„Die beschlossenen Maßnahmen an sächsischen Hochschulen zur Minderung des Ansteckungsrisikos mit dem Coronavirus sind zwar durchaus zu begrüßen, aber sie ignorieren die sehr diversen Belastungen Studierender völlig“, erklärt Marie Polonyi, Referentin für Inklusion des Student_innenrats der Universität Leipzig (StuRa UL). Neben der Verschiebung von Präsenzveranstaltungen greift auch die vollständige Schließung öffentlicher Einrichtungen, welche u.a. Bibliotheken, Mensen und Museen, aber auch Schulen und Kitas betrifft, tief in das Leben der Studierenden ein.

„Die Abgabe der Staatsexamensarbeiten wurde bereits verschoben. Bei regulären Haus- und Abschlussarbeiten und vielen Prüfungen wurden jedoch noch keine klaren Aussagen gegenüber den Studierenden getroffen. Dieser Zustand ist unhaltbar.“, so Christopher Hermes, Referent für Lehre und Studium des StuRa UL. „Als Studierendenvertretung der circa 28.000 Student_innen an der Universität Leipzig fordert der StuRa daher, dass jegliche Fristen für Hausarbeiten und die Durchführung von Prüfungen bis auf weiteres ausgesetzt werden.“

„Besonders für studierende Eltern ergeben sich im Zuge der Schließungen und Schutzmaßnahmen zusätzliche Sorge- und Aufsichtspflichten, welche kaum Raum für universitäre Verpflichtungen zulassen. Studierende mit Vorerkrankungen bewegen sich als Risikogruppe auf einer Gratwanderung zwischen gesellschaftlichem Leistungsdruck und der Sorge um das eigene Leben. Das Fehlen notwendiger Therapien und die Folgen der Isolation verschärfen für viele Studierende die Situation.

Existenzielle Sorgen betreffen ebenso ausländische Studierende, die in Anbetracht von unverhohlenem Rassismus die drastischen Auswirkungen als Erste befürchten müssen. Studierende in allen Lebenslagen sorgen sich um Freund_innen und Familienmitglieder, in deren Fürsorge sie teilweise involviert sind, und können daher nicht einfach so weiter studieren“, betont Marie Polonyi.

Die Universität Leipzig bemüht sich zeitgleich um die Realisierung einer digitalen Lehre.

„Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass die Umsetzung hoher didaktisch-methodischer Standards im E-Learning mit den vorhandenen Ressourcen in einem Großteil der Angebote nicht gelingen kann. Auch die durchgängige Barrierefreiheit der digitalen Angebote muss gewährleistet werden. Die Dozent_innen werden dabei jedoch noch völlig allein gelassen. Ob unter diesen Umständen die Durchführung digitaler Lehre tatsächlich sinnvoll ist, ziehen wir in Zweifel.“, so Hermes.

„Vor Allem gilt es jetzt zu Hause zu bleiben, um das Übertragungsrisiko zu minimieren und damit dafür zu sorgen, dass sich nicht weitere Personen anstecken und dasGesundheitssystem kollabiert. Es gilt für diejenigen da zu sein, die sich in Quarantäne befinden oder zur Risikogruppe gehören und jene zu entlasten, die in den Bereichen Therapie, Pflege, Medizin und Versorgung weiterhin arbeiten. Es gilt sich mit marginalisierten und prekär lebenden Menschen zu solidarisieren und sie auf vielfältigste Weise mit unseren Ressourcen, ob finanziell, psychisch oder zeitlich, zu unterstützen.“, so Polonyi abschließend.

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