Wer mit dem Fahrrad entlang der Mulde fährt, begibt sich auf eine Reise durch unberührte Natur und durch die Vergangenheit. Der über 400 Kilometer lange Radweg erstreckt sich von Dessau bis nach Schöneck im Vogtland und ermöglicht eine unvergessliche Reise entlang der malerischen Muldenufer. Neben landschaftlicher Idylle säumen mächtige Burgen, mittelalterliche Städte und zahlreiche kulturhistorische Sehenswürdigkeiten den beliebten Mulderadweg.

Unterwegs auf dem Mulderadweg

Der Mulderadweg führt im Tal der Mulde entlang der Zwickauer und Freiberger Mulde mit seinen zwei Startpunkten in Schöneck und Moldava über Sermuth bis nach Dessau und durchquert die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auf seinen rund 400 Kilometern führt er vorbei am Erzgebirge und verläuft über die Dübener Heide durch das Sächsische Hügelland bis ins Biosphärenreservat Mittelelbe.

Abwechslungsreiche und reizvolle Landschaften prägen den Mulderadweg und seine zahlreichen Stationen. Mit seinen zwei Startpunkten in hügeligem Gelände geht der Weg bis hin zu flachem Gelände beim Zusammenfluss der Muldearme herunter. Über Wald- und Forstwege sowie einzelne befahrene Straßen fährt man entlang idyllischer und abwechslungsreicher Landschaften.

Der erste Streckenabschnitt beginnt in Rechenberg-Bienenmühle nahe der tschechischen Grenze und führt entlang des Flusslaufes der Freiberger Mulde. Auf rund 155 Kilometern Strecke gelangt man über diese Teilroute vorbei an der Erzgebirgsstadt Freiberg, der Stadt Nossen im Erzgebirgsvorland, der „Stiefelstadt“ Döbeln und Leisnig nach Sermuth.

Auf dem Weg können idyllische Waldatmosphäre und großartige Ausblicke über die weite Landschaft genossen werden. Der zweite Startpunkt liegt in Schöneck – der höchstgelegenen Stadt des Vogtlandes – und von dort aus führt der Radweg entlang der Zwickauer Mulde nach Sermuth. Auf den rund 150 Kilometern bahnt sich die Route bei einem Aufstieg von insgesamt 1.900 Metern ihren Weg und führt dabei u.a. an den Städten Muldenberg, Zwickau, Penig und Rochlitz vorbei.

Entlang des Flusslaufes taucht man in waldreiche Gebiete, enge Täler und in das Westerzgebirge ein. Zahlreiche Burgen laden dabei zum Entdecken und Erkunden ein. Genau wie die Mulde vereinigt sich der Radwanderweg auf seinem Weg nach Norden. In der Nähe von Sermuth fließen die Zwickauer und die Freiberger Mulde zur Vereinigten Mulde zusammen und begleiten Radwanderer auf weiteren 120 Kilometern. Auf diesem Abschnitt verändert sich das Landschaftsbild und aus hügeligen Landschaften gelangt man in die flache Auenlandschaft der Mulde.

Von dort aus geht es auf sehr ebenem Gelände über Grimma, Wurzen und Bitterfeld durch die Dübener Heide bis nach Dessau. Bei Dessau mündet die Mulde schließlich in die Elbe, womit der Mulderadweg endet. Wer nach dieser Tour noch nicht genug hat, kann ab diesem Punkt über den Elberadweg oder den Europaradweg R1 weiterfahren.

Ein Fluss mit märchenhaftem Charme

Die Mulde ist Teil des Fluss-Systems der Elbe und prägt mit ihrem märchenhaften Charme schon seit dem Mittelalter ihre Umgebung. Der nicht schiffbare, linke Nebenfluss der Elbe sorgt sowohl als Vereinigte Mulde als auch durch ihre beiden Quellflüsse für Impressionen, die viele Radfahrer zu schätzen wissen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass auch einer der bekannten Radfernwege Deutschlands diese eindrucksvolle Flusslandschaft thematisiert.

Ihr westlicher Arm entspringt in Schöneck, der höchstgelegenen Stadt des Vogtlandes, in einer Höhe von gut 700 Metern. Die beiden Quellflüsse Rote Mulde und Weiße Mulde fließen an diesem Ort zusammen und bilden so die Zwickauer Mulde. Die Freiberger Mulde, die im Osterzgebirge in Tschechien ihren Ursprung hat, bildet den östlichen Muldearm.

Sie führt durch das sächsische Burgenland und fließt schließlich in Sermuth mit der Zwickauer Mulde zur Vereinigten Mulde zusammen. Die Flussufer laden mit ihren malerischen und idyllischen Kulissen zu Spaziergängen und Radtouren entlang der Mulde ein. Die gesamte Mulde ist der viertgrößte Nebenfluss der Elbe.

Teilroute 1: Entlang der Zwickauer Mulde

Entlang des Mulderadweges treffen malerische Flusslandschaften und abwechslungsreiche Wegführungen auf kulturhistorische Sehenswürdigkeiten in den zahlreichen Städten, die der Radweg durchquert. Auf der Teilroute der Zwickauer Mulde kommt man an der größten Talsperre im Freistaat Sachsens, der Talsperre Eibenstock, vorbei. Sie liegt im Erzgebirgskreis und staut das Wasser der Zwickauer Mulde.

Von einem Aussichtspunkt oberhalb der beeindruckenden Staumauer blickt man über den Stausee und die umliegende Landschaft. Im weiteren Wegverlauf passiert man außerdem das Schloss Rochlitz, das über der Zwickauer Mulde thront und auf eine 1.000jährige Geschichte von Kaisern, Fürsten und Königen zurückblickt. Hier hatte einst Herzogin Elisabeth von Rochlitz, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Reformation in Sachsen, ihren Sitz.

Seine beiden markanten Türme sind für Radfahrer und Wanderer bereits aus der Ferne sichtbar und laden zu einem Rundblick über das Muldental ein. Bei einem Rundgang kann man noch heute die imposanten Kreuzgewölbe der Schlosskapelle, das prächtig restaurierte Fürstenhaus und die 100 Quadratmeter große Schwarzküche besichtigen.

Ein weiterer Höhepunkt ist das Schloss Colditz, das mit seiner imposanten Erscheinung die gleichnamige Stadt prägt. Das ursprüngliche Residenz- und Jagdschloss zählt zu den ältesten Schlössern Sachsens und gilt als eines der schönsten mitteldeutschen Renaissance-Baudenkmäler des 16. Jahrhunderts. Internationale Bekanntheit erlangte das Schloss durch die Nutzung als Kriegsgefangenenlager für hochrangige Offiziere der Westalliierten während des Zweiten Weltkrieges. Über deren spektakulären Ausbruchsversuch informiert heute das Fluchtmuseum im Beamtenhaus.

Auch das als Automobil- und Robert-Schumann-Stadt bekannte Zwickau hat allerhand Sehenswertes zu bieten. Die viertgrößte Stadt Sachsens zeigt, dass Wirtschaft und Kunst sowie Industrie und Kultur schon seit Jahrhunderten eng miteinander verwoben sind. Einen Besuch lohnen u.a. der prunkvolle Dom St. Marien am Marktplatz der Stadt, das Robert-Schumann-Haus mit der weltweit größten Sammlung aus dem Besitz der Familie Schumann sowie im Rahmen des Themas Industriekultur die Ausstellungen im Audi-Bau und im August-Horch-Museum.

Teilroute 2: Entlang der Freiberger Mulde

Im Laufe des Streckenabschnitts entlang der Freiberger Mulde begegnet man einer Vielzahl an Sehenswürdigkeiten. Die Universitätsstadt Freiberg lädt mit ihrer historischen Altstadt, die Heimat des bedeutenden Freiberger Doms St. Marien ist, zu einem Besuch ein. Die spätgotische Hallenkirche beeindruckt mit ihrer goldenen Pforte und prunkvollen Gewölben.

Auch das Schloss Nossen ist auf dieser Strecke zu finden. Die imposante Anlage wurde ursprünglich als Burg im 12. Jahrhundert errichtet und steht auf einem Felsvorsprung über der Freiberger Mulde. Verschiedene Ausstellungen präsentieren hier seit 1996 die wechselhafte Geschichte des Ortes und erinnern an den sächsischen Adel.

Ein weiteres Ausflugsziel auf dem Mulderadweg ist das nahegelegene Kloster Altzella mit seinem historischen Klosterpark. Durch das romanische Eingangstor gelangt man auf das Gelände, auf dem noch ein Mausoleum, eine Abteiruine und das Konversenhaus zu finden sind. Weiter geht es entlang der Freiberger Mulde durch die „Stiefelstadt“ Döbeln, eine der brückenreichsten Städte Sachsens.

Egal ob Fahrten mit der historischen Pferdebahn durch die pittoreske Innenstadt, die Besichtigung von Rathaus und Stadtmuseum oder der Blick in das Geburtshaus des expressionistischen Künstlers Erich Heckel: Döbeln bietet seinen Besuchern allerhand zu sehen und zu erleben.

Nahe von Leisnig – der in einem Heimatlied besungenen „Stadt auf dem Berge“ – liegt die Burg Mildenstein auf steil abfallenden Felsen über dem Tal der Freiberger Mulde. Neben einem Besuch der romanischen Kapelle lädt der Bergfried aus dem 12. Jahrhundert auch heute noch zu einem eindrucksvollen Blick über die mittelalterliche Stadt und das Muldental ein.

Teilroute 3: Entlang der Vereinigten Mulde

Entlang der Vereinigten Mulde führt der Radwanderweg vorbei an der Kreisstadt Grimma, die in ihrer historischen Altstadt – die größte in Westsachsen – mit zahlreichen Baudenkmälern aus verschiedenen Epochen aufwartet. Zu sehenswerten Ausflugszielen gehört neben dem Rathaus und der bekannten Klosterkirche Grimma auch die gut 70 Meter lange Pöppelmannbrücke. Das denkmalgeschützte Bauwerk aus dem Jahr 1719 trägt den Namen des bekannten Barockarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann und lädt zu einer kurzen Rast ein.

Sehenswert sind außerdem die Ruinen des früheren Klosters Marienthron in Nimbschen, die zwischen alten Buchen und Eichen bestaunt werden können. Katharina von Bora, eine sächsische Adelige und spätere Ehefrau Martin Luthers, verbrachte hier ihre Jugendjahre. Rund sechs Kilometer weiter liegt das um 1709 errichtete Jagdhaus Kössern am Mulderadweg, welches als herausragendes Kleinod barocker Baukunst gilt. Schon von Weitem erblickt man die reich bemalte Fassade.

Bei einer Führung in historischer Kostümierung erfährt man alles über die Geschichte des Jagdhauses. Eine erfrischende Abwechslung zu den zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten auf dem Muderadweg bietet der Muldestausee, der mit rund sechs Quadratkilometern das viertgrößte Gewässer in Sachsen-Anhalt ist. Der geflutete Tagebau bietet heute viele Möglichkeiten zu Wassersportaktivitäten, Baden und Wandern.

Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt

Auf dem Mulderadweg gibt es seit dem Jahr 2019 an verschiedenen Standorten einen besonderen Service, der den Radwanderern auf ihrem Weg behilflich ist. Spezielle Fahrrad-Selbsthilfewerkstätten bieten ein umfangreiches Equipment an. Ob Reifenheber, Schraubenzieher oder eine Luftpumpe mit Adaptern für alle Ventile – die 1,30 Meter hohe und grüne Service-Station steht Tag und Nacht für große oder kleine Reparaturen bereit.

Über einen QR-Code am Gerät gelangt man außerdem zu hilfreichen Reparaturanleitungen. Zu finden sind die grünen Helfer am Landgasthof Dehnitz bei Wurzen an der Vereinigten Mulde und unmittelbar am Schloss Rochlitz an der Zwickauer Mulde. Eine weitere Station an der Freiberger Mulde ist in Planung.

Stempel sammeln auf dem Mulderadweg

Über den Verlauf des Radweges entlang der drei Muldearme informiert kurz und übersichtlich der Prospekt „Herzlich willkommen am Mulderadweg“, der von der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH herausgegeben wurde. Er beinhaltet außerdem zwei Aktionen für Radfahrer auf dem Mulderadweg: Die im Prospekt aufgeführten Einrichtungen bieten dem Prospekt-Besitzer eine Ermäßigung auf den Eintritt.

Wer außerdem an mindestens vier verschiedenen Stellen einen Stempel sammelt und die im Prospekt befindliche Postkarte einschickt, erhält ein nützliches Radlerpräsent kostenfrei zugesandt.

Weitere Informationen: www.mulderadweg.de

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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