Spüren konnte man ihn immer wieder deutlich. Den Hunger nach Sinn und Heiterkeit beim Publikum. Dafür war zum Auftakt die aktuelle Preisträgerin des „Leipziger Löwenzahns“, Carmela de Feo, die ideale Besetzung. Man erlebte Klamauk und Alltagsphilosophie, verbunden mit grandiosem Handwerk.

Ebenso bot die Jürgen-Hart-Satire-Matinee gestern mit Lisa Eckhart, Tobias Mann, Wladimir Kaminer und Maxi Schafroth zum Abschluss der Lachmesse in Corona-Zeiten die passende Mischung. Anke Geißler und Mathias Tretter hatten im ausverkauften Haus Leipzig raffiniert durch die Matinee geführt. Für die passende Musik sorgten wie im Vorjahr die vier Musiker des Gankino Circus.

Zwischen diesen beiden ausverkauften Veranstaltungen präsentierte die Lachmesse wieder nahezu alles, was auf die kleine Bühne passt. Geboten wurde stilistische wie gedankliche Vielfalt, Spott und Spaß waren sehr verschieden aber immer auf die Gegenwart gerichtet.

Zu den Höhepunkten im Festival gehörten zweifellos die absurden BlöZinger, wie auch Desiree Nick mit ihrem Blick auf die 20er vor einhundert Jahren, Chin Meyer, der dem Geld Heiterkeit abgewinnen kann oder Matthias Deutschmann, der Mann mit dem historischen Blick auf die Gegenwart, der übrigens wie Oechelhaeuser/Schaller zur Lachmesse Premiere gefeiert hat und schließlich auch die Meister des modernen politischen Chansons, Pigor und Eichhorn.

Allesamt hatten sie gut besuchte Veranstaltungen, wobei, freilich unter Beachtung der Abstandsregeln, immerhin zehn sogar ausverkauft waren. Unter anderen die mit Lisa Fitz in der Leipziger Pfeffermühle, das Helga-Hahnemann-Programm in der Leipziger Funzel, wie auch die Lachmesseeröffnung im academixer-Keller und die Jürgen-Hart-Matinee im Haus Leipzig. Nahezu zweimal ausverkauft war das Programm „Die Vorteile des Lasters“ von Lisa Eckhart.

Freilich hatte Covid 19 das Festivalprogramm verändert. Einzelne Veranstaltungen mussten auf die Lachmesse 2021 verschoben werden. So die Ur-Krostitzer Lachmesse-Gala mit ihren zwei Vorstellungen am Messesamstag im Schauspielhaus. Schade war, dass auch Künstler den Umständen zum Opfer fielen, die die Organisatoren unbedingt im Programm haben wollten. Beispielsweise Michael Hatzius mit seiner Echse, wie auch Sascha Korf, der Hans-Dampf in der Unterhaltung oder Peter Fischer, Bembers und Jonny Armstrong.

Höhepunkten waren auch der Kupferpfennig-Wettstreit, der wieder auf Talente aufmerksam gemacht hat, die man sich merken sollte. So der Sieger des Wettbewerbs aus dem thüringischen Lauscha, Jonas Greiner, der eloquent aus der Sicht seiner Generation auf Alltag und Gesellschaft erzählt hat. Aber auch Andrea Limmer, die sich mit leicht provokantem Charme gegen die Welt, wie sie halt ist, aufgelehnt hatte oder der versierte Singersongwriter Sven Garrecht.

Natürlich stand über allem Spaß und allem Lachen immer wieder die steigenden Infektionszahlen. Die fünf beteiligten Leipziger Kabarettspielstätten wie auch Haus Leipzig, Moritzbastei, Kupfersaal und Krystallpalastvarieté hatten aber Hygienekonzepte entwickelt, denen es zu danken war, dass der Kern des Lachmesseprogramms erhalten geblieben ist. Dabei agierten Lachmesseverein und die Leipziger Kabaretts als Organisatoren der Humoroffensive schnell und umsichtig. Rückblickend hat man eine Lachmesse erlebt, wie man sie sich nicht vorgestellt hatte und doch kann sie sich sehen lassen: 62 Veranstaltungen, davon 10 ausverkauft, mit 11.500 Besuchern.

Streng genommen wäre das ohne die großzügige Unterstützung unserer Sponsoren und Spender nicht möglich geworden: Leipziger Gruppe, Krostitzer Brauerei, Sparkasse Leipzig, Stadt Leipzig / Kulturamt, Getränkestaude, Seaside Parkhotel, Unitas Wohnungsgenossenschaft, S&P Gruppe, Gemeinsam für Leipzig und Rat & Rösch

Die 31. Leipziger Lachmesse findet vom 17. bis 24. Oktober 2021 statt.

www.lachmesse.de

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