Der neu-Leipziger Dramaturg und Regisseur, Mark Rabe, lädt am 22. Februar anlässlich des runden Geburtstags Heiner Müllers in die naTo Leipzig zum lebendigen Gedenken an den sächsischen Schriftsteller, Regisseur und Intendanten ein, der am 9. Januar 90 Jahre geworden wäre.

Bis in die 1980er Jahre durch Verbote und Zensur in der DDR belegt, wurde und wird das weltweit rezipierte Werk des Brecht-Abkömmlings – trotz Büchner-Preises, Nationalpreises der DDR und Europäischen Theaterpreises – auf deutschsprachigen Bühnen bald nach Müllers Tod 1995 ob dessen ästhetischen Herausforderungen und politischen Implikationen gemieden und heute kaum noch gespielt. O-Töne Heiner Müllers über gescheiterte Utopien und live vorgetragene Texte zur Aktualität des bedeutenden Denkers werden Ausgangspunkte für das diskursive Zwiegespräch mit integrierter Publikumsdiskussion sein.

Heiner Müller, Foto: DPA
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Der Müller-Experte Mark Rabe, der u. a. 2012 eine kunstwissenschaftliche Monographie über dessen intermedialen Gedenkort für Luigi Nono vorgelegt hat, trifft zu diesem Anlass dessen dritte Ehefrau, die Regisseurin und intellektuelle Zeitzeugin Ginka Tscholakowa aus Berlin, zu einer Begegnung über den politisch-kulturellen Status quo der deutschen Wiedervereinigung.

Vorgestellt werden soll der Mitschnitt eines Radio-Interviews des Jubilars nach der Wende, der gleich einer Sphinx die weltgeschichtlichen Ereignisse bis dato visionär vorausgeahnt hatte, aber ab 1990 nur noch für sich sprechen konnte: über amerikanischen und islamischen Fundamentalismus, Existenzängste der Leute in der Ex-DDR, Lähmung nach ungeheuren Erwartungen der Ost-Deutschen. Massenkonsum in der nördlichen Hemisphäre scheint die weltweite Krise weiterhin verdrängen zu können – nicht genug beschleunigt, eine Konjunktur von Müllers geschichtsphilosophischen Fragen an Deutschland heute zu befördern?

Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
Eintritt: 12,00 € / 8,00 € (VVK: 10,50 / 7,00 € zzgl. Gebühren)

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