Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luise Neuhaus-Wartenberg, erklärt zum Vorhaben der Staatsregierung, die Schulen unabhängig von Inzidenzwerten offenhalten zu wollen: „Ich verstehe den Frust vieler Eltern angesichts der Schließungen. Ich verstehe aber auch alle, die angesichts der Mutationen ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen.“

„Vieles deutet darauf hin, dass die neuen Erscheinungsformen des Virus stärker ansteckend und auch für jüngere Menschen gefährlicher sind. In deren Augen dürfte die Entscheidung zu konsequenter Schulöffnung ein Risiko darstellen. Die Schulbesuchspflicht ist derzeit nur an Grund- und Förderschulen ausgesetzt. Wir fordern die Staatsregierung auf, die Schulbesuchspflicht an allen Schularten außer für Abschlussklassen auszusetzen! So könnten alle Eltern, die dazu die Möglichkeit haben, ihre Kinder zuhause lassen und Gesundheitsrisiken verringern.

Es war nicht richtig, die Schulen im März ohne ausreichendes Testregime zu öffnen. Es wäre besser gewesen, sich noch etwas Zeit zu nehmen und die verlängerten Osterferien zu nutzen – dann hätte die Regierung genügend Zeit gehabt, eine Test-bzw. Selbsttest-Strategie zu entwickeln, die ihren Namen verdient und dann auch konsequent umgesetzt werden kann. Das ist leider nicht geschehen. Das Zusammendenken von Schule und Hort fehlt bis heute, auch der öffentliche Nahverkehr wird nicht ausreichend bedacht.

Zu den Folgen gehört, dass es nun selbst in Kreisen mit offenen Schulen de facto Schließungen gibt – weil viele Klassen oder zu viele Lehrkräfte in Quarantäne sind. Das wird sich nur eindämmen lassen, wenn diese Versäumnisse ausgeräumt werden. Wir könnten längst einen besseren Infektionsschutz an den Schulen haben: kleinere Klassen und Lerngruppen, mehr Schulbusse, Luftfilter wo nötig. Die Staatsregierung muss endlich anfangen, diese Möglichkeiten zu nutzen. Die lahmende Impfkampagne wird das Virus noch lange nicht von den Schulen fernhalten.

Es ist allerdings hoch problematisch und Ausdruck der sozialen Spaltung, dass viele Familien ihre Kinder gar nicht daheimlassen können. Für sie wäre das solidarische Handeln anderer jedoch immerhin ein Sicherheitsgewinn. Perspektivisch und bei einer weiteren Normalisierung der Lage müssen wir schauen, welche Folgen die Schulschließungen für jedes einzelne Schulkind hatten. Wir wissen, dass fehlender Präsenzunterricht verheerende Folgen für den Bildungserfolg haben kann. Diese Defizite sollten, soweit das möglich ist, durch besondere Maßnahmen, für die wir landesweit die Bedingungen schaffen müssen, ausgeglichen werden.“

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