Die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration erklärt anlässlich ihres Besuchs beim Projekt „Zeitzeugenbefragung (Oral History) zur Entstehung und Entwicklung demokratischer Einstellungsmuster nach 1990 im Südraum Leipzig“ im Sächsischen Wirtschaftsarchiv e.V. in Leipzig: „Die Jahre nach 1990 waren für viele von uns nicht leicht. Die Menschen in Ostdeutschland hatten bereits vor 30 Jahren mit einem gigantischen Strukturwandel zu kämpfen.“

„Heute wissen wir, was wir damals alles hätten besser machen können. Wenn die Erfahrungen von damals und die Ideen von heute zusammen kommen und auch ernst genommen werden, können die vor uns liegenden Veränderungen wie Digitalisierung und Strukturwandel in den Kohlegebieten viel besser gelingen! Die Menschen haben so viele Visionen, nehmen wir sie mit.“

„Ich halte es für absolut wichtig, dass sich unser Wirtschaftsminister Martin Dulig dafür einsetzt, dass wir Milliarden an Bundesförderungen für neue Projekte und Infrastruktur bekommen. Nur so können die betroffenen Regionen sich nachhaltig entwickeln.“

Aus meiner Erfahrung als Landrätin und Bürgermeisterin in einer vom Strukturwandel betroffenen Region will ich gern weiter mitdenken, wie wir mit Visionen in die Zukunft schauen: Wir sollten einerseits die Metropolregion von Halle über Leipzig bis nach Dresden gemeinsam mit ihrem Umland weiterentwickeln. Beim Nachdenken über verbesserte Verkehrskonzepte zwischen den Städten und dem Ländlichen Raum sollten wir auch autonom fahrende Züge und E-Roller mit einbeziehen. Das sind gerade auch für junge Leute attraktive Angebote vor Ort, in den Gemeinden und Kommunen. Das könnte auch der Weg sein, um mehr saubere Mobilität zu erreichen.

In so genannten Stadt-Umland-Vereinbarungen kann noch besser das Wohn- und Erholungspotential der Einzugsbereiche unserer Großstädte erschlossen, ausgebaut und bewahrt werden. Ein Wald stört nicht bei der Dorfentwicklung, sondern muss mit Blick auf städtische Gebiete als Standortvorteil gesehen werden.

Zudem besteht damit die Chance, dass das Umland besser entwickelt wird. Wenn in den Großstädten Wohnraum knapp und viel zu teuer wird, dann gibt es gute Alternativen. Vor vielen Jahren haben wir bereits im Leipziger Südraum eine große internationale Konferenz durchgeführt, um Ideen von Experten und renommierten Architekten mit der Bevölkerung zu diskutieren.

Die so entstandenen Ideen sind noch immer zukunftsweisend und könnten umgesetzt werden. Ich glaube, dass wir die Städte der Zukunft eher im heutigen Umland errichten. Direkt neben Seen entstehen CO2-neutrale Wohngebiete, ausgestattet mit super schnellem Internet, Bahnanschluss und Vorreiter für das autonome Fahren. Diese Städte der Zukunft verbinden das Beste was Sachsen hat: Fortschritt und Natur.

Aus meiner persönlichen Erfahrung in der Gestaltung des Leipziger Südraumes Anfang der 1990er Jahre kann ich nur sagen: Lassen Sie uns Visionen haben. Lassen Sie uns groß denken!“

Hintergrund:

Das Projekt „Zeitzeugenbefragung (Oral History) zur Entstehung und Entwicklung demokratischer Einstellungsmuster nach 1990 im Südraum Leipzig“ wird seit Oktober 2017 durch den Förderverein zum Aufbau des Dokumentationszentrums IndustrieKulturlandschaft Mitteldeutschland e.V. (DOK Mitt e.V.) durchgeführt und durch das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen“ gefördert.

Die Fördersumme im Jahr 2019 beläuft sich auf 55.998,00 Euro. DokMitt möchte ergründen, wie die Menschen die tiefgreifenden Veränderungen ihres Lebens- und Sozialraumes nach 1989 erlebt haben und welchen Einfluss der Strukturwandel samt erwerbsbiographischer Einschnitte auf die politische Teilhabe, gesellschaftliche Verantwortung und zivilgesellschaftliches Engagement haben könnte.

Bislang wurden 43 Interviews in Bild und Ton aufgezeichnet. Die Auswertung soll bis Ende 2019 erfolgen, die Veröffentlichung der Ergebnisse ist für 2020 geplant.

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