Wenn der Job krank macht: Vielen Beschäftigten, die in Leipzig berufsunfähig geworden sind oder an einer Schwerbehinderung leiden, drohen große Einbußen bei der Rente. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Besonders in der Lebensmittelindustrie halte ein wachsender Teil der rund 840 Arbeitnehmer aus der Stadt nicht bis zur Rente mit 67 durch, sagt Jörg Most von der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau.

Deshalb hat die Gewerkschaft eine Petition an den Deutschen Bundestag gestartet. Unter dem Motto #inwuerdealtern fordert die NGG einen leichteren Zugang zur Erwerbsminderungsrente, eine neue gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente und eine Absenkung des Renteneintrittsalters für Menschen mit Behinderung.

Weitere Infos gibt es im Netz unter: https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2020/_08/_09/Petition_114531.html.

„Von Coca Cola in Halle über den Leisslinger-Mineralbrunnen in Weißenfels bis hin zu den Brot-Werken Lieken in Brehna und Harry in Wiedemar – die Lebensmittelbranche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Aber gerade ältere Beschäftigte haben mit Schichtarbeit und hohen körperlichen Belastungen am Fließband zu kämpfen“, so Jörg Most.

Dabei sei der Altersdurchschnitt in den Belegschaften vergleichsweise hoch. Doch vielen Beschäftigten bleibe der Wunsch, früher in Rente zu gehen, verwehrt – obwohl sie durch den Beruf krank geworden seien.

„Das Problem ist, dass die meisten Anträge auf Erwerbsminderungsrenten abgelehnt werden. Die angeblichen alternativen, weniger belastenden Tätigkeiten gibt es jedoch meist nicht“, kritisiert Most. Auch der Zugang zu einer Schwerbehindertenrente sei in den letzten Jahren immer weiter erschwert worden. Ausgerechnet wer lange hart körperlich gearbeitet habe, werde nun in der Rentendebatte vergessen.

Mit der Petition an alle Bundestagsabgeordneten (mit Ausnahme der AfD) sollen die Parlamentarier für das Thema sensibilisiert werden – und sich für eine gesetzliche Lösung stark machen. „Krankheit kann man sich nicht aussuchen. Beschäftigte, die wegen gesundheitlicher Leiden nicht mehr arbeiten können, dürfen nicht durchs Raster fallen. Sie müssen leichter an eine solide Alterssicherung kommen“, fordert Most.

„Eine verantwortungsvolle Sozialpolitik ist gerade auch für jene gedacht, die nicht mehr so leistungsfähig sind, die keine so guten Chancen mehr haben und daran selbst nur noch sehr wenig ändern können – wenn überhaupt.“

Die Renten-Petition der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau geht auf Beratungen mit dem langjährigen Mitglied der Rentenkommission, Annelie Buntenbach, zurück. Neben dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) hat unter anderem auch der Sozialverband VdK Leipzig Unterstützung für die Petition zugesagt, so Most.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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