Der Vorsitzende der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, hat drei Kleine Anfragen zum Juwelenklau aus dem Grünen Gewölbe an die Regierung gerichtet. Er erklärt: „Direktor Dirk Syndram hat der Sächsischen Zeitung am 27.11.2019 ein aufschlussreiches Interview gegeben. Er wisse nicht, ob die Sicherheitskameras auch bei Dunkelheit hochauflösende Bilder liefern.“

„Die Diebe hätten ein Fenstergitter aus dem 19. Jahrhundert ,zerschnitten‘, hernach das dahinterliegende Sicherheitsfenster ,aufgesprengt‘ und so Alarm ausgelöst; das Licht schalte sich in solchen Fällen dennoch nicht automatisch ein. Auch habe das Sicherheitsglas nicht gehalten, was der Hersteller versprochen habe. Das Sicherheitssystem sei vor vier Jahren überprüft und als gut befunden worden. Aus alledem ergeben sich viele Fragen.

Natürlich müssen die Behörden aus taktischen Gründen Erkenntnisse vorerst zurückhalten. Aber es ist zu klären, weshalb nicht mehr getan worden ist, um die Juwelen zu schützen – und wer warum über die Sicherheitsarchitektur entschieden hat. Wir werden nicht lockerlassen.“

Hintergrund: Fragenkatalog von Rico Gebhardt

1. War die von Direktor Syndram erwähnte Überprüfung die erste seit der Eröffnung des Grünen Gewölbes? Falls ja: Weshalb wurde nicht öfter evaluiert?

2. Gibt es eine Festlegung, in welchen Intervallen jeweils das Sicherheitskonzept der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu überprüfen ist? Falls ja: in welchen Zeitabständen, falls nein: warum nicht?

3. Wer war an der Sicherheitsevaluierung im Jahre 2015 beteiligt?

4. Welche baulichen Sicherheitsanforderungen oder Vorschläge zur sicherheitstechnischen Ausstattung haben die SKD in den vergangenen zehn Jahren an den SIB gerichtet? Wer hat diese Anforderungen und Vorschläge genehmigt, beziehungsweise wie wurden Ablehnungen jeweils begründet?

5. An welchen Stellen im Sicherheitskonzept wurden seit der Eröffnung des Grünes Gewölbes Veränderungen vorgenommen und wie hoch waren die Kosten?

6. Weshalb verfügt das Sicherheitspersonal im Residenzschloss offenbar nicht über eine schnelle Direktleitung zur Polizei, sondern musste zum Telefonhörer greifen, um den Einbruch zu melden? Ist es geplant, diesen Mangel zu beheben?

7. Ist das Sicherheitspersonal im Residenzschloss mit Schusswaffen ausgerüstet? Falls ja: Verfügen alle Sicherheitskräfte über Schusswaffen? Falls nein: Weshalb nicht?

8. In welchen Zeiträumen in den vergangenen zehn Jahren war das Sicherheitspersonal im Residenzschloss mit Schusswaffen ausgerüstet? Falls es Entscheidungen gab, Schusswaffen als Ausrüstungsbestandteil einzuführen oder abzuschaffen: Wie wurden diese Entscheidungen jeweils begründet?

9. Welche Widerstandsklasse besitzt Sicherheitsglas in den vom Einbruch betroffenen Vitrinen verbaut worden (durchwurfhemmend, durchstoßhemmend, durchschusshemmend, sprengwirkungshemmend, vgl. DIN EN 356) und anhand welcher Kriterien wurde es ausgesucht? Ist es geplant, angesichts der offensichtlich zu geringen Widerstandsfähigkeit des verwendeten Glases auch das Sicherheitsglas in anderen Vitrinen auszutauschen?

10. Weshalb wurde offensichtlich in Kauf genommen, dass die Sicherheitskameras im – durchaus vorhersehbaren – Falle eines nächtlichen Einbruchs und mithin bei Dunkelheit nur minderwertige Bilder liefern können? Wer hat warum entschieden, dass Licht in Alarmfalle dennoch verzichtbar ist?

11. Existiert in den Museen der Städtischen Kunstsammlungen Dresden eine Einbruchmeldeanlage nach den VdS-Richtlinien? Falls nicht: Weshalb nicht, wer hat das entschieden und welche Vorkehrungen wurden ersatzweise getroffen?

12. Die historischen Fenstergitter mögen zwar den Erfordernissen des Denkmalschutzes entsprechen, aber sie entsprechen offenbar nicht aber zeitgemäßen Sicherheitsanforderungen hinsichtlich ihrer Festigkeit. Wie wurden die dahinterliegenden Fenster besonders gesichert? Falls dies nicht erfolgte: Weshalb nicht? Und ist geplant, alle Fenstergitter durch widerstandsfähigere, moderne Stahlgitter zu ersetzen?

13. Existieren in den Museen der Städtischen Kunstsammlungen Dresden Vorkehrungen, um Einbrecher daran zu hindern, mit ihrer Beute zu entkommen? Falls nicht: Weshalb nicht?

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