum 5. Februar während der Öffnungszeiten des Neuen Rathauses (Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 15 Uhr) besichtigt werden.

Ein Symposium zum europäischen Gedenken und zur Aufarbeitung von „Euthanasie“-Verbrechen schließt sich von 14:30 bis 18:30 Uhr im Ratsplenarsaal an.

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