Das Klinikum St. Georg muss gleich zwei Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 vermelden. Die männlichen Patienten im Alter von 86 und 73 Jahren kamen mit zum Teil schweren Vorerkrankungen zur Behandlung ins Klinikum. „Wir sind bestürzt. Unsere Teams in der Infektiologie und auf der Intensivstation haben alles gegeben, leider waren die körpereigenen Abwehrsysteme der Männer nicht stark genug, um gegen die Krankheit zu bestehen. Unsere große Anteilnahme gilt den Familien“, erklärt Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums.

Das Klinikum St. Georg behandelt als Behandlungs- und Kompetenzzentrum für Mitteldeutschland bisher schwerpunktmäßig alle Infektionsfälle durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2, die im Raum Leipzig stationär versorgt werden müssen. Seit drei Wochen steigt die Zahl der Patienten kontinuierlich. Bislang gab es auch viele mildere Verläufe, die schnell entlassen werden konnten, doch seit einigen Tagen nimmt der Schweregrad der Erkrankungen und der Altersdurchschnitt der Patienten deutlich zu, sodass mehr Patienten auf der Intensivstation überwacht oder sogar künstlich beatmet werden mussten.

„Die Realität hat uns eingeholt. Nun sollte spätestens den letzten Zweiflern klar sein, dass die Lage ernst ist. Wir befinden uns nicht mehr am Beginn, sondern bereits mitten in der Welle und können noch nicht exakt abschätzen, wohin die kommenden Wochen führen werden. Auch wenn die Verdopplung der Fallzahlen gerade im Raum Leipzig gerade deutlich verlangsamt ist, müssen wir uns bewusst machen, dass sie auch genauso wieder ansteigen kann, wenn es nicht gelingt, Infektionsketten wirksam zu unterbrechen.

Unsere größte Verantwortung liegt bei den hochbetagten und schwachen Menschen unserer Gesellschaft. Es gilt, diese in besonderem Maße zu schützen. Der 86-jährige verstorbene Senior hatte eine Patientenverfügung und lag bereits seit 10 Tagen auf unserer Sonderisolierstation im Haus 7. Er kam mit schweren Vorerkrankungen und bereits sehr geschwächt zu uns.

Letztlich haben wir seinem Wunsch entsprochen, sterben zu dürfen, wenn die Möglichkeiten der nicht-invasiven Medizin ausgeschöpft sind“, erklärt Professor Lübbert, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin am Klinikum St. Georg.

Professor Sablotzki, Chefarzt der Klinik für Anästhesie- und Intensivtherapie ergänzt: „Der zweite männliche Patient im Alter von 73 Jahren lag seit 2 Tagen auf der Intensivstation und wurde dort bei Aufnahme auch beatmet. Trotz aller unterstützenden technischen und medikamentösen Maßnahmen starb er in einem sich rapide entwickelnden Multiorganversagen“.

Um der wachsenden Bedrohung gerade älterer Bevölkerungsgruppen durch das neue Coronavirus zu entgegnen, plant die Stadt Leipzig zusammen mit dem Klinikum St. Georg und dem Uniklinikum eine Querschnittuntersuchung in ausgewählten Leipziger Alten- und Pflegeheimen, die Professor Lübbert koordinieren wird.

Mobile Teams sollen mit Hilfe von Medizinstudenten und mit Unterstützung durch die Heimleitungen über gezielte Abstrichuntersuchungen herausbekommen, ob es unerkannte Virusträger unter den Heimbewohnern oder beim Pflegepersonal gibt.

Ein Spiel auf Zeit: Die neue Leipziger Zeitung zwischen Ausgangsbeschränkung, E-Learning und dem richtigen Umgang mit der auferlegten Stille

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