Das Klinikum St. Georg hat ein Neurozentrum gegründet, das als Koordinationsstelle der Neuro- und Kopfdisziplin vor allem beim Thema Schlaganfall zum Tragen kommen soll. Denn jährlich erleiden circa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall und obwohl sich die Todesrate in den letzten 25 Jahren in Deutschland etwa halbiert hat, zählen Schlaganfälle dennoch zu den häufigsten Todesursachen. Doch auch während der Corona- Krise stellt das Klinikum die optimale Versorgung von Patienten mit Schlaganfall sicher.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Aufbau Neurovaskuläres Netzwerk Das Neurozentrum bündelt die Zusammenarbeit zwischen den Fachrichtungen der Neurologie, Neurochirurgie, HNO, Neuroradiologie und Neuroanästhesie, auch in der Kooperation mit der Klinik für Neurologie und Intensivmedizin in Wermsdorf.

Einheitliche Struktur- und Qualitätsmaßnahmen bilden hierfür das Fundament, um relevante Erkrankungen wie Schlaganfälle inkl. Hirnblutungen und Subarachnoidalblutungen aus Aneurysmen, epileptische Anfälle z.B. bei Hirntumoren, Trauma, Schädelbasisprozesse und -verletzungen sowie –fehlbildungen oder Neubildungen des Zentralnervensystems, Infektionskrankheiten des Zentralnervensystems, Schädelhirntrauma und Schmerzsyndrome zu behandeln.

„Ziel des neuen Zentrums ist der Aufbau einer ambulanten Versorgungsstruktur sowie die Etablierung von Neuro- bzw. Kopf-Intensivstationen oder entsprechenden Intermediate Care Stationen und die Analyse einer möglichen Reha-Struktur für Neuropatienten im Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf“, beschreibt Dr. Torsten Kraya, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum St. Georg und Leiter des neuen Zentrums.

Gezielte Versorgung von Patienten mit Schlaganfall während der Corona-Krise

Aufgrund der besonderen aktuellen Situation werden Kapazitäten in der Notfallversorgung im Bereich der Intensivstationen sowie in neurologischen Kliniken für Patienten mit COVID-19 vorgehalten. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat bereits am 20. April 2020 auf Probleme in der Versorgung von neurologischen Patienten im Rahmen der COVID-19 Pandemie hingewiesen. Dies führt vielerorts zu einer Reduktion der Kapazität für Patienten mit Schlaganfall und anderen akuten Neurologischen Erkrankungen.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, geht das Neurozentrum explizit einen anderen Weg. „Wir schaffen gezielt Kapazitäten für neurologische Patienten mit Schlaganfall und separieren diese klar zu Patienten mit COVID-19. Mit diesem Konzept konnten wir bereits eine signifikanten Zunahme der Zuweisung von Schlaganfallpatienten aus den umliegenden Krankenhäusern verzeichnen“, erklärt Dr. Kraya. Auch die Klinik für Neurologie und neurologische Intensivmedizin des Fachkrankenhauses Hubertusburg in Wermsdorf beteiligt sich an diesem Konzept regional für den Landkreis Nordsachsen.

Arbeiten im Neurozentrum eng zusammen v.l.n.r. CA Prof. A. Schäfer (Radiologie) , CA Dr. O. Sorge (Neurochirurgie), CA Dr. T. Kraya (Neurologie), CA Dr. A. Boehm (HNO), CA Dr. P. Sokolowski (Neurologoie Wermsdorf), OA Dr. A. Gazis (Radiologie)  Bild: Klinikum St. Georg
Arbeiten im Neurozentrum eng zusammen v.l.n.r. CA Prof. A. Schäfer (Radiologie) , CA Dr. O. Sorge (Neurochirurgie), CA Dr. T. Kraya (Neurologie), CA Dr. A. Boehm (HNO), CA Dr. P. Sokolowski (Neurologoie Wermsdorf), OA Dr. A. Gazis (Radiologie) Bild: Klinikum St. Georg

Patienten profitieren von enger Verzahnung der Fachrichtungen

Allerdings zeigt sich auch, dass insbesondere Patienten mit leichten Schlaganfallsymptomen viel seltener die Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst kontaktieren.

„Wir möchten darauf hinweisen, dass jeder Patient mit Schlaganfallsymptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen über den Notruf 112 oder den kassenärztlichen Notdienst 116117 ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Bei entsprechenden Beschwerden kann sich jeder Betroffene natürlich auch direkt an das Neurozentrum am Klinikum St. Georg wenden“, betont der Chefarzt, denn Experten haben festgestellt, dass Patienten mit COVID-19 häufiger über Schlaganfallsymptome berichten oder sich neurologische Komplikationen einstellen können.

Inwieweit das mit der COVID-19 Infektion oder den vorbestehenden Grunderkrankungen zu tun haben könnte, ist aktuell noch offen. Aus diesem Grund werden ausreichende Kapazitäten für eine qualifizierte Betreuung der Patienten benötigt. „Patienten mit diesem komplexen Krankheitsbild profitieren von der engen Verzahnung des Neurozentrums mit dem Kompetenz- und Behandlungszentrum für Infektiologie an unserem Klinikum“, verdeutlicht Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums.

Video- und Telefoniekontakt zu Angehörigen

Besuchseinschränkungen und Kontaktlimitierungen sind in der aktuellen Zeit nicht zu vermeiden. Trotzdem versuchen die behandelnden Pfleger/innen und Ärzt/innen, mit Videotelefonie etc. den Kontakt mit der Familie und Angehörigen so gut wie möglich zu gestalten. In der Organisation der komplexen neurologischen Rehabilitation sowie adäquaten ärztlichen Weiterbetreuung werden die Patienten (vor Ort) und Angehörigen (meist telefonisch) vom Kliniksozialdienst intensiv unterstützt.

Damit kann auch in ungewöhnlichen Zeiten eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau erfolgen und trotz der vorhandenen Einschränkungen wird die menschliche Seite der Behandlung nicht vergessen.

Schlaganfallnetzwerk TESSA bildet Grundlage für neues Zentrum

Im Schlaganfallnetzwerk TESSA ist die Neurologische Expertise im Norden und Westen des Freistaats Sachsen bereits etabliert. Das Klinikum St. Georg und das Fachkrankenhaus Hubertusburg agieren im Netzwerk als sogenannte Zentren. Durch Experten werden Telekonsile auf Anfrage erstellt, gleichzeitig werden rund um die Uhr Kapazitäten für evtl. notwendige Behandlungen auf der Stroke Unit, in der Neurochirurgie und in der Neuroradiologie vorgehalten.

Die Kliniken der St. Georg Unternehmensgruppe kooperieren aktuell mit sieben Krankenhäusern im Umkreis von Leipzig und Wermsdorf. Im Rahmen dieses Netzwerkes werden speziell Patienten mit akuten Schlaganfallsymptomen vorgestellt. „Die Anfragen nehmen kontinuierlich zu. Im Jahr 2013 verzeichnete das TESSA Netzwerk ca. 70 Konsilanfragen, aktuell sind es jährlich ca. 200 Kontakte. Die Zunahme von Schlaganfällen ist Besorgnis erregend. In einer aktuellen Prognose ist eine Verdoppelung im Jahr 2050 angezeigt.

Aktuell gibt es in Deutschland schon ca. 165.000 Patienten. Eine schnelle und adäquate Versorgung ist nicht nur für Patienten entscheidend. Auch volkswirtschaftlich ist schnelles Handeln nutzbringend. Allein die hohen Folgekosten für die vielen Pflegebedürftigen nach Schlaganfällen sind enorm“, fasst Chefarzt Dr. Thorsten Kraya zusammen.

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