Mehrere hundert jüdische Zwangsarbeiter aus Thessaloniki mussten 1943 an der Bahnstation Karya im von den Deutschen besetzten Griechenland einen Felsen für ein Ausweichgleis abtragen. Nach Fertigstellung der Bahnanlage wurden die meisten Verschleppten in Auschwitz ermordet. Eine neue Wanderausstellung beleuchtet diesen Teil der deutschen Besatzung in Griechenland und des Holocausts. Sie wird ab Donnerstag, 30. Oktober 2025, im Leipziger Ariowitsch-Haus gezeigt.

Die multimediale und partizipative Ausstellung ist das Ergebnis eines griechisch-deutschen Bildungsprojekts und wurde in Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Universität Osnabrück, dem Jüdischen Museums Griechenlands in Athen und der Aristoteles Universität Thessaloniki erarbeitet.

Mehrere Partner haben es schließlich ermöglicht, dass die Ausstellung nach Leipzig kommt. Neben dem Ariowitsch-Haus sind das unter anderem die Stadt Leipzig, das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, und die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig.

Zwangsarbeit 1943 an der Bahnstation Karya im von den Deutschen besetzten Griechenland. Foto: Sammlung Andreas Assael
Zwangsarbeit 1943 an der Bahnstation Karya im von den Deutschen besetzten Griechenland. Foto: Sammlung Andreas Assael

Der Tatort Karya wurde erst im Jahr 2002 durch die Entdeckung eines einzigartigen Bildbestands des griechischen Sammlers und Privatforschers Andreas Assael bekannt. Die Fotografien bilden das Herzstück der dreisprachigen Ausstellung (Deutsch, Englisch, Griechisch) und eröffnen neue Perspektiven auf die Verflechtungen von Zwangsarbeit und Holocaust in Griechenland und Europa.

Für Leipzig – eine Stadt mit lebendiger jüdischer Geschichte und engagierter Erinnerungsarbeit – besitzt diese Ausstellung besondere Bedeutung. Sie stärkt die Städtepartnerschaft mit Thessaloniki und schafft neue Räume für den deutsch-griechischen Dialog über Erinnerung und Verantwortung.

Studierende der Universität Osnabrück dokumentieren die Überreste einer auf der Baustelle von 1943 zurückgelassenen Lore mit einem Laserscan, April 2023. Foto: IAK – Universität Osnabrück
Studierende der Universität Osnabrück dokumentieren die Überreste einer auf der Baustelle von 1943 zurückgelassenen Lore mit einem Laserscan, April 2023. Foto: IAK – Universität Osnabrück

Zur öffentlichen und feierlichen Eröffnung der Sonderausstellung „KARYA 1943. Zwangsarbeit und Holocaust“ am 30. Oktober 2025 um 17 Uhr im Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus, Hinrichsenstraße 14 in Leipzig, laden ein: Küf Kaufmann, Direktor des Ariowitsch-Hauses und Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig; Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit; Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas; Dr. Gabriele Goldfuß, Leiterin des Referats Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig und Dr. Josephine Ulbricht von der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig.

Der griechische Botschafter Alexandros Papaioannou wird eine Ansprache an die Gäste richten. Mit anwesend sein wird auch der Privatforscher Andreas Assael. Die Ausstellung wird bis 11. Dezember 2025 Montag bis Donnerstag von 09:00Uhr bis 17:00 Uhr gezeigt. Der Eintritt ist frei. Am 4. Dezember, 17 Uhr führt die Kuratorin Iris Hax Interessenten durch die Schau.

Gefördert wird das Bildungs- und Ausstellungsprojekt „Tödliche Zwangsarbeit in Karya. Deutsche Besatzung und Holocaust in Griechenland“ im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen.

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