Im Jahr 2018 wurden in Sachsen 120 HIV-Neudiagnosen gestellt. Das sind mehr als im Vorjahr 2017 mit insgesamt 103 Neudiagnosen. Damit liegt Sachsen gegen den Deutschlandtrend. Die Zahlen gehen aus dem aktuellen Jahresbericht 2018 zu HIV/AIDS der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) hervor.

Bei den 120 HIV-Neudiagnosen im Jahr 2018 waren 87,5% Männer und 12,2% Frauen betroffen. Der Anteil von Männern, die Sex mit Männern haben, an den neu-diagnostizierten HIV-Infektionen betrug 2018 60%, was dem Mittelwert der Auswertungen seit 2001 entspricht.

Im Jahr 2018 wurde in Sachsen eine Häufigkeit der HIV-Erstdiagnosen von 2,9 pro 100.000 Einwohner erreicht. Dies entspricht dem Niveau von 2012 und liegt wieder unter den deutschlandweiten Werten von 3,4. Von den insgesamt 120 im Jahr 2018 neu diagnostizierten HIV-Infektionen im Freistaat Sachsen stammten 48 (40 %) aus dem Stadtkreis Leipzig, 30 (25 %) aus dem Stadtkreis Dresden und 6 (5 %) aus dem Stadtkreis Chemnitz. Aus allen anderen Teilen Sachsens wurden insgesamt 36 (30 %) HIV-Erstdiagnosen an das RKI übermittelt.

Die Meldungen der HIV-Neudiagnosen dürfen jedoch nicht mit der Zahl der HIV-Neuinfektionen gleichgesetzt werden. Sie erlauben keine direkten Rückschlüsse auf die Infektionszeitpunkte, da HIV-Infektion und HIV-Test zeitlich auseinanderliegen können.

An der LUA Sachsen selbst wurden im Jahr 2018 8.011 HIV-Screening-Untersuchungen durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dabei ein Probenzuwachs von ca. 10 % zu verzeichnen (2017: 7.307 Untersuchungen).

Insbesondere waren höhere Probenzahlen aus den Gesundheitsämtern zu beobachten. Von den untersuchten Proben wurden insgesamt 57 Seren (0,71 %) im Rahmen der HIV-Stufendiagnostik als „positiv“ bestätigt.

Der bisherige Gipfel der Meldezahlen von HIV-Erstdiagnosen lag seit 2001 im Jahr 2015. Damals wurden in Deutschland 3.635 Neudiagnosen und in Sachsen 180 gemeldet. 2017 betrug die Anzahl der HIV-Erstmeldungen in Deutschland noch 3.145, im Jahr 2018 lag sie hier bei 2.838, was einem deutschlandweiten Rückgang von 22 % seit 2015 entspricht. Im Gipfeljahr der Meldezahlen 2015 hatte die Häufigkeit im Freistaat Sachsen mit 4,4 pro 100.000 Einwohner derjenigen in Deutschland entsprochen.

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes kennen nur 78% der HIV-Infizierten in Sachsen ihre positive Diagnose. Das ist weniger als im Bundesdurchschnitt (87%) und damit noch weit vom WHO-Ziel (90%) entfernt.

Daher müssen HIV-Tests noch gezielter bei Risikopersonen wie MSM und Drogenkonsumenten, aber auch bei heterosexuellen Personen mit riskantem Sexualleben angeboten werden.

„Das Sächsische Gesundheitsministerium wird ab diesem Sommer bis Ende 2020 gemeinsam mit den vier sächsischen AIDS-Hilfen für HIV-Selbsttests werben und für Risikogruppen diese Selbsttests auch kostenfrei anbieten“, sagte Gesundheitsministerin Barbara Klepsch. Die Selbsttests sind seit Oktober 2018 erlaubt. Dafür stellt das Gesundheitsministerium insgesamt 60.000 € zur Verfügung.

“Aber auch unsere Hausärzte und entsprechenden Fachärzte tragen eine große Verantwortung, Risiken und Symptome, die für eine HIV-Infektion sprechen, zu erkennen und einen HIV-Test zu empfehlen. „Es darf nicht sein, dass in Sachsen ca. 570 Menschen leben, die ihre HIV-Diagnose noch nicht kennen und somit ohne Therapie einen fortgeschrittenen Immundefekt oder gar die Krankheit AIDS erleiden und dabei auch weiterhin ansteckend bleiben“, so die Ministerin weiter.

Der HIV/AIDS-Jahresbericht 2018 für Sachsen ist im Internet unter https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/33782 abrufbar.

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